Volltext: Chronik der Goiserer Stahelschützen

Der Schußbetrieb wickelte sich wie üblich ab, natürlich nur an Sonntagen, ein- 
gezahlt wurden wöchentlich nur 20 oder 30 Groschen, mehr konnten sich die 
Burschen nicht leisten, der Geldmangel war steter Begleiter, da sie meistens nur 
zu Hause in der väterlichen Landwirtschaft tätig waren, einige standen in el- 
ner Lehre. Not und Arbeitslosigkeit standen diesen Stahelschützen stets zur 
Seite, daher konnte die wöchentliche Einlage nicht höher sein. Auch nach dem 
Schießen konnte keine Einkehr gehalten werden, da eben das Geld fehlte, doch 
man begnügte sich mit Most und Schnaps, den die Bauern selbst erzeugten. 
Da in dieser Gegend aber viele Hollerstauden standen, welche auch ihre Frucht 
trugen, kochten die Frauen vom Hauserbauern den Schützen nach dem Schie- 
ßen stets einen Hollerröster, der dann gemeinsam aus einer Schüssel gelöffelt 
wurde. Daher der Name „Hollerröster - Paß“. 
7ie bereits erwähnt, waren Perl Frida (heute Frau Lichtenegger) und 
A Adolf Grill Bolzträger, welche sich mit Johann Grill und Martin 
de ı, Haslauer abwechselten. Bei einem sonntäglichen Schießen verfehl- 
A) te Bühla Poid sein „Flöckö“ auf der Scheibe und schoß der Bolz- 
trägerin Perl Frida oberhalb der Nasenwurzel auf die Stirn, sodaß, wie sie mir 
selbst berichtete, der Bolzen herunter hing. Da es Gott sei Dank kein triebi- 
ger Bogen war, war die Verletzung außer einer blutenden Wunde nicht allzu 
groß, dennoch konnte man von Glück sagen, daß dabei kein Auge verletzt wur- 
de. Das Blut wurde weggewischt, und man ging wieder in der „Tagesordnung“ 
weiter. 
Ebenfalls an einem Schußtag, es waren ja immer viele Kinder und auch junge 
Mädchen anwesend, geschah folgendes: Die Bolzträger räumten gerade die 
Scheiben von der obersten Stelle der Hütte herunter, als sich plötzlich eine 
Scheibe selbständig machte und der Hauser Fanni, damals 20 Jahre alt, auf den 
Kopf fiel. Diese sackte zusammen und blieb ohnmächtig liegen. Doch die Auf- 
regung war deshalb nicht groß, sie wurde halt wieder auf die Bank gesetzt, und 
siehe da, sie schlug auch bald wieder die Augen auf, und alles war wieder in 
Ordnung. Zimperlichkeit war nicht angesagt, Arzt brauchte man auch keinen, 
so spielte sich das Leben ab. 
War die Stahelschützen-Gesellschaft auch klein und mit finanziellen Mitteln 
durchaus nicht gesegnet, so war es doch selbstverständlich, daß es auch ein 
Schützenmahl geben mußte. Schützenmeister war, wie bereits berichtet, Grill 
Leopold (Scheibner Poid), er hatte.im Laufe der Jahre verschiedene Kassiere, 
einmal seinen Bruder Fritz, Hauser Hans und „Sutale-Franz“ (Zieler). 
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Die Hollerröster-Paß
	        
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