Volltext: Malerisches Allerlei. Zweiter Band. (Zweiter Band / 1845)

Der Etna. 
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Der Etna (Aetna) auf Sicilien ist einer der thaͤtigsten feuerspeien⸗ 
den Berge der Gegenwart und ein neuer Ausbruch fand erst vor 
nicht langer Zeit, im November vorigen Jahres, statt; es duͤrfte da— 
her unseren Lesern ein treues Bild desselben wohl willkommen sein, 
um so mehr, da er ja einer von den wenigen Vulkanen ist, welche 
schon den Alten bekannt waren. Sangen doch schon die alten 
Dichter von ihm, spielte er doch schon in der Mythologie eine nicht 
unbedeutende Rolle. Der Etna war es ja, den Jupiter auf den 
Giganten Enceldus schleuderte, nachdem er ihn besiegt hatte. Der 
Etna war es, mit dem Jupiter, nach einer anderen Mythe, den Ty⸗ 
phon bedeckte, der nach Besiegung der Giganten noch einmal anstuͤrmen 
wollte gegen die Goͤtter, aber von Jupiter besiegt und von ihm mit 
dem Etna bedeckt, vor Wuth schnaubend bei Tage Dampffaͤulen, 
bei Nacht Feuer und Steine ausspie. Der Etna war es endlich, 
der den Dichtern als die Werkstätte des Vulkans galt. Dort war 
die Staͤtte, wo er vereint mit seinen riesigen Gesellen, den einäugi— 
gen Cyklopen, die Donnerkeile schmiedete. 
Dreer Etna liegt auf der östlichen Kuͤste Siciliens und erhebt sich 
über die Meeresfläche etwas mehr als 10,900 Fuß, erscheint jetzt 
aber nicht mehr als ein einziger riesiger Kegel, sondern bildet viel⸗ 
mehr ein ganzes Gebirge von Kegeln, da sich durch wiederholte Aus— 
brüche viele kleinere Vulkane rings um ihn her erhoben haben. 
Sein Umfang am Fuße soll an 20 deutsche Meilen betragen. Als 
ein wahres Paradies wird die untere Region dieses Riesenvulkans 
geschildert. Durch verwitterte Lava und Asche ist der Boden unge— 
nein fruchtbar geworden, das Klima ist ebenfalls außerordentlich 
juͤnstig, und so erblickt man hier zahlreiche Getreidefelder, herrliche 
Weinpflanzungen und reizende Gärten, abwechselnd mit üppigen 
Wiesen, die in tausendfachem Farbenschmelze prangen. Nur hier und 
da wird die reizende Gegend durch starre, noch nicht verwitterte Lava— 
nässen unterbrochen. Ungemein gewinnt aber die Landschaft noch 
zurch die zahlreichen uͤber sie hingestreuten Staͤdte und Dörfer. — 
Ein grüner Gürtel von herrlichen Waldungen umgiebt die mittlere 
Region. Riesige Eichen erheben sich hier, abwechselnd mit ganzen 
Waͤldern von Kastanienbäumen, und den Boden bedecken gewürzige 
Kraͤuter, die die Luft mit Wohlgerüchen erfüͤllen. Hier steht auch 
der Castango di cento cavalli, d. h. der Kastanienbaum von hundert 
Pferden. Der Stamm dieses Baumes hatte einen so ungeheuren 
Amfang, daß in seiner Höhlung, nach einer alten Sage, hundert 
Pferde stehen konnten. Doch der Zahn der Zeit hat nur wenig von
	        
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