Volltext: Im Trommelfeuer

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habt, ganz abgesehen von ihrer Überzahl, mit welcher sie uns dort im Kampfe 
in ungedecktem Gelände gegenüberstanden. Dicker Nebel, welcher bis dahin 
in undurchsichtigen Schwaden über dem ganzen Schlachtfeld gelegen hatte, 
war durchsichtigen Wetter gewichfheeen. 
Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Es war gegen 10 Uhr vor⸗ 
mittags und taghell geworden, als wir auf höheren Befehl hin um diese Zeit 
zum zweiten Male Stellungswechsel vornehmen mußten. Die feindlichen Be— 
obachter konuten uns hier auf ihrem gutbekannten und von sich aus übersicht—⸗ 
lichen Gelände völlig einsehen. Zu ihrer weiteren Juformation verfolgten uns 
auf unserem Marsche schon durch Somme-Py hindurch dauernd zwei feind— 
liche Flieger, die mit ihren Beobachtern und Batterien durch Abgabe von 
Zeichen in steter Verbindung standen, und nur auf einen güustigen Augenblick 
warteten, wo uus die feindliche Artillerie mit Feuer überschütten kounte. 
Dessen ungeachtet waren wir an der Ausführung unseres Auftrages gebunden 
und trabten unserer neu angewiesenen Stellung im Hexenkessel zu, koste es 
auch, was es wolle. — Höchste Eile war geboten, da der Feind in dieser Ge⸗ 
gend ungeheure Kräfte zum Durchbruch der deutschen Frout angesetzt hatte. 
Unsere äußerst tapfer kämpfende Infanterie war vom Gegner hart bedrängt 
und hatte schon ganz beträchtliche Verluste erlitten. Auch hatte sie bereits 
mehrere Tage unter den größten Strapazen und Entbehrungen, ohne Schlaf 
zu finden und bei wenig Verpflegung, gekämpft und einem um das zehn⸗, 
zwanzig⸗ und mehrfache überlegenen Gegner im stärksten Kugelregen standge⸗ 
halten. Bei diesem mörderischen Sperr- und Trommelfeuer war es unseren 
Feldküchen vielfach nicht möglich gewesen, nach vorn zu gelangen. Und wenn 
sie trotzdem versuchten, ihre hungernden Kameraden an der Frout mit Speise 
zu versorgen, wurden sie meist schon unterwegs zusammengeschossen. So 
machte sich bei uns allen der Hunger recht bald fühlbar und, um diesen zu stil— 
len, kauten wir unter anderem au Gras, Wurzeln und dergleichen herum, nur 
nicht an Brot, da es uus fehlte. Aber noch mehr als Hunger und Kälte 
quälte uns der Durst. Die wenigen Woasservorräte, die wir in Feldflaschen 
und dergleichen Behältern mit uus führten, waren längst aufgebraucht. Sie 
hatten hauptsächlich als Kühlwasser der durch dauerndes heftiges Schießen 
stark erhitzten, oft glühend heiß gewordeuen Läufe der Maschinengewehre und 
Geschühe Verwendung gefunden, so daß wir jetzt unseren Durst mit Regen— 
wasser löschten, welches sich infolge der ergiebigen Regengüsse der letzten Tage 
überall augesammelt hatte. Gierig, mit weitvorgestreckten Hälsen und Köp⸗—
	        
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