Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

liche Begleiter der Straße — während die einen erzählten, die Schlacht 
stünde schlecht, behaupteten die andern, die Division käme ins Ruhelager. 
AIs uns zwei Tage später ein Hornruf weckte, hielt die Lokomotive im 
grauenden Morgen aus einer Brücke mitten in der Eifel; die Ryll 
schlängelte sich durch Busch und wiesen und Ackerland. Zwei Züge fanden 
in dem roten, fahrenden Hause Platz: der meine und der des Feldwebels 
Netzer, wir beide hatten nicht viel mehr mit einander gesprochen, seit 
jenem Zwischenfall angesichts der abendlich brennenden Lathedrale von 
Laon. Ls mochte so durch den Zufall gekommen sein, aber der war uns 
nicht unlieb. Das Gespräch stand zwischen uns, keiner wollte die wand 
einreißen. Auch gab es soviel zu schauen an diesem Tag: eine deutsche, 
unversehrte Stadt, Trier mit seinen schönen Türmen; eine heimatliche, 
unberührte Landschaft mit Ruppen und Schluchten, das Saartal; noch 
eine Stadt mit abendlich roter Lathedrale, tiefgrünen wiesen, Sonnen 
blumhecken und Tabakfeldern am Rande, Straßburg, und dann der Strom 
und die hallende Brücke. 
Doch gelangten wir erst auf dem Umweg übers Badische am über 
nächsten Morgen ans Ziel, ein elsässisches Dorf, in dem wir «Quartier 
machten, und gegen Abend taten wir den Gang, den noch jeder Soldat 
getan hatte, den hierher der Rrieg verschlug: von einem Hügel süd 
östlich konnte man in blauem Glast die Stadt Basel erblicken, wir 
atmeten kaum; dort fiel kein Schuß, dort lag kein Mensch mit blutender 
Wunde vor dem Unterstand; dort war der Friede. Selbst Retzer, der 
unterwegs geknurrt hatte, man solle die Lnarre in den Dreck schmeißen 
und zu den einzig vernünftigen Neutralen hinübertürmen — was er nie 
mals getan hätte — bracht es nicht über sich, die Stille durch irgendein 
Wort zu zerschlagen . . . hier war keine Luft, in der Spottdrosseln 
singen konnten . . . hier war nur eine Stelle, auf der man sich mit An 
stand nach Frieden sehnen durfte. Und er gab mir die Hand, der Retzer. 
So waren wir auf einen unvermuteten Genuß dennoch vorbereitet. 
Als wir zu unsern gemeinsamen Wirtsleuten kamen und eine Milchsuppe 
löffelten, die man uns stiftete, unter dem verandenhaften Vorbau neben 
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