Volltext: Jahresbericht des Akademischen Görres-Vereins München und des Akademischen Leo-Vereins Innsbruck für das Jahr 1906/7 (1906/7)

Akademischer Leo-Verein, Innsbruck. 
Fides, lux, scientiae. 
Das Bestehen eines akademischen Vereines hat seine Vor 
bedingungen im Mittelschulleben. Die Zeit seiner Biegsamkeit, die 
Jahre der wissenschaftlichen Kindheit hat der Maturant hinter 
sich, mit dem Zeugnisse seiner Reife fühlt er sich von der ge 
glaubten Vormundschaft befreit und will nun selbständig seinen 
ersten Schritt in die Zukunft tun. Dieser ernste und bedeutungs 
volle Schritt führt ihn in eine neue Gesellschaft, in welcher er 
Gesinnungs- und Herzensfreunde zu finden glaubt, an deren Seite 
er mutig in die Zukunft steuern will. 
Ein allgemein wissenschaftlicher Verein hat seine Keime in 
noch größerem Maße an den Mittelschulen. Die Art und Weise des 
Vortrages der Lehrer weckt oder schwächt die Begeisterung für 
den Gegenstand; vermehrt oder vermindert die Lernbegierde der 
Schüler; vergrößert oder verkleinert das Interesse an seine Auf 
gabe. Aus dem Vorgehen und aus der Fälligkeit seiner Lehrer 
saugt der Knabe die Freude zu seinem künftigen Berufe. Der 
Lerneifer und die Vereinsbetätigung siqd ein Spiegelbild nicht nur 
des Vorlebens eines Universitätshörers, sondern auch seiner Vor 
schule und deren Lehrkörper. 
Hält man an diesem Satz fest, so kommt man zur Schluß 
folgerung, daß das Interesse an die Wissenschaft an den Mittel 
schulen wenigstens nicht in dem Maße geweckt wird, als man es 
erwarten sollte. Das hat seine verschiedenen Ursachen. Der Geist, 
ein Ideal in die junge Seele zu pflanzen, ist gestorben; das Be 
streben praktisch zu sein ist im höchsten Grade einseitig und 
trocken geworden; das Nützliche und Angenehme haben dem Not 
wendigen Platz gemacht und dieses Allernotwendigstp ist in einer 
Unzahl von Zahlen und Regeln zusammengehäuft, die auch dieses 
ungenießbar machen. 
Kein Wunder, wenn diesem Miß stände entwichen der an 
gehende Hochschüler nichts Besseres zu tun glaubt, als die Frei 
heit in vollen Zügen zu genießen. Unter solchen Umständen steht 
die Existenz eines allgemein wissenschaftlichen Vereines stets in
	        
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