Volltext: Gemeinde Ottenschlag i.M.

Daß das Spitzelsystem wenig zur Hebung der allgemeinen Moral beitrug 
ist verständlich.Die Staatsbeamten und Herrschaftsbeamten sind nach 
Josef II, in ihrer Haltıng stark gesunken. Viele von ihnen mußten abge= 
straft werden,so z.B. der Pfleger von Haus,zu welchem Landgericht - 
Reichenau gehörte; wegen Urkundenfälschung,der Pfleger von Wildberg - 
wegen Mißbrauchs der Amtsgewalt und der Pfleger von Riedegg wegen des 
gleichen Delikts. . ; ; ; 
Zahlreiche Räuberbanden entstanden um diese Zeit.Von manchem rauben= 
den und mordenden Einzelgänger in unserer Geg'end weiß die Überlieferung 
heute noch zu berichten- siehe die Geschichte vom Räuber Landl. ; 
Was zudem die Bevölkerung in unserer Gegend in Xriegszeiten und unter 
äer Besatzung fremder Truppen zu leiden hatte,schildert der damalige 
Pfarrer von Gallneukirchen, Martin Posch- siehe das Kapitel .„ Napoleons 
Krieger im Mühlviertel". . 4 . Em 
Robot und Zehent blieben weiterhin bestehen, Die Robot wurde sogar von 
den Herrschaften wieder in doppelter Form,als Arbeitsleistung und 
als Geldablöse verlangt, . ; ; 
Die Bauern hatten aber unter Maria Theresia und Josef II. ihr altes 
Selbstbewußtsein wieder erlangt und ließen sich die Unterdrückung nicht 
mehr so einfach gefallen.Von 1815 an brachen die Unruhen, Revolten und 
Beschwerden nicht mehr ab.Über -die gereizte Stimmmg des Landvolkes be= 
Tichtet das KXreisamt u.a. aus Waxenberg,daß die Bauern nur den günsti= 
gen Zeitpunkt abwarten,gleichzeitig loszuschlagen,um das,wasß man ihnen 
in Güte nicht gewähren will,nämlich ‘die Aufhebung der Zehente und der 
Dienste, oder wenigstens die Verminderung der Grundsteuer,mit Gewalt zu 
erzwingen. WO BT . 0 
Über das ganze Land zerstreut .fanden sich Helfer der Bauern, die 
diesen. bei der Abfassung der Beschwerden halfen, ; 
In unserer Gegend war der bekannteste davon ; 
Kalchgruber, der „ Bauernadvokat",. . 
Er hielt sich meisvens in. den Distriktskommissariaten Riedegg,Wildberg 
und Reichenau auf.Zr war 1777 auf: dem Kalchgrubergut in Elmberg in der 
Gallneukirchner Pfarre geboren. 1805 war er schon Gemeinderichter und“ 
besuchte Kaiser FranzI. in Persenbeug,wo er Beschwerden vorbrachte und 
noch huldvoll enpfangen wurde.1819 wurde er aber schon als u berüchtig= 
ter Bauernadvokat"bezeichnet; * „} V 
In der Wohnung Kalchgrubers fanden sich auch Bauern aus entfernten 
vegenden ein,um sich Bitt-u.Beschwerdebriefe abfassen zu lassen. 
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