Volltext: Die Mannschaft 3. Band (3. Band / 1938)

eine kurze Verabredung mit den Nachbarzugführern, und nun geht es 
„auf und los!“ zum Angriff, als eben der Bataillonsstab die durch die 
enge Gasse herabrasselnden schweren MGs. anhält und die Sache „in 
die Hand nehmen will“. Aber bis „Das Ganze Halt“ geblasen ist, haben 
unsere Leute schon halb Oberhausen erstürmt; übrigens hatte die Führung 
recht: denn als wir am Abend den Schaden besehen, waren durch das 
wenig organisierte spontane Vorgehen einige Kameraden in Hinterhöfen 
und Seitengassen vom Haupttrupp abgekommen und vom Gegner ge⸗ 
schnappt worden. Die Spartakisten waren zwar durch unser Stürmen 
so eingeschüchtert, daß sie keinen der Gefangenen umzulegen wagten (und 
das hat ihnen wiederum in den nächsten Tagen das Leben gerettet), — 
aber, sagte einer unserer Vermißten, als er wieder zu uns stieß: „Soviel 
Streich hab' ich mein Lebtag noch nicht bekommen ...“ Na, das allein 
hat ja keine dauernden Schäden hinterlassen. 
Bis zum Mittag des kommenden Tags war Oberhausen eingekreist, 
nach Ablauf des Ultimatums sollte gestürmt werden. Als ich wegen der 
deuervorbereitung noch einmal zur benachbarten Artillerie hinaufgehe, 
kommt der ZSührer in innerlichster Entrüstung uns auf halbem Weg ent⸗ 
gegen: „Herr Kamerad, wissen Sie, was aus unsern Kanonen g'worden 
ist? Gestern sind die noch dag'standen ...“, da haben sich die Burschen 
ihre Geschütze klauen lassen, wie der berühmte Soldat Wurlitschek, „nit 
nur den Speck, sondern auch d'Rockschwanzerln von der Montur ...“ — 
Ja, es gab, Gott sei's gedankt, doch auch ein paar heitere Momente im 
Bürgerkrieg, man hätt' es ja sonst nicht aushalten mögen. 
Übrigens kapitulierten Augsburgs Vorstädte noch am selben Tag, wir 
bedurften also der Donnerbüchsen nicht mehr, und von da ab ging's uns 
als Befreiern in der schönen Stadt herrlich und in Freuden, bis es, wie 
im Soldatenleben immer, auch mal wieder sauer kam. Am letzten Abend 
tagten wir im „Grünen Baum“ mit manchem lieben Kameraden, darunter 
auch Hauptmann Fritsch vom Feldart.⸗Regt. 15; vier Tage später war er 
tot, durch eine MG.⸗Garbe von seinem K⸗Flakgeschütz heruntergeschossen, 
mit dem er den Angreifern den Weg in die Münchner Innenstadt bahnen 
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