Volltext: Festschrift Eröffnung der Steyregger Brücke

DER DONAUÜBERGANG ST. PETER - STEYREGG 
HOL Peter Grassnigg 
In unmittelbarer Nähe von Steyregg mündet die Traun’ 
in die Donau. Auf dem Wasser kam seit dem frühen 
Mittelalter das für den Menschen unentbehrliche Salz in 
unsere Gegend. An der Flußmündung entwickelte sich 
ein Verkehrsknoten mit reger Handelstätigkeit. Beson- 
ders die nördlichen Gebiete bis weit hinein nach Böh- 
men wurden von hier aus mit dem kostbaren Gut ver- 
sorgt. Daneben blühten aber auch Schiffahrt und der 
Handel auf der Donau. ; 
Die für frühere Zeiten günstigen Verkehrsverhältnisse 
haben auch die Entwicklung des nahe liegenden Ortes 
Steyregg entscheidend beeinflußt. Heute hat der Strom 
eher eine 'trennende Rolle übernommen. Südlich der 
Donau war im 20. Jahrhundert ein bedeutender wirt- 
schaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Dieser hat sich 
jedoch nicht im vollen Umfang nach Norden fortgesetzt, 
so daß unser Gemeinwesen heute trotz der räumlichen 
Nähe zur Landeshauptstadt Linz verkehrstechnisch und 
wirtschaftlich stark benachteiligt ist. ; 
Vorerst soll in groben Zügen jenes Landschaftsbild dar- 
gestellt werden, welches Jahrhunderte Bestand hatte, 
obwohl es durch die Wasser der früher noch ungebän- 
digten Flüsse starken Veränderungen unterworfen war. 
Am linken Ufer begleitet von Plesching her der Abfall 
des Pfenningberges den Lauf der Donau. Er zwingt den 
Fluß zu einer scharfen Richtungsänderung nach Süd- 
osten. Bei Windegg ragte früher der Zwingelstein weit 
in den Strom hinaus. Von diesem Felsvorsprung hatte 
man eine gute Aussicht auf die gegenüberliegenden 
Siedlungen St. Peter und Zizlau sowie nach St. Florian. 
Benedikt Pillwein rühmte in seinen: Annalen über den 
Mühlkreis 1827 den wundervollen Blick auf die Land- 
schaft südlich der Donau. Heute ist weder vom Zwingel- 
stein, er wurde beim Bau der Bahnlinie Linz-Summerau 
1872 gesprengt, noch von der schönen Aussicht etwas 
geblieben. 
Gleich nach Windegg biegt das Massiv des Pfenning- 
berges nach Norden und bildet die Bucht von Steyregg. 
In der Niederung breiteten sich die Seitenarme der 
Donau aus. Der nördlichste dieser Arme ist auf einem 
Kupferstich der Stadt Steyregg von Matthias Merian aus 
dem Jahre 1649 deutlich zu erkennen. Er bestand bis 
zum Jahre 1870. Durch den Bahnbau wurde der Zufluß 
von der Donau her abgeschnitten. Als Graben, der teil- 
weise mit. Grundwasser gefüllt war, diente dieser Arm 
noch bis vor wenigen Jahren als Deponie für Schutt und 
Müll. . 
Am Uferhang dehnte sich das Kirchendörfl aus, das 
wohl im Gegensatz zum Markt und später zur Stadt 
Steyregg diese Bezeichnung erhielt. In den dreißiger 
Jahren war noch der Name Kirchendörfl gebräuchlich, 
da die beiden Steyregger Siedlungen getrennt lagen 
und nur durch eine Straße miteinander verbunden wa- 
ren. Heute heißt es kurz Dörfl. Die Urbare von 1481 und 
1583 berichten von einem „Maurer zum Dorff‘, einem 
„Schmied zum Dorff“, einem „Krawtgarten (Krautgarten) 
zum Dorff“, weiters von zwei Höfen, der „oberen und 
der unteren Hofstatt an der Gstetten““ (evt. Lehner oder 
Mühlberger). ; . 
Etwas weiter stromabwärts, im innersten Winkel der 
Bucht, lagen die Burg- und die Stadtanlage von Steyr- 
egg. Das Siedlungsgebiet war früher durch die unmittel- 
bare Nähe der Donau, sie floß direkt an der Stadtmauer 
vorbei, noch begrenzter als heute. Steyregg ist aber 
trotz seiner eingezwängten Lage zwischen Strom und 
Berg ein uralter Siedlungs- und Verkehrsplatz. 
