Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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3m zertrommelten Gehirn rumoren die Gedanken immer unbarm 
herziger. 
Linen „Spaziergang nach Verdun hinein" hatte die Artillerie uns, ver 
sprochen. Lr ist ein bißchen anstrengend und kostspielig geworden. Die 
Gefechtskraft unseres Regiments ist verbraucht, bei den Leibern ist's nicht 
besser, vom ersten und zweiten Bataillon sr wird nach dem heutigen Ge 
metzel nur noch eine Schlacke übrig sein, verhältnismäßig unberührt kann 
von der ganzen Division nur noch III/sr sein, und das ist schon bereit 
gestellt, muß morgen früh dran glauben. Reserven? — scheinen über 
haupt nicht vorhanden zu sein. 
Und wenn's bei der fünften Infanterie-Division so aussieht, kann's bei 
den andern Sturmtruppen besser stehen?! 
Ist dieser ganze Anlauf gegen ein Gelände, das, von seiner schweren 
Befestigung abgesehen, mit seinem Hintereinander von Hügelkämmen 
und Berghäuptern eine furchtbare natürliche 8estung darstellt — ist das 
nicht eigentlich ein Wahnsinn gewesen?! 
Der Durchbruch, der uns bei Gorlice ein einziges Mal gelungen ist, den 
aber die Entente bisher seit J5 immer wieder vergeblich versucht hat — 
ist er nicht beim heutigen Stande der Angriffs- und Abwehrwaffen eine 
Unmöglichkeit? Dieser neueste Versuch, ihn mit einem beispiellosen Ein 
satz an artilleristischer Kraft zu erzwingen — ist er nicht in dieser Stunde 
bereits gescheitert?! 
Und — was dann? Dann hat es sich erwiesen, daß wenig oder gar 
keine Aussicht ist, den eisernen wall, der um die Mittelmächte aufgetürmt 
ist, zu sprengen. Line belagerte Festung aber, die sich weder durch einen 
Ausfall freikämpfen kann noch auf Entsatz zu hoffen hat — der müßte 
schon vom Monde kommen — welchem unentrinnbaren Schicksal ist sie 
verfallen?! 
So sorge ich Siebenundvierzigjähriger mich ab, während meine Adju 
tanten, die Burschen, Gefechtsordonnanzen, Telephonisten ihren gesunden 
Iugendschlummer heruntersägen.
	        
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