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Schüsse von hinten. Die Mütze wird mir vom Kopf gerissen. Sie müssen
mich gesehen haben. Lin grauer, undurchdringbarer Nebelschwaden um
hüllt mich. Durch, durch!
Mein Mantel reißt im Rücken auf, der scharfe Draht ritzt die Schulter.
Durch, durch!
Noch ein letzter Ruck, und ich liege geduckt am Rande eines Wasser
grabens. Kalt faßt das Wasser durch die Kleider. Bis an die Knie sinke
ich ein. Vornübergebeugt durch den Graben. Schlammbesudelt kauere ich
am Stamme einer hohlen weide. Linen Augenblick aufatmen, weiter
kriechen im Nebel, wieder Drahtgewirr. Ich ducke mich, wie in die Lrde
gescharrt liege ich da. Von Zeit zu Zeit hebe ich den Kopf, richte mich
einige Zentimeter auf. Offne weit die Augen, versuche den grauweißen
Nebel zu durchdringen. Hinter dem Schützengraben vor mir bewegt sich
etwas. Deutsche Kameraden? Jetzt verfängt sich der Nebel. Da, ganz
deutlich ein Soldat.
wenn ich schon drüben wäre!
Meine Hände formen sich zum Trichter um den Mund.
„Hallo, Kamerad, hallo!"
Jetzt sehe ich deutlich mehrere Köpfe über dem Grabenrand. Dann höre
ich ganz hell: „Hundert Meter weiter nach rechts kannst du durchkriechen,
komm nur!"
Komm nur — in diesen beiden Worten liegt der Inhalt meines Lebens.
Komm nur!
Line halbe Stunde brauche ich für die hundert Meter. Noch so Meter
bis an den Grabenrand. Wie ein schwerer Stamm rolle ich in den
deutschen Graben. Liege da wie ein Klotz.
Liner der Posten stößt mich leicht mit dem §"6 an: „Na, du Russki,
hast den Kram wohl satt, was!"
Ich kann nicht gleich antworten. Richte mich aber ein wenig auf. Im
Sitzen, an den Grabenrand gelehnt, finde ich das erste Wort.
„Ich bin ein Deutscher wie ihr, bin in Galizien gefangenge
nommen. Jetzt habe ich es geschafft. Mein Gott! Endlich!"