Zwischen den Schlachten
Von «Otto Brües
^Eine Straße querfeldein — hinter der Flandernfront, in der Champagne
oder sonstwo im Bezirk der Rümpfe — glich dem Kriege, dem unersätt
lichen; sie verbreiterte sich von selbst. «Ob Menschen oder Tier, jedes drängte
zum Rande hin, wo der Staub noch nicht so dicht lag oder der Schlamm
noch nicht so tief war. Später brachte es auch kaum noch Nutzen, daß man
Laub und Reisigwände solcher Fahrbahn entlang zog, zur Deckung gegen
Sicht; die Flieger erspähten die strombreit gewordenen Heerstraßen doch.
Die Trichterfelder südlich von Soisson lagen hinter uns, noch kochte
die Schlacht, noch stiegen die Rauchsäulen vereinzelter Einschläge rechts
und links ins freie Feld, aber schon grüßten grüne Tale, die Aisne floß
durch den Grund, und über die zu Pulver zerriebnen Dörfer am Lhemin
des dames blickten wir hinweg. Hinweg auch über die Lücken in unsrer
vom langen Marsch weit auseinandergezogenen Kompagnie; mein Zug
zählte noch elf Mann. Zwei Drittel waren tot, verwundet, versprengt;
man durfte nicht daran denken.
Als die Köpfe tiefer und tiefer sanken und die Schritte immer mehr
schleppten, zog ich die Brieftasche, ein bewährtes Mittel aufs neue zu er
proben. Ich hatte darin durch den ganzen Feldzug hindurch kleine Photos
' der Freundinnen daheim, von der Tanzstunde und vom Tennisplatz; nicht
eine, viele, möglichst viele, denn ich war einundzwanzig, von der Schul
bank in den Krieg gelaufen, und zwar ernsthaft verliebt, aber doch nicht
ernsthaft gebunden. Ließ ich nun diese Bildchen reihum gehn, pflegten
meine Infanteristen lebendig zu werden, zu witzeln, wenn das auch nicht
immer auf zarte weise, zu lachen und zu rufen; ich hatte dann meine liebe
Not, die kleine Sammlung wieder ohne Verlust einzuheimsen. Auch dies-