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inmitten seiner Musketiere, ein Leutnant und ein Sergeant, die von der
Panik mitgewirbelt worden sind, finden sich zerfetzt, blutend, beschämt
ein, bald kommen von allen Seiten die verstörten Ausreißer herange
schlichen — aber beim Abzählen ergibt sich ein Abgang von über dreißig
Mann — ungerechnet die Toten und Verwundeten . . . Etliche der ab
handen Gekommenen werden wohl dauernd „vermißt" bleiben — und
nach ein paar nächtlichen Marschtagen über die holländische Grenze
schlitzen, wir schreiben nicht mehr jg}4 . . . und nicht jeder Preuße ist,
nach Friedrich Wilhelms des Ersten idealer Forderung, „zu den Waffen
geboren".
Schließlich ist es besser, die „dezidierten Nicht-Helden" verschwinden
endgültig, als daß sie uns die Truppe versauen.
Um so wohlcr fühlt man sich nach solchen Erlebnissen im Lreise der
Getreuen, auf die man sich durch dick und dünn verlassen kann. was
unmittelbar um uns herum ist, der sogenannte „Unterstab" — diese kleine
Gruppe unserer persönlichen Vertrauensleute, die Burschen, Gefechts
ordonnanzen, Telephonisten, das ist eine kleine Auslese aller Mannes
und Mannentugend. Aber auch die Grenadiere dahinten in ihren Erd
löchern muß ich immer aufs neue bewundern in ihrem zähen, brummig
vergnügten Märkertrotz — der alte Fritz, nicht wahr, Iungens ? der
würde auch an uns seinen Spaß haben, wenn er aus der Walhalla
Herabstiege, um ein Stündchen unter uns in unsern Drecklöchern zu hocken!
Es ist kein paradiesisches Dasein, diese Troglodyten-Existenz.
Aber, Lameraden: gibt es für uns deutsche Soldaten und Mannskerle
zu dieser Zeit in der ganzen Welt eine andere Stätte, wo wir sein
möchten, als hier — ?!
Nein — denn hier gehören wir hin.
Wir beneiden keinen Reklamierten in seinem Llubsessel oder beim
Mädchen im Bett.
Denn hier gehören wir hin — und wer sich woanders wohlfühlen
kann, der soll uns im Mondschein begegnen.
— Und wie sieht's da vorn aus? Mulmig, mulmig.