Volltext: Die Mannschaft 2. Band (2. Band / 1937)

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sie keine Angst vor ihm hätte. Es wollte nicht Morgen werden. Und 
hundert Meter vor uns lag der Engländer auf der Lauer. 
Einmal arbeitete ein Geselle bei dem Bäcker auf der andern Seite 
aber ich weiß nicht mehr, was mit dem Gesellen los war, ich hörte zuletzt 
ggr nicht mehr hin, was Heinrich Büfcher erzählte, sondern ging still 
meinen eigenen weg. 
Schließlich wachte ganz in der 8erne doch der Morgen auf, kam lang 
sam näher, ganz langsam und zögernd, als wenn er sich nicht getraute. 
Noch müde schlug er seine grauen Augen auf, sah mich groß an, lächelte 
ein wenig und begann dann, mir alles zu zeigen, was um mich lag. Es 
war nicht viel mehr als die große Einöde, die ich schon beim kurzen, 
flatternden Licht der Leuchtkugeln in der Nacht entdeckt hatte. Drüben am 
Wald, durch den wir in der Nacht marschiert waren, sah ich ein paar 
zerschossene Häuser. Vom Wege, auf dem wir lagen, war fast nichts 
mehr zu erkennen. Und nun erst entdeckte ich den Graben, in dem unsere 
Kameraden lagen oder vielmehr die Sandsäcke, hinter denen sie wie wir 
hockten. 
Vor uns im Stacheldraht hing ein toter Engländer. Seine Mütze und 
sein Gewehr lagen neben ihm im Dreck. Sein Gesicht konnte ich nicht 
sehen, der Kops war niedergesunken und lag auf der Brust. Etwa hundert 
Meter von uns entfernt war der englische Graben. Ich wußte es nur, 
weil Heinrich Büfcher es mir erzählt hatte. Durch die Schießscharte, die 
in unsern niedrigen Sandsackwall eingebaut war, konnte ich kaum etwas 
Auffallendes unterscheiden. Es sah dort drüben alles genau so kahl und 
tot und trostlos aus wