Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

In dieser — nach unsern Begriffen wenigstens — überaus traurigen 
Lage wurde der alte Frontsoldat Emil Rüger unsre Rettung. Unter seiner 
energischen Mhrung begaben wir uns jetzt daran, die in den Reserve 
gräben wild wuchernde Melde zu ernten, um sie mit Wasser abzukochen 
upd unsre klägliche „Wucht Drahtverhau" auf diese weise durch 8risch- 
gemüse zu strecken. Später zogen wir aus, auf den Hügeln der rückwär 
tigen Stellungen die holzigen Wildäpfel zu ernten, bis uns die russische 
Artillerie aus den Bäumen vertrieb. Zum Trotz jagten wir dem bösen 
8eind daraufhin in einem grimmigen Nachtgefecht, das beinahe den ge 
samten 8rontabschnitt alarmierte, ein gefallenes Pferd ab, das — weiß 
der Teufel aus welchen Gründen — hopsgegangen war, schleiften es unter 
„hinhaltendem widerstand" bis vor den Stacheldraht, wo es von dem 
gesamten Stoßtrupp kunstgerecht zerlegt und verteilt wurde. 
wenn eine Truppe solchermaßen anfängt, eigene Wege zu gehen, ist 
es Zeit, sie wieder fest in die Hand zu nehmen. So dachte wohl auch 
unser damaliger Abschnittskommandeur. Das Bataillon wurde aus der 
Stellung herausgezogen und wir Iungen mit ganz besonders liebevoller 
Sorgfalt gebimst, was freilich unsern Tatendrang nicht dämpfte, so daß 
wir schließlich allesamt in der jungen MG.-Compagnie unter einem 
schneidigen Rompagnieführer zusammengefaßt wurden. Auch Emil Rüger 
war dabei. 
Emil Rüger war . . . ja, was war er eigentlich von Beruf) Darüber 
hatte sich wohl ein Teil der braven Landftürmer schon gehörig die Köpfe 
zerbrochen, ehe die jungen Studenten und Seminaristen als neues beleben 
des Element aufgetaucht waren. Er sollte, wie die Latrinenparolen alle 
hießen, aus Danzig, Hamburg oder Essen stammen und von Beruf 
Gärtner, Matrose oder Dreher sein. Iedenfalls war er im deutschen 
Vaterland herumgekommen, vielleicht sogar in der großen Welt, denn 
er warf mit ein paar Brocken englisch und französisch wie der geborene 
Weltmann großartig um sich, obwohl seine Agur alles andere als die 
eines edlen Kavaliers war, sondern klein, krummbeinig, untersetzt und 
— was auf den Entlausungsfesten immer wieder Anlaß zu großem 
iZ)
	        
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