Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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Metern. Bald näher, bald ferner hören wir das Krachen der Granaten, 
mit denen der 8ranzmann das ganze Kampfgelände absucht. Wir liegen 
hier genau so gut im Banne des Todes wie vorn. Iedc Sekunde kann 
irgendeins dieser heranorgelnden Scheusäler in unser Loch hineinhauen. 
Immerhin, wir haben wenigstens Ruhe. Die Anspannung des Kampfes, 
die Zentnerlast der Verantwortung für viele hundert deutsche Männer, ist 
für ein paar Stunden von mir abgefallen. Das verdrängte Privatleben 
meldet sich wieder da drinnen. Ich lebe — und ich bin heil, während um 
mich Hunderte sanken, bluteten, starben. 
Ich lebe — fühlt ihr'«, ihr Lieben daheim? 
Aber jetzt erst läßt das irrsinnige Zappeln der Nerven mich die ganze 
Abspannung empfinden, die auf uns allen lastet. Am zz. früh sind wir 
vom waldlager bei Mangiennes abmarschiert, in die seit dem Vortag 
entbrannte Schlacht hinein. Seitdem haben wir zwei Tage im Vormarsch 
und drei im Kampfe zugebracht. In den zwischenliegenden Nächten haben 
wir auf der blanken Erde oder in unsagbar schmutzigen, muffigen, ver 
lausten, tränengasgefüllten Unterständen zugebracht. 
Auch kommt es uns jetzt erst zum Bewußtsein, daß wir seit drei Tagen 
auch nicht eine Andeutung von Nahrung und Trank zu uns genommen 
haben — nachdem die beiden eisernen Portionen an den zwei ersten 
Tagen draufgegangen waren . . . Merkwürdig, daß man das in der Er 
regung des Kampfes kaum beachtet hat. Ietzt fällt der Hunger unsere 
ausgepumpten Gedärme wütend an. 
Ich glaube es verantworten zu können, die Feldküchen bis auf Höhe 
des wavrille-waldes vorzuziehen, und gebe die entsprechenden Befehle. 
Dorthin muß das Bataillon dann kompagnieweise zurückgehen und essen. 
Bis es soweit ist, wird's morgen mittag werden. Solange heißt es eben 
den Leibriemen noch ein paar Löcher enger schnallen. 
Ietzt ist alles bedacht und angeordnet, was für den Augenblick geschehen 
kann. Ich möchte schlafen. Aber es glückt nicht. 
Die Übermüdung bezwingt die Müdigkeit.
	        
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