Volltext: Festschrift Eröffnung der Steyregger Brücke

um einen Treffpunkt für Kaufleute, Säumer (Salzträger) 
und anderes fahrendes Volk handelte. Der Name haf- 
‘et jahrhundertelang zu beiden Seiten der Donau und 
ist mit dem so wichtigen Lände- und Überfuhrplatz be- 
stimmt in Einklang zu bringen. Dort, wo sich die 
Schiffsleute mit den über die Welser Heide herziehen- 
den Fuhrwerken trafen, wo Waren umgeladen, ver- 
mautet und übergeführt wurden, bevor sie in die Ried- 
mark und nach Böhmen weiterverfrachtet wurden, ist 
der Name Taffersheim vertreten. 
Eine Namensgleichheit zu beiden Seiten des Stromes 
mutet etwas ungewöhnlich an, tritt jedoch entlang der 
Donau mehrfach auf, so daß der Name Taffersheim in 
dieser Beziehung keine Ausnahme bildet. Trotzdem 
glaubte man lange Zeit an eine ursprünglich geschlos- 
sene Siedlung und an eine gewaltige Verlagerung des 
Strombettes.‘ Zu Beginn des 14. Jahrhunderts stiftete 
die damalige Herrschaft von Steyregg, die Capeller 
(1280—1406) neben dem Kloster Pulgarn auch ein Spi- 
tal für Arme, Kranke und Sieche. Es stand etwas au- 
3erhalb von Windegg in Richtung Linz. Es wurde 1936 
wegen der notwendigen Straßenverbreiterung abgeris- 
sen. Der gotische Baustil, in dem es errichtet war, ver- 
‚eitete zur Annahme, daß es sich um eine ehemalige 
Kirche gehandelt habe. Von dort war der Gedanken- 
gang nicht weit, sich auch eine Siedlung um die Kirche 
vorzustellen. Es besteht jedoch kein Grund zu glauben, 
daß es sich dabei um die Muttersiedlung von Steyregg 
gehandelt habe. Die Vermutung, daß sich die Siedlung 
durch die ständige Bedrohung durch die Donau nicht 
habe entwickeln können und nach einem Hochwasser 
durch eine Verlagerung des Hauptgerinnes in zwei Tei- 
le gerissen wurde, kann als unrichtig abgetan werden. 
zine Verlagerung des Strombettes in diesem Sinne hat 
es nicht gegeben. Taffersheim am linken Ufer war eine 
über eine längere Strecke des Gestades verstreute 
Siedlung, die vom Spital zu Taffersheim bis Steyregg 
reichte. Um das Spital an der Donau scharten sich 
einige Häuser, die der Überfuhr dienten. Auch einige 
Gebäude der wasserverbundenen Gewerbe, wie Seiler, 
=ischer, Kalkbrenner und Schiffmüller, können als ge- 
3Jeben angenommen werden. Um 1825 bestanden beim 
Spital noch eine Schiffsägemühle und gleich unterhalb 
aine Schiffgetreidemühle. Von Windegg stromauf- und 
-abwärts dehnte sich ein prächtiger. Obstgarten aus, 
der teilweise heute noch besteht und der wegen seines 
Ertrages berühmt war. Der Name Taffersheim ist nach 
dem Abbruch des alten Gebäudes an der Hauderer- 
straße aus dem Sprachgebrauch verschwunden. 
In einer Zeit, als Brücken über einen Strom wie die 
Donau noch unbekannt waren, konnte man sich zum 
Übersetzen eines Flusses nur einer an einer günstigen 
Stelle gelegenen Überfuhr bedienen. Der bereits in der 
vorgeschichtlichen Zeit bekannte Donauübergang be- 
kam im frühen Mittelalter durch die Salztransporte von 
Hallstatt in die Riedmark und nach Böhmen einen gro- 
ßen Aufschwung. Ursprünglich war die Maut von Taf- 
fersheim ein königliches Regal, doch finden wir be- 
reits sehr früh die Herrschaft Steyregg als Besitzer der 
Überfuhr und vieler‘ umliegender Grundstücke. Die 
Kontrolle über diesen Übergang brachte reiche Ein- 
künfte, und so ist es verständlich, daß die Herrschaft 
Steyregg darnach trachtete, möglichst weite Gebiete 
um diesen wichtigen Handelsplatz unter ihren Einfluß 
zu bringen. Aus späterer Zeit wissen wir, daß die Herr- 
schaft Steyregg bis weit in die heutige Linzer Stadt- 
region hineinreichte. . 
