Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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unsere Decke gerissen hat, zum Teil von der blechernen Azetylenlampe des 
Sanitätsstabes auf unsere kleine Tafelrunde fällt. Vor fünf Tagen saßen 
wir noch so beisammen in der Stabsbaracke des Waldlagers. Sie behauste 
uns während der Vorbereitungswochen — und während der acht warte 
tage, in deren Verlaufe „der Lrieg wegen schlechter Witterung im 
Saale stattfand" — wie Nitze diesen täglichen vierundzwanzigstündigen 
Aufschub des Angriffs getauft hat. 
wir sind uns einig, daß diese Rücksichtnahme auf das Wetter an dem 
offenbaren Scheitern der Offensive eine Hauptschuld trägt. Hätte man 
uns am J3. losbrausen lassen — wir Infanteristen wären auch ohne 
Artillerienachschub bis Verdun durchmarschiert und hätten jeden wider 
stand der damals noch ahnungslosen und unverstärkten Franzosen über 
rannt . . . 
was sich natürlich leicht behaupten, aber unmöglich beweisen läßt. 
Um die dritte Nachmittagsstunde schwillt das Feuer in Richtung Dorf 
Douaumont wieder gewaltig an. wir steigen nach oben, um uns ein 
Bild zu machen, was vorne vorgehen mag. Hoch über uns rascheln und 
schlabbern sich unsere schweren und schwersten Granaten unsichtbar durch 
die Lüfte, um sich auf das verhexte Dorf zu stürzen und es sturmreif zu 
machen. Gut gemeint — aber wir glauben bestimmt abschätzen zu können, 
daß der Munitionseinsatz immer noch viel zu schwach ist. Sind die riesigen 
Vorräte, die wir während der Aufmarschwochen in jeder Geländefalte 
aufgestapelt sahen, etwa schon erschöpft — ?! 
Dann sollte man das verfehlte Abenteuer abblasen . . . 
(Man hat es nicht getan. Man hat ihm vierhunderttausend deutsche 
Mannesleben geopfert.) 
Und richtig — gegen fünf Uhr beginnt der Rückstrom der Verwunde 
ten .. . Links von uns zieht sich in scharf nordsüdlicher Richtung eine 
schnurgerade Straße auf den Douaumont zu, welche vorgestern die Mittel 
achse unseres Vorgehens bildete (und später den allen Verdunkämpfern 
bekannten Namen „die Legelbahn" bekommen hat). Aus der strömt es
	        
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