Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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ihm schleuderte ihn gegen die Mulde des ehemaligen Grabens, aber er er 
hob sich ebenso schnell wie gelassen und sprang in den nächsten Unterstand. 
Er schien mit dem Leben abgeschlossen zu haben, ohne es deswegen auf 
gegeben zu haben. Als links neben ihm der Msilier Berthold durch Schuß 
in den Hinterkopf fiel und sogleich tot war, zuckte er nicht einmal zu 
sammen, und als der Gefreite Scholz durch Bauchschuß schwer verwundet 
wurde, war er der erste, der bei ihm war und ihm die erste Hilfe mit 
Verbandpäckchen leistete, obwohl gerade Scholz ihn immer am meisten 
gehänselt hatte und vielleicht sein unnachgiebigster 8eind gewesen war. 
Er tat das alles ohne Zeichen irgendeiner Gemütsbewegung, und das 
war das erstaunlichste bei ihm, der immer von Gefühlen bis zur Hem 
mungslosigkeit abhängig gewesen war. 
Aber daß er so wortlos war und sich in sich selbst verkroch, zeigte mir 
an, daß hier etwas nicht mehr stimmte. Diese völlige Ruhe machte einen 
bedrohlichen Eindruck. Ich hatte die Empfindung, daß ihm eine Kata 
strophe bevorstünde. Ls war nur ein rasch vorübergehendes Zucken der 
Mundwinkel, ein kurz schweifender Blick, eine Neigung des Kopfes, die 
die innere Erschütterung verriet. 
Auf jede Art von Anspielung antwortete er nicht mehr. Seine Ver 
bindung zum Leben schien abgerissen zu sein. Mit der Zeit ließ man ihn 
links liegen. Man bemerkte ihn nicht mehr. Ich aber sah, wie es in ihm 
wühlte und gärte, und ein besonderes Zeichen schien es zu sein, daß er die 
seltenen Gelegenheiten der Ruheorte, Klavier oder (Orgel zu spielen, nicht 
benutzte. Mit gesenktem Kopf ging er an seinen geliebten Instrumenten 
vörbei. 
Da wurde bei einem großen Unternehmen die französische 8ront in einer 
Breite von über zo Kilometern durchbrochen. Unser Regiment befand sich 
unter den Sturmtruppen der vordersten Linie. 
Zuerst kamen wir ohne viele Verluste ein gutes Stück vorwärts und 
nahmen nach der ausgezeichneten Artillerievorbereitung einige Höhen- 
ftellungen und versteckte Maschinengewehrnester, die sonst gar nicht oder 
nur nach langen Kämpfen und unter den stärksten Verlusten zu erobern
	        
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