Volltext: Die Grundlagen des jüdischen Volkes

6 Pötsch Die Grundlagen des jüdischen Volkes 
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Die nüchterne Tatsache ist vielmehr die. daß nach 
und nach verschiedene Gebräuche entstanden, welche 
man. soweit es nicht gelungen war. sie restlos ins Alte 
Testament hineinzunehmen, auf die sonderbarste und 
unmöglichste Weise aus dem schriftlichen Gesetz her 
aus zu deuten suchte, wobei sich die Spitzfindigkeit zur 
Genüge austoben konnte. (Midrasch) Diese Auslegun 
gen und Erklärungen, verbunden mit ausgedehnten 
Redestreiten der Schriftgelehrten, stellten nicht etwa 
eine „Fortentwicklung der Gesetzgebung" dar, sondern 
es handelte sich lediglich um Ergänzungen und An 
weisungen, wie die vorhandenen Grundsätze auszule 
gen sind. Die Tätigkeit dieser Tannaiten (Lehrer, 
Wiederholer) fand ihren Abschluß durch die schriftliche 
Festlegung all dieser Grundsätze durch Rabbi Juda 
hanassi, etwa um 200 u. Z„ wodurch die sogenannte 
Misch na entstand. 
Dem unentwegt nach neuen Auslegungen streben 
den Rabbiner boten etliche in der Mischna nicht zur 
Aufnahme gelangte Lehren Grund zur Schaffung wei 
terer Ergänzungen. Diese wurden noch erweitert 
durch Fabeln, Märchen, Aberglauben und vor allem in 
Babylonien durch Betrachtungen über die Astronomie. 
Die neuen Entscheidungen dagegen knüpften an die 
Mischna an und wurden Gemara (Vervollständi 
gung) genannt. 
In Palästina gelangte diese Tätigkeit vorzeitig zum 
Abschluß. Im 5. Jahrhundert war diese Sammlung 
auch in Babylonien abgeschlossen. Der Talmud ist 
e n t st a n d e n. 
Die zwischen der sogenannten Halacha und der 
H a g g a d a vielfach vorgenommene Unterscheidung läßt
	        
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