Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

wieder marschierten wir, mit aufgefüllten Zügen, über eine breite 
Heerstraße westwärts, auf die Lette der Fesselballone zu, die den Verlauf 
der Front bezeichneten, wieder wölkte der Staub und überzog Antlitz, 
Hände und Rock mit einer spröden Lrufte. wieder lähmte die Hitze den 
Schritt. 
Da wir in der Marschkolonne formiert waren, schritten wir zu vier 
Feldwebeln in der ersten Reihe. 
„Du", sagte Letzer und stieß mir den Ellenbogen in die Seite, „ich muß 
dir etwas gestehen!" 
„was wird es schon sein?" fragte ich zurück. 
„Ich habe dich gerächt! Gerächt ... bei Marie! Denk dir, sie war 
noch unschuldig!" 
Diesmal war es gewiß die Eifersucht, die mich überkam, und es über 
kam mich das Nachgefühl einer zarten Liebe. So blind war ich nicht ge 
wesen, daß ich nicht den kleinen Mund gesehen hätte, den schlanken wuchs, 
die zum Streicheln geschaffenen Hände. Aber ich hatte das alles nicht in 
mich hineinsinken lassen; vielleicht war ich sogar zu ängstlich gewesen, sie 
zu berühren, ein Schüler, der sein bißchen Lraft ohnehin brauchte, um 
mit dem Soldatsein und dem Lriege fertig zu werden; ein Lnabe, der, der 
Liebe ganz anheimgegeben, in den Schlachten ganz verzagt wäre. Doch 
nun schmeckte ich zum ersten Male im Leben das bittere Gefühl entgange 
nen Lebens, und zugleich mit der Gewißheit ihres Verlustes überströmte 
mich die unterdrückte Liebe. Nun ich ein Liebender war, wurde ich auch 
voll der Eifersucht und neidisch und wild; auch tat es mir weh, daß die 
Rache, die Letzer für mich übte, so einfach und so gewöhnlich war. So 
flüsterte ich denn mit heiserm Ton: 
„Du kennst ja keinen andern weg, als diesen!" 
„Leinen andern. Tut es dir weh?" 
Er bot mir seine Hand. Ich schlug sie aus. 
Am andern Morgen gingen wir in den Graben, ohne uns gesprochen 
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