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lagen die braven Kanoniere und Geschützführer, ebenfalls ermordet, doch nicht
verunstaltet. Nach und nach kamen noch einige Kanoniere der 3./ 10, die
bei dem dichten Nebel sich in Geschoßtrichter hatten verstecken können, heran.
Aus ihren Erzählungen konnte man sich kein rechtes Bild machen. Weiter
unten fanden wir noch einen Offizier, Leutnaut J., der noch Lebenszeichen
von sich gab, aber wie ein Leinewandtuch bleich aussah. Er blutete stark aus
dem Unterkörper, kam zu sich und fing aufgeregt an zu erzählen. Ich veran⸗
laßte, daß er wegtrausportiert wurde. Später erfuhr ich, daß er mit dem
Leben davongekommen ist, aber von diesen Bestien entmannt worden war.
Uber die Vorgänge kann man sich ein Bild machen, wenn man die An⸗
gaben von Unteroffizier Schmidt ergänzt. Danach sind die farbigen Franzosen,
bevor sie in die Batterie 8. 10 eingebrochen waren, in Richtung auf das
Bahnwärterhaus bei GSomme-Py vorgegangen. Hier sind sie plötzlich von
deutscher Infaunterie 192er (Sachsen) und 26er Bayern gefaßt worden, die
westlich der Straße Somme⸗Py —Sonain zurück ging. Daraufhin sind die
sarbigen Franzosen durch den Busch zurückgegangen, haben die Gefangenen
niedergemacht und den Leutnant verunstaltet, um ihn so zurückzulassen und
uns mit ihrer Grausamkeit zu schrecken.
Schwmidt lag mit Berthold im Unterstand, er hatte einen Bauchschuß,
Berthold klagte, er hätte einen Querschläger im Fußgelenk. Ich veranlaßte
noch den Trausport der beiden Leute. Ich werde nie ihren Freudenschrei ver—
gessen: „Ach der Herr Major Zimmermann!“ Als sie ohne jede Ahuung von
der Gefechtslage, aber in dem Gedanken, daß wir die Stellung verloren
hätten, mich plötzlich als ersten sahen, der ihnen Hilfe brachte.
Die Geschütze der 3.40 standen noch in ihrer Stellung, zum Teil wa—
ren sie vom Feinde beschädigt worden.
Man wollte diese Räuber und Bestien auf der Stelle füsilieren. Ich
bestand aber darauf, daß man sie als Gefangene nach hinten brachte, damit
dieser Fall von Grausamkeit amtlich festgenagelt und nicht durch einen glei⸗
chen Akt vergolten werde. I
Wie ganz anders verhielt sich da im Weltkriege der deutsche Soldat
seinen Feinden, besonders den Gefangenen und Verwundeten gegenüber. (s.
Bild.)
Man sieht auf diesem Bilde, wie ein am Fuß schwer verwundeter
Franzose von deutschen Landsturmleuten gestützt und in kameradschaftlicher
Weise vom Kampfplatz trausportiert wird. Dem Gefangenen hat man auch,