Volltext: Die Mannschaft 3. Band (3. Band / 1938)

seren Kolonnen gehen muntere Geschichten um über die sozialdemokratische 
Bayern⸗Regierung, die sich, von Ort zu Ort flüchtend, in Ulm eingefun⸗ 
den hat, wo sie den Fisch mit dem Messer in Rädchen schneidet und ziem⸗ 
lich hilflos zu allem Ja sagen muß, was ihr die Schwaben vorschlagen. 
Jetzt wendet sie sich in ihrer Not auch an das Reich, um nicht zu sagen: 
an die dreimal verd. ... Preußen, und da bietet man ihnen fürs erste das 
bayrische Freikorps Epp an, das sich in Ohrdruf auf Thüringer Boden 
formieren mußte, weil die bayrische Regierung bisher keine „Soldateska“ 
hatte dulden wollen. Prachtkerle sind dabei, — aber was hilft das, wenn 
überall im Bayerland alles Heeresgut verklopft und verschoben ist? Da 
muß nun die schwäbische Ordnung herhalten: vom letzten Schuhnagel bis 
zum Gewehr und zur Kanone müssen wir den Kameraden aus unseren 
Beständen aushelfen, und bis sie soweit sind, wird unsere Brigade schon 
an den Feind geführt. 
Vorne stockt es, die Kolonnen laufen aufeinander auf: die Gespanne 
sind zu schwach, sie können die Schelklinger Steige hinunter die Fahrzeuge 
und Geschütze nicht halten; die Infanterie muß 'ran, in die Speichen 
greifen und ihnen weiterhelfen; wann hab' ich das doch schon einmal 
getan? Bei der letzten Offensive war es, im Juli 1918, neun Monate ist 
das erst her, da glaubten wir noch an den Sieg, — und heute ziehen wir 
gegen Deutsche, um wenigstens die Trümmer zu retten, die uns übrig— 
blieben! IJ J 
In Schelklingen gibt's eine Rast, bis unser Zug fahrbereit ist; ein 
Wunder, daß wir einen bekommen, daß nicht gerade Generalstreik ist; 
Fußmarsch bis München wäre doch zuviel des Guten. In der Wirtschaft, 
wo wir schnell einen Pfannkuchen bekommen, wird alles geschmückt zu 
einer Hochzeit; wir werden zum Bleiben eingeladen, aber wir müssen ja 
weiter: „Mädle, 's ist Kriegl“ — Die Mädle verstehen das nicht: wir sind 
doch Württemberger, und in Schelklingen ist es so nett, zumal wenn eine 
Hochzeit ausgerichtet wird, und da wollen wir nach Bayern, um uns 
dort mit den Leuten herumzuschießen? Wär' g'scheiter, daheim zu 
bleiben...! 
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