Die St. Ferdinands-Kapelle.
Wir haben schon im ersten Bande des, malerischen Allerlei“ er—
waͤhnt, daß das Haus, in welchem der Herzog von Orleans starb, von
der Civilliste für 110,000 Fr. angekauft, niedergerissen und an seiner
Stelle eine Kapelle erbaut werden sollte. Dies Alles ist nun bereits
ganz so geschehen, wie es die trostlose Mutter des Prinzen, die fromme
Königin, wuͤnschte, um die Stelle, wo, ihr erstgeborener Sohn den
letzten Seufzer ausgehaucht, durch ein wuͤrdiges Denkmal zu weihen,
Die St. Ferdinands-Kapelle, denn diesen Namen hat die Ka—
pelle erhalten, wurde durch die Architekten Fontaine und Lefrane
erbaut und am 11. Juli 1843 feierlich eingeweiht. Nur wenige
Auserwaäͤhlte nahmen außer der koöͤniglichen Familie an dieser stillen
Feier Theil, vorzüͤglich einige Marschaͤlle, Generale und hochgestellte
Staatsdiener, so wie einige Offiziere, welche bei der ungluͤcklichen
Katastrophe selbst zugegen gewesen waren. Das Gebäude bildet ein
griechisches Kreuz und ist in byzantinischem Style gebaut, dem man
jedoch durch einige antike Details ein gefälligeres Ansehn zu geben
suchte. Auf dem Durchschnittspunkte beider Schiffe erhebt sich ein
hohes steinernes Kreuz. In dem rechten Flügel der Kapelle befin—
det sich der Altar des heiligen Ferdinand, in dem linken erhebt sich
das Cenotaphium und im hohen Chore steht der Altar „uUnsrer lie—
ben Frauen zum Mitleid“ — Notre-Dame-de-compassion —, deren
Statue auch außerhalb der Kapelle in einer Nische angebracht worden
ist. Die drei Portale, im Rundbogenstyle, haben Rosettenfenster, mit
Glasmalerei, Glaube, Liebe und Hoffnung darstellend. Außerdem
wird das Innere der Kapelle noch durch große Bogenfenster erhellt,
welche nach Zeichnungen von Ingres gemalt wurden und in gan—⸗
jen Figuren den heil. Philipp, den heil Ludwig, den heil. Robert,
den heit. Car Borromaͤus, den heil. Antonius von Padua, die heil.
Rosalie, den heil. Clemens von Alexandrien, die heil. Amalie, den
ais behelaphein nag Jeichetegen on Aiug Scheffet in den
Aiellers des Loupre von Ttlquette ausgesü hrt, und siellt auf einem
Anterbaue von schwarzem Marmor den Piinzen in Generalsuniform,
auf einem Polster ruhend, dar. Auf einem Spele, einer Verlaͤnge—
cung des Piedestals, erblickt man einen betenden Engel, eins der
eetzten Arbeiten der Prinzessin Marie, welche bekanntlich kurz vor
hrem Bruder dahingeschieden. Die beiden Statuen sind von carra—
cischem Marmor und am Piedestal befindet sich in einer halbrunden
Rische ein vortreffliches Basrelief: Frankreichs Genius, in der rech—
ten Hand die gesenkte dreifarbige Fahne haltend, und mit dem lin—
ken Arme eine Urne umschlingend, die er mit seinen Thraͤnen benehtt.
Die Sakristei ist außerhalb des Kreuzes, hinter dem hohen
Chore angebaut, und in dem vordersten Kreuzflügel, vor dem ein
freier Plah liegt, befindet sich die Wohnung des Pfoͤrtners und
einige andere Gemaͤcher.
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