Volltext: Die Mannschaft 3. Band (3. Band / 1938)

die ersten Blumen des rauhen Jahres von Balkonen und Fenstern der 
ersten Straßenzüge; dann stockt der Vormarsch: irgendwo vorne hat's 
ein paarmal geknallt, — die Spitze stößt erneut vor, wieder kommt eine 
Stockung, und dann knallt es bei uns von allen Seiten in die Kolonne; 
na, das mußte ja irgendwo so kommen, anders geht ein Straßenkampf 
nicht los ... bald weiß man nicht mehr Schüsse vom Feind und die Ein— 
schläge unserer eigenen Geschosse an den Häusern zu unterscheiden, so 
wild ballert alles durcheinander, aber langsam dringt man doch Ordnung 
hinein: man muß die Häuser einzeln ausräumen! Wo die Tür nicht auf⸗ 
gehen will, hilft man nach, wo ein Gitter ist, steigt man hinüber, über 
Treppen und Dachluken gelangt man auf die Dächer, man lernt sich bald 
geläufig in fremdem Wohnraum bewegen. Langsam kommt Zug in die 
Sache, nach einer Weile ist der Bezirk um den Schlachthof im wesent⸗ 
lichen gesäubert, obwohl freilich von versteckten Schützen noch Tage 
später heimtückische Angriffe auf Einzelgänger und Posten verübt werden. 
Links von uns in der Lindwurmstraße sind die Tübinger Studenten 
vorgegangen, rechts am Isartalbahnhof die Gebirgler des Hauptmanns 
Zickwolff; wieder stockt es: wir sind auf die Hauptwiderstandslinie am 
Ring der Südbahn aufgelaufen, Artillerie muß ran. Als die ersten Gra⸗ 
naten 'rausfahren, hat die Sache ein anderes Gesicht. Nun geht es un⸗ 
aufhaltsam, nur immer mit den durch die Vorsicht gebotenen Abstechern 
in einzelne Häuser und Sceitengassen, dem Stadtkern zu. Am Sendlinger 
Tor peitscht noch einmal wütendes Strichfeuer über den offenen Platz, 
dann können wir uns nach erreichtem Angriffsziel einrichten. An die 
Feldküche gelehnt, kaut man an seinem Stück Kälbchen von Großhadern, 
— jetzt merkt man erst, wie müde man ist ... aber es ist noch nicht aus: 
Quartiermachen, Sicherungen, Patrouillen hier und dort, da immer 
wieder an einzelnen Stellen das Feuer neu aufflackert, — dann in der 
Nacht noch Verbindung suchen mit dem Freikorps Epp, das in Giesing 
bittere Verluste erlitten hat; um ein Haar schießen sie mich selbst über den 
Haufen, als ich mit meinen Leuten endlich ihre äußersten Posten ge⸗ 
funden habe; „na denn, pfüet enk Gott!“ Und nun zur Sicherheit noch 
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