Volltext: Malerisches Allerlei 1 (1 /1842)

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Häuserfronte. Es ist nur J Stock hoch, und in diesem einen Stockeeinen Leipzigs eine Festhymne ausgeführt, gedichtet von Düringer, 
befindet sich das zweifenstrige Stübchen, in welchem Schiller ver— componirt von Lortzing, Beide Mitglieder des Leipziger Stadthea— 
weilte. Die Linde, welche sonst vor dem Hause stand, und unter kers; und als die letzten Töne derselben verhallt waren, sprach 
der Schiller oft zu sitzen pflegte, ist nicht mehr vorhanden. — J Robert Blum in eindringlicher Rede ebenfalls über die Bedeutung 
Am Morgen des 11. Novembers 1841 wurde die Gedenk- des Festes, und zeigte zu diesem Zwecke in Schiller den großen Dich— 
tafel, welche das neue Portal am Hofe des Hauses zieren sollte, er und· Menschen, den Vertreter deutscher Sitte und Art im Reiche 
feierlich enthüllt. Nachdem sich. der Comité desSchillervereins der Dichtkunst, der Gut und Blut der Wahrheit, dem Rechte und 
nebst der von Leipzig hinzugeströmten Menge im Waldschlößchen der Freiheit geweiht. Als gegen den Schluß dieser Rede unter 
versammelt, erschien daselbst die Schuljugend des Dorfes in festlichem Posaunenschall die Hülle von der Gedenktafel fiel, ertoͤnte lauter 
Zuge, mit grünen Zweigen, und an ihrer Spitze der Schullehrer Jubel und Beifallsruf, der noch lange fortdauerte, als der Redner 
und die Ortsbehörden. Nach einer kurzen, herzlichen Anrede des dieses einfache Denkmal dem Schutze und der Sorgfalt der Behörden 
Landgerichtsdirector Stockman, sprach der Schullehrer des Dorfes übergeben, und zuvor ein Bauermädchen von vierzehn Jahren mit 
Gohlis/ Herrr Fleischer, üͤber die Bedeutung dieser Feier umd zinigen schonen und gut vorgetragenen Worten im Namen der Goh⸗ 
des Dichters für das heranwachsende Geschlecht, und deutete dabei liser Schuljugend einen Lorbeerkranz den Manen des Dichters geweiht 
darauf hin, wie das Dorf das Glück genossen,“ den Dichter des und? an dem ihm gewidmeten Denkmale niedergelegt hatte. Zum 
Volkes, dessen Namen alles Edle, Schöne und Große in sich schließe, Schlusse der Feier stimmte der Sängerchor „das Lied an die Freude“ 
einige Zeit beherbergt zu haben. Mit tief eindringenden Worten an und alle Anwesende stimmten begeistert mit ein — 
wandte er sich am Schlusse zu der. Jugend, die seiner Obhut Die Gedenktafel ist von Gußeisen, gegen vier Fuß breit und 
anvertraut ist und ermahnte sie, den feierlichen Augenblick in ihre drei Fuß hochz wie schon bemerkt, uͤber dem neuerrichteten Portale 
Seelen zu prägen, da, wenn sie auch jetzt die Bedeutung des angebracht, mit einigen Emblemen der Musen, denen der Dichter 
Dichters ihres Volkes noch nicht ganz würdigen könnten, die Erin- gehulbdigt, geziert, und hat die Inschrift mit vergoldeten Buchstaben: 
nerung an dieses Fest sie in reiferen Jahren ermuntern werde, aus Hier wobnte Schkiller und schrieb das Lied- an die Preude im 
seinen unsterblichen Werken, die des Guten und Edlen und eines Jahre 1785. — Die Stube Schillers ist mit den Worten: „Schillers 
wahrhaft religiösen Geistes voll, sich Nahrung für höhere und schöͤ— Stube“ über den niedrigen Fenstern bezeichnet und in der. Stube 
nere Entwickelung ihrer edlern Kräfte und Gefühle zu schöpfen. lbst werden einige Reliquien aus Schillers Nachlasse, z. B. zwei 
Nach dieser tief ergreifenden Rede führte die Schuljugend eine Can- Manuscriptblaͤtter aus dem Don Carlos, ein Brief Schillers und 
tate auf und hierauf setzte sich der Festzug, an den sich viele Be— —ä0 
wohner Leipzigs anschlossen, nach Schillers einstiger Wohnung in bewahrt. Die innere Einrichtung des Hauses soll uͤbrigens noch 
Bewegung. Dort angekommen, wurde zuerst von zwei Saͤngerver-⸗ ganz dieselbe sein, wie zu Schillers Zeiten. 
Dg ven IBolefchfelv in Lipi
	        
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