Volltext: Heimatbuch Unterweissenbach

Die Zwischenkriegszeit 
Anstatt danach einen Konsens zu suchen, weigerte 
sich Bundeskanzler Ignaz Seipel, die bei der De- 
monstration festgenommenen Arbeiter zu entlassen. 
Man nannte ihn daraufhin „Prälat ohne Milde*‘. 
Eine Welle von Kirchenaustritten (28.000!) setzte 
ein. Dies und seine gesundheitlichen Probleme führ- 
ten 1929 zu seinem Rücktritt.‘ 
Ende 1928 wurde Dr. Wilhelm Miklas von der Bun- 
desversammlung zum Präsidenten gewählt. 
Grimmige Kälte im ganzen Land 
(Linz minus 32 Grad) 
Kohlemangel, Schneeverwehungen, Schulen müssen 
geschlossen werden. 
Der 12. Februar dieses Jahres ging als der 
kälteste Tag in die Geschichte ein. 
Auch in Unterweißenbach forderte dieser strenge 
und kalte Winter seine Opfer. „Am Sonntag, den 20. 
Jänner 1929, erfror der Holzhauer Martin Pachner in 
der Glashütterkapelle; derselbe hatte trotz des Ver- 
botes des Arztes in Unterweißenbach Alkohol ge- 
nossen, den er wegen seiner eben knapp überstande- 
nen Krankheit nicht hätte zu sich nehmen sollen.“ 
Der 12. Februar dieses Jahres ging als der kälteste 
Tag in die Geschichte ein. 
Großbrand in Hackstock 
Ein weiteres tragisches Ereignis erschütterte die 
Gemeinde. Am 23. September ergriff ein Großbrand 
Hackstock, wobei die Häuser Nr. 1, 2, 3, 5, 6, 7, 8, 
9, 16 niederbrannten, ebenso der Dachstuhl von 
Schule und Dorfkapelle. Auslöser dürfte eine weg- 
geworfene Zigarette gewesen sein, welcher sich ein 
Heimkehrer von der im Gasthaus Waespy (Unter 
Wirt) stattgefunden Tanzveranstaltung entledigt 
hatte. Bis auf einen Dorfbewohner waren alle nicht 
ausreichend versichert. Dieser wurde sofort der 
Brandlegung beschuldigt und kam sogar ins Unter- 
suchungsgefängnis, von wo er bald wieder entlassen 
Vgl. Portisch, Hugo, Österreich I, Die unterschätzte Republik, 
Wien, 1989, S. 286f 
Pfarrchronik Unterweißenbach, S. 86 
wurde, weil ihm nichts nachgewiesen werden 
konnte. 
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1930: Die letzten freien Wahlen 
(bis 1945) 
Die Sozialdemokraten wurden stimmenstärkste Par- 
‚el, blieben aber in Opposition, da die Bürgerblock- 
‚egierung (Christlichsoziale, Großdeutsche, Land- 
und) gebildet wurde. Auch diese Regierung schei- 
terte an den wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Die 
NSDAP kandidierte (seit 1926) ebenfalls, erhielt 
aber kein Mandat. 
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei 
inspAp) 0 
1919 gegründet, seit 1920 unter der Bezeichnung 
NSDAP, seit 1921 unter der Führung von Adolf Hitler. 
Eine > faschistische Partei, die in der Zeit der Weltwirt- 
schaftskrise zur stärksten Partei Deutschlands aufstieg. 
3esaß zahlreiche Sonderorganisationen (SA, SS). Ziele: 
lie Verluste des Ersten Weltkrieges rückgängig machen. 
Lebensraum“ im Osten erobern und alle deutschsprachi- 
gen Völker in einem „Großdeutschen Reich“ vereinigen.? 
Von „Fasci“ abgeleitet (lat. „fasces“ = Rutenbündel). Nach 
den „Fasci“ genannten Kampfverbänden Mussolinis ist die 
Partei der „Faschisten“ benannt. Einige Hauptmerkmale 
(aschistischer Systeme: Antiliberalismus und Antimarxis- 
mus. Nationale Raseiemue Führerprinzin 4 
Das Wahlergebnis vom 9. November 1930: 
Die Mandatsverteilung in Oberösterreich: 
Christlichsoziale 11 (13), Sozialdemokraten 6 (5), 
Schober-Block 1 (0), Heimatblock 1 (0). 
Die Pfarrchronik vermerkt: 
„Ein gutes Ergebnis: 831 christliche Stimmen.‘ 
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Am 19. April 1931 finden Landtagswahlen statt. Es 
werden 48 statt früher 60 Mandate vergeben. 
? Hammerschmid Helmut et al., Geschichte live 4, 2006 S. 143 
* Hammerschmid Helmut et al., Geschichte live 4, 2006 S. 140 
* Pfarrchronik Unterweißenbach, S. 87
	        
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