Volltext: Malerisches Allerlei 1 (1 /1842)

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nieder, um die Petrikirche zu retten. Der herrliche Thurm, der schon 
weimal waͤhrend der Nacht brannte und durch die unermüuͤdlichsten 
Anstrengungen der Löschenden bis dahin gerettet worden war, wurde 
bis auf das untere Mauerwerk ein Raub der Flammen; seine maje— 
staͤtische Pyramide stürzte zusammen, in der Mitte über der Mauer— 
satzung wie verkohlt in sich niedersinkend und dann mit der Spitze 
allmälig in der Richtung der Schmiedestraße hinabschlagend. Die 
Bergstraße, die Zuchthausstraße und der Holzdamm standen nun in 
Flammen und eifrig war man daher bemuͤht, das Johanneum, dem 
jetzt ebenfalls Gefahr drohte, zu retten. Das Feuer verbreitete sich 
immer mehr, Jammer und Verzweiflung stiegen von Stunde zu 
Stunde und erregten am Mittage bei dem Volke die Meinung, das 
Feuer sei angelegt und koönne nicht eher gelöscht werden, bis die 
Brandstifter ihren gerechten Lohn empfangen. Als solche betrachtete 
man einige in Hamburg lebende Engländer, und bald sahen sich 
daher diese der Wuth des Pöbels hingeopfert. Ueberhaupt häuften 
sich Excesse auf Excesse, da die preisgegebenen Weine und andere 
hitzige Getränke den Pöbel berauscht hatten. Mit Umsicht steuerte 
— 
willige Bürgerpolizei zusammentreten, welche mit der Buͤrgergarde 
und dem anwesenden fremden Militair vereint, der Buͤrger Eigen— 
thum zu schützen und die Ordnung wieder herzustellen suchte. Jene 
angeblichen Mordbrenner, deren Unschuld man später erkannte, wurden 
durch Verhaftung der Volkswuth entzogen, die Unruhstifter aber 
auseinandergetrieben. Unterdessen wuͤthete der gräßliche Brand fort, 
und der sich erhebende Südwestwind trieb mit reißender Schnelle 
nach Nordost. Unter immer neuen Jammerscenen verging der Sonn— 
abend. In der folgenden Nacht verbreitete sich das Feuer am Holz— 
damm hinauf nach dem Detentionshause, bis auf den Pferdemarkt, 
wo die Flammen sich der nördlichen Seite der breiten Straße, dann 
der Lilien- und Rosenstraße, der Raboisen mit den verschiedenen Ne— 
bengassen und der Gertrudenkirche bemaͤchtigten. Selbst noch am 
Morgen des Sonntags (8. Mai) dauerte der Brand fort und wü— 
thete am neuen Wege, der Gränze Hamburgs, am Walle hinauf: 
doch sollte dieser Tag endlich Rettung bringen, denn der heftige 
Wind legte sich, ein starker Regen kam dazu, und den letzten helden— 
muͤthigen Anstrengungen der Löschmannschaften gelang es endlich, 
die Gewalt der Flammen zu besiegen, oder doch in den untern Räu— 
men einiger Gebaäude gefesselt zu halten. 
Fürchterlich waren die Verwüstungen, welche die Wuth der 
Flammen angerichtet hatte, und folgende Stadttheile lagen in Truͤm— 
mern: Die Deichstraße und Steintwiete bis auf einige Gebäude, fast 
die ganze Ostseite des Rödingsmarktes, die Gruͤtztwiete, der Hopfen— 
markt, die Nikolaikirche mit den Kirchhofgebäuden, die Neueburg, die 
Bohnenstraße mit der fruͤheren Börsenhalle, die Mühlenbrücke, der 
große und kleine Burstah, das Rathhaus, die Bank, die alte Börse, 
das Commercium, ein Theil vom Neß, die große Baͤckerstraße, das 
Eimbeckssche Haus, ein Theil vom Dornbusch und der Pelzerstraße, 
die Filterstraße, ein Theil des Fischmarktes und der größte Theil der 
Schmiedestraße, der Berg, die große und kleine Johannis- und die 
Knochenhauerstraße, der Breitegiebel, der Adolphsplatz, die Schauen— 
burgerstraße, die Stavenpforte, der Plan, der Moͤnkedamm, die alte 
Wallstraße, der Graskeller, das Meiste vom neuen Wall, der Schee— 
lengang und Voglerswall, die kleine Königs- und die Ecke der gro— 
zen Koͤnigsstraße, der alte Jungfernstieg bis an den Gerberhof, die 
Häuser bei der Kunst, die Bergstraße, die Petrikirche mit Umgebung, 
die große und kleine Paul- und die Zuchthausstraße, das Spinn— 
haus, die Häuser am Alsterhof, der Holzdamm, die Gebaͤude am 
Drillhause, das Detentionshaus, die Raboisen, die Schacht-, Ro— 
sen- und Nordseite der Breitenstraße, der Pferdemarkt, die Gertru—
	        
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