Volltext: Chronik der Goiserer Stahelschützen

n as Stahelschießen des Sommers 1954 verlief ohne besonders erwäh- 
\  nenswerte Vorkommnisse bis hin zum Schützenmahl. An diesem Tag 
% A bzw. in dieser Nacht hatten wir einen tragischen Unfall unseres ein: 
VL zigen noch verbliebenen Altschützen zu verzeichnen. 
Da wir nur 13 Schützen waren, hatte wir auf der Invention 20 Schuß auf dem 
Haupt 15 und auf dem Gams 10. Um 13 Uhr begann meistens das Schießen, 
und die 4 vorhandenen Schießstände reichten wohl für Haupt und Invention 
aus, doch beim Gams kam es des öfteren zu einem Stau, auch an diesem Schüt- 
zenmahlsonntag. Wir hatten bereits mit dem Schußausmessen begonnen, da 
mußten wir feststellen, daß uns noch eine Schußkarte fehlte, und zwar die vom 
Giden Sepp, der letzter Schütze am Gams war. Ich habe heute noch das Bild 
vor Augen, es war bereits finster, der Mond kam gerade vom Sarstein hervor, 
und einer leuchtete mit einer Taschenlampe die Laufbahn der Gamsscheibe an. 
Der Sepp war ein Rumteetrinker stärkster Sorte und durchaus damals nicht als 
nüchtern zu bezeichnen. Einige Schuß fehlten noch zur Abgabe des Schuß- 
zettels. Da ertönte plötzlich ein Geschrei des Bolzträgers, Giden Sepp hat den 
Zapfen vom Gams getroffen. (Damals hatten wir noch einen großen Zapfen, 
26 mm am Gams.) Es war der einzige Zapfenschuß, und er gewann dadurch 
den 1. Gams. Nun floß der Lupitscher (Rumtee) in Strömen, und durch sein 
ungestümes Benehmen in der Gaststube geriet Sepp mit meinem Vater (Josef 
Engleitner) in Streit. Es war eine belanglose Angelegenheit, die bald wieder 
vergessen war. Im Verlaufe des Abends war er bald am Tanzboden, bald in der 
Gaststube, und plötzlich verschwand er. Es fiel doch dann einigen Schützen 
auf, daß der Giden Sepp nicht mehr zum Vorschein kam, man vermutete, und 
das mit Recht, daß er irgendwo seinen Rausch ausschlafen wird. Als sich ge 
gen 3 Uhr morgens der Saal leerte, blieb das Fahnl vom Giden Sepp im Tanz- 
saal. 
pa ch war damals im Kreidewerk Ramsauer beschäftigt und mußte am 
S Vormittag dringend einen Waggon mit Kreide in Säcken am Bahn: 
hof Steeg verladen. So ging ich gegen % 7 Uhr zur Arbeitsstätte. Als 
Ol ich an der Zufahrt zur Luxenmühle vorbeiging, stand die „Pep“ (Lu- 
xenmüllerin, Frau Lahner) an der Zufahrt und ‚sagte mir, daß im Fluder ein 
Mann liege, sie kenne ihn nicht bestimmt, es könnte aber der Giden Sepp sein. 
Ich ging hinunter und mußte feststellen, daß es tatsächlich der Giden Sepp war. 
Ich sagte ihr, sie solle nichts an der Leiche verändern, ich werde vom Kreide 
werk aus die Gendarmerie anrufen. 
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Stahelschützen-Gesellschaft St. Agatha
	        
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