Über die rechtliche und verkehrstechnische Situation 
am Donauübergang St. Peter-Steyregg wissen wir heu- 
te noch ganz gut Bescheid. Vom nördlich der Zizlau 
gelegenen Seyrlurfahr brachte der Fährmann (Förge) 
die Leute auf eine kleine Insel, die Urfahr oder För- 
genau hieß: Die Au wurde auf dem Urfahrer Gangsteig 
überquert und man gelangte auf das Hauptgerinne "der 
Donau. Hier erwartete sie der Förge vom Urfahrhaus 
zu Taffersheim (Windegg), um sie über den Strom zu 
ringen. Als Transportmittel dienten Plätten und Zillen 
n verschiedenen Größen, die vom Förgen und seinen 
JYauknechten gerudert wurden. Die Rechte an der 
Jberfuhr waren geteilt und genau festgelegt. Menschen 
ınd Lasten durften jeweils nur in einer Richtung be- 
:ördert werden. Der Inhaber des einen Ufers durfte ge- 
Jen Entgelt nur an das jenseitige Gestade überfahren 
und mußte dann allein zurückkehren. Dasselbe galt für 
den Inhaber des diesseitigen Ufers. Die Überfuhr war 
an einen bestimmten Platz gebunden und durfte nicht 
willkürlich verlegt werden, da die Überfuhrrechte nur 
:Üür kurze Strecken galten. 
Die Maut für beförderte Menschen und .Güter wurde 
jeim Mauthaus, nächst dem heutigen Gasthaus Mer- 
kinger (Panglimayr), eingehoben. Die Aufgabe der Taf- 
jersheimer Maut war es, den Nord-Süd-Verkehr zu er- 
’assen und daraus Einkünfte zu erzielen. Es handelte 
sich daher nicht um Abgaben, die von den Donau- 
schiffen entrichtet werden mußten... Diese hatten hier 
in beiden Richtungen freie Durchfahrt und mußten ihre 
Maut anderswo entrichten. 
Das erste schriftliche Zeugnis über Taffersheim und 
damit Steyregg stammt aus einer Zeit, als die Maut 
1och im königlichen Besitze war. In einer Schen- 
xungsurkunde König Karls des Dicken aus dem Jahre 
385 n. Chr. an die Kapelle Altötting in Bayern heißt es 
ınter anderem, daß der schon genannten Kapelle ne- 
Jen anderen Einkünften der neunte Teil der Maut- 
arträge von Ranshofen und Taffersheim zufallen sollen. 
Diese frühe Nachricht bringt uns einerseits die erste 
Erwähnung des Donauüberganges St. Peter-Steyregg, 
andererseits indirekt aber auch noch die zweite Mit- 
;eilung, daß diese Mauterträge nicht unerheblich ge- 
vesen sein können, denn sonst wäre man sicher nicht 
ausgerechnet auf den 9. Teil für die Dotierung der 
Kapelle verfallen. 
Zu Beginn des 10. Jahrhunderts n. Chr. gehörte das 
heutige Oberösterreich zum bayerischen Ostland, das 
wiederum ein Teil des Karolingerreiches war. Auf Be- 
fehl von König Ludwig dem Kind wurde zur Neurege- 
lung des Zoll- und Mautwesens in diesen Gebieten 
eine Konferenz einberufen, die von 904 bis 906 in 
Zaffelstetten tagte. Raffelstetten liegt im Bereich der 
1eutigen Westbahnstation Asten-St. Florian. Die Er- 
zebnisse dieser Beratungen wurden in der „Raffel- 
stettner Zollordnung‘‘ festgehalten. Sehr viele interes- 
sante Details über das Verkehrswesen vor 1000 Jahren 
P 
können daraus entnommen werden. In dieser Urkunde 
scheint sonderbarerweise der Übergang bei Taffers- 
1eim nicht auf, was jedoch nicht heißen soll, daß er 
inbedeutend oder gar aufgelassen war. Für den Do- 
ı1auverkehr war er nicht von Wichtigkeit, und man er- 
sparte sich daher seine Erwähnung. Der Aufstieg und 
die frühe Bedeutung von Taffersheim liegt in der 
"atsache, daß es sich hier um einen Kreuzungspunkt 
des Ost-West- mit dem Nord-Süd-Verkehr handelte, 
wobei letzterer von ungleich größerer Bedeutung für 
den Ort war. Taffersheim ist mit der Ausfuhr des 
Jallstätter Salzes auf der Traun und der Donau aufs 
angste verbunden. Nach dem Ausbau der Saline Hall- 
statt um 1300 wird Taffersheim wichtiger Umschlag- 
platz für diese früher so heiß begehrte Handelsware. 
Bis in das 16. Jahrhundert hinein läßt sich die Salz- 
maut St. Peter-Steyregg verfolgen. Sehr bald trat die 
! andeshauptstadt Linz auf den Plan und forderte für 
sich das alleinige Recht für den Handel mit Salz. Es 
kam zu vielen Unstimmigkeiten und au einem Jahr- 
aunderte dauernden Streit, bis die Salzmaut in Taffers- 
neim eingestellt wurde. 
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