Volltext: Die Mannschaft 4. Band (4. Band / 1938)

Wir sprechen ungern davon; denn wenn jemand die Notwendigkeit er⸗ 
kannt hat, etwas zu tun, dann ist ihm dieses Tun so selbstverständ⸗ 
lich, daß er sich wundert, dafür gelobt zu werden. Tat er denn et⸗ 
was Außergewöhnliches? Er machte nur Dienst. Und vor einem Siege 
über den Gegner gewann er den Sieg über sein schlechteres Ich. Dies 
war alles. 
Ich erinnere mich an einen trüben Herbstabend des Jahres 1931 zu 
München. Gerhard Haselbacher mußte in einer Kneipe sprechen, in einem 
kommunistischen Vorort, der eine halbe Stunde Wegs durch freies, mit 
Gebüschen, offenen Wiesen und Schrebergärten bedecktes Land von der 
Stadt getrennt war. Der Mayerhofer⸗Hans sollte ihn zur Versammlung 
bringen; er besaß ein Motorrad. So ging es vielleicht am besten, wenn 
man rasch das nicht ungefährliche Zwischengelände überwand, in dem die 
Kommune gute Deckung fand. Waren sie erst einmal in dem Lokal, so sah 
alles schon freundlicher aus, denn einer Saalschlacht waren unsere Leute 
sicher gewachsen. Nicht gewachsen aber war ein jeder von uns einzig und 
allein einem heimtückischen Uberfall aus dem Hinterhalt. 
Es war früh dunkel geworden, es regnete leicht, die Straßenlampen be⸗ 
mühten sich vergebens, ihr Licht bis auf das Pflaster hinunterfallen zu lassen. 
Als Gerhard Haselbacher beim Mayerhofer⸗Hans eintraf, nahm ihn dessen 
Frau beiseite. Sie machte nicht viel Worte, sie bat, daß der Hans daheim 
bleiben möchte, heute, dieses eine Mal; sie habe Angst um ihn, drei Tage 
hintereinander habe er nun schon Dienst gemacht, und erst heute morgen 
habe wieder ein Drohbrief der Rommune auf dem Slur gelegen, nächtlich 
unter der Tür hindurchgeschoben. Haselbacher kannte die Frau, sie hatte 
zwei Kinder, sie trug ein drittes unter dem Herzen. 
Es gab nur zwei Moglichkeiten, zu dem Versammlungslokal zu kommen: 
zu Fuß oder mit dem Motorrad ihres Mannes. Eine Tare zu nehmen, 
war ausgeschlossen. Weder war das Geld dazu vorhanden, noch wäre an 
einem solchen Abend ein Taxifahrer bis in jenen entlegenen Vorort hinaus 
über die unsichere Straße gefahren. Denn ein jeder wußte, daß dort heute 
diese Versammlung steigen würde, und wer setzt gern seinen Wagen 
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