Volltext: Gefangene in England

Er war nun soweit gekommen, daß ihm alles einerlei war. Er 
nahm ihr Bild vom Nagel und legte es in die Kiste. Er wollte» 
sogar den Trauring vom Finger ziehen was war das? 
Wo war sein Trauring? Er betrachtete seine Hände, einen 
Finger nach dem andern, er durchstöberte alle Taschen, wühlte 
seine Kiste auf, suchte Schritt für Schritt das ganze Lager ab, 
aber sein Trauring war verschwunden. Er hatte nach seiner 
Trauung den Ring niemals von seinem Finger genommen, weil 
Anna damals sagte, das bedeute Unglück. Und damals glaubte 
er ihr noch alles, was sie sagte. Auch heute oder gestern oder 
vorgestern hatte er den Ring nicht vom Finger gezogen, darauf 
besann er sich ganz genau. Aber nun war er weg, er konnte auf 
stellen, was er wollte. Es fiel sogar seinen Kameraden auf, daß 
er, wo er auch ging und stand, nach ihm suchte. Schließlich suchten 
seine Kameraden mit, zuerst seine beiden Nachbarn und natür 
lich auch Jörn Bock, die nach vielen Umständen glücklich aus ihm 
herausgepreßt hatten, um was es bei ihm ging. Sie brachten die 
Neuigkeit schnell unter die Leute, und wenn nun in der Sonne 
einmal etwas aufblinkte auf dem Boden, rief man gleich: „Oh, 
ist das Johann Sievers Ring?" Aber es war immer etwas 
anderes. Johann Sievers stand ratlos da. Wo sollte er nun noch 
suchen? Wo hatte er sich in diesen Tagen aufgehalten, wo also 
konnte er den Ring verloren haben? Ja, hier und dort, oben 
im Saal und dann unten im Hofe und einmal für eine halbe 
Stunde auf der Spielweide. Hier an diesem Finger hatte er ihn 
getragen, es war sogar noch zu sehen, wo der Ring gesessen 
hatte. Er zeigte es jedem, der es sehen wollte. Und er konnte be 
schwören, daß er den Ring nicht von seinem Finger gezogen 
hatte. 
„Ja", sagte Jörn Bock, „das ist eine tolle Geschichte, Johann, 
denn mit solchem Kram läßt sich nicht spaßen. Oder meinst du, 
daß das weiter keine Bedeutung hätte?"
	        
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