Volltext: Malerisches Allerlei. Zweiter Band. (Zweiter Band / 1845)

Die St. Ferdinands-Kapelle. 
Wir haben schon im ersten Bande des, malerischen Allerlei“ er— 
waͤhnt, daß das Haus, in welchem der Herzog von Orleans starb, von 
der Civilliste für 110,000 Fr. angekauft, niedergerissen und an seiner 
Stelle eine Kapelle erbaut werden sollte. Dies Alles ist nun bereits 
ganz so geschehen, wie es die trostlose Mutter des Prinzen, die fromme 
Königin, wuͤnschte, um die Stelle, wo, ihr erstgeborener Sohn den 
letzten Seufzer ausgehaucht, durch ein wuͤrdiges Denkmal zu weihen, 
Die St. Ferdinands-Kapelle, denn diesen Namen hat die Ka— 
pelle erhalten, wurde durch die Architekten Fontaine und Lefrane 
erbaut und am 11. Juli 1843 feierlich eingeweiht. Nur wenige 
Auserwaäͤhlte nahmen außer der koöͤniglichen Familie an dieser stillen 
Feier Theil, vorzüͤglich einige Marschaͤlle, Generale und hochgestellte 
Staatsdiener, so wie einige Offiziere, welche bei der ungluͤcklichen 
Katastrophe selbst zugegen gewesen waren. Das Gebäude bildet ein 
griechisches Kreuz und ist in byzantinischem Style gebaut, dem man 
jedoch durch einige antike Details ein gefälligeres Ansehn zu geben 
suchte. Auf dem Durchschnittspunkte beider Schiffe erhebt sich ein 
hohes steinernes Kreuz. In dem rechten Flügel der Kapelle befin— 
det sich der Altar des heiligen Ferdinand, in dem linken erhebt sich 
das Cenotaphium und im hohen Chore steht der Altar „uUnsrer lie— 
ben Frauen zum Mitleid“ — Notre-Dame-de-compassion —, deren 
Statue auch außerhalb der Kapelle in einer Nische angebracht worden 
ist. Die drei Portale, im Rundbogenstyle, haben Rosettenfenster, mit 
Glasmalerei, Glaube, Liebe und Hoffnung darstellend. Außerdem 
wird das Innere der Kapelle noch durch große Bogenfenster erhellt, 
welche nach Zeichnungen von Ingres gemalt wurden und in gan—⸗ 
jen Figuren den heil. Philipp, den heil Ludwig, den heil. Robert, 
den heit. Car Borromaͤus, den heil. Antonius von Padua, die heil. 
Rosalie, den heil. Clemens von Alexandrien, die heil. Amalie, den 
ais behelaphein nag Jeichetegen on Aiug Scheffet in den 
Aiellers des Loupre von Ttlquette ausgesü hrt, und siellt auf einem 
Anterbaue von schwarzem Marmor den Piinzen in Generalsuniform, 
auf einem Polster ruhend, dar. Auf einem Spele, einer Verlaͤnge— 
cung des Piedestals, erblickt man einen betenden Engel, eins der 
eetzten Arbeiten der Prinzessin Marie, welche bekanntlich kurz vor 
hrem Bruder dahingeschieden. Die beiden Statuen sind von carra— 
cischem Marmor und am Piedestal befindet sich in einer halbrunden 
Rische ein vortreffliches Basrelief: Frankreichs Genius, in der rech— 
ten Hand die gesenkte dreifarbige Fahne haltend, und mit dem lin— 
ken Arme eine Urne umschlingend, die er mit seinen Thraͤnen benehtt. 
Die Sakristei ist außerhalb des Kreuzes, hinter dem hohen 
Chore angebaut, und in dem vordersten Kreuzflügel, vor dem ein 
freier Plah liegt, befindet sich die Wohnung des Pfoͤrtners und 
einige andere Gemaͤcher. 
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