Der steil abfallende Spandlberg schließt die Steyregger 
Bucht im Osten ab und trennt sie von der Pulgarner 
Zucht. ; 
Südlich des Steyregger Donauarmes dehnten sich bis 
zum Hauptgerinne des Flusses zahlreiche Seitenarme 
und Grundstücke aus. In alten Büchern finden sich Ein- 
tragungen wie „Altau, Alta, Altach‘ (Nebenarm mit spär- 
lich fließsendem Wasser). Weiters sind Steyregger Bür- 
3er als Besitzer eines „Seegartens'‘ eingetragen. 
Südlich der Donau wurde durch die Errichtung der bei- 
den Linzer Großindustrien und durch die Gründung 
einer Gewerbe- und Industriezone das Gebiet westlich 
der Traunmündung einer gewaltigen landschaftlichen 
Veränderung unterworfen. Dem heutigen Betrachter ist 
es nach der Schleifung der Orte St. Peter und Zizlau 
nicht mehr möglich, den Urzustand dieser Donauland- 
schaft zu erkennen. Die Beschreibung stößt aber noch 
auf eine weitere Schwierigkeit. Durch die niedrige Lage 
am Strom war dieses Gebiet wegen der häufig auftre- 
tenden Hochwässer zahllosen Veränderungen unterwor- 
fen. Die Traun als wilder Gebirgsfluß, wechselte mehr- 
mals ihren Lauf. So lag die Mündung vor Jahrhunderten 
etwa 1/2 km weiter stromaufwärts, gegenüber dem 
Gasthaus Pangimayr (Merkinger). 
An der Schmalstelle, die einerseits durch den Pfenning- 
berg und andererseits durch die Niederterrasse der 
Traun gebildet wird, war der Fluß leicht zu überschrei- 
ten. Die Traunmündung und die günstigen Vorausset- 
zungen einer Donauüberquerung boten den natürlichen 
Anreiz zur Gründung eines Handelsplatzes. Da der Was- 
serweg früher den eindeutigen Vorzug gegenüber dent 
Transport zu Lande hatte, war ein weiterer Grund zur 
Errichtung einer Siedlung gegeben. Spuren mensch- 
licher Behausungen lassen sich aber bis in die Stein- 
zeit zurückverfolgen. 
An der Stelle, wo die von Traun und Donau gebildete 
Niederterrasse am weitesten nach Nordosten vorstößt, 
lag an der Mündung eines Seitenarmes das Fischer- 
und Ländedorf Zizlau. Der Ortschaftsname ist auf die 
spitzzulaufende Landzunge zurückzuführen. Zagel be- 
deutet soviel wie Schwanz oder Spitze. Um 1300 ist der 
Name Zaglau, um 1470 bereits Zizlau gebräuchlich. In 
unmittelbarer Nähe der Siedlung lag auch die Kapelle 
St. Peter, um die sich mehrere Häuser scharten. 
Für die ganze Gegend um die T raunmündung war In 
der Zeit des frühen Mittelalters der Name Taffersheim 
gebräuchlich. Sowohl die Siedlungen des rechten 
Ufers, also St. Peter, Zizlau, Seyrlurfahr, als auch die 
des linken Ufers, Windegg, Kirchendörfl und Steyregg, 
hießen ursprünglich gemeinsam Taffersheim. Am rech- 
ten Ufer findet sich 1147 der Name Tauersheim, 1480 
„Taversheim in St. Peterspfarr‘‘, 1555 „Urfahr zu Tafers- 
naimb auff dem Landt darauf Lintz ligt‘“, 1580 „Tabers- 
1eim oder die Zagelau‘“. Auf der linken Seite der Do- 
nau überliefert sich der Name Tafersheim mehrmals in 
Urkunden aus dem 11., 12. und 13. Jahrhundert. 
Auch für die Herkunft des Namens Tafersheim hat man 
sich mehrmals bemüht. Zu einer endgültigen Klärung 
ist:es jedoch nicht gekommen. Es wurde behauptet, 
daß sich die Ortsbezeichnung von taffern = landen ab- 
leite. Taffersheim würde also soviel wie Anlege-, Lan- 
de- und Zusammenkunftsplatz für Waren und Händler 
bedeuten. Auch die slawische Sprachwurzel, „dabre‘“ = 
gut, wurde zu einer Erklärung herangezogen. Was im- 
mer Taffersheim bedeuten mag, sicher ist, daß es sich 
um einen Stapelplatz für Waren, eine Überfuhr, und
	        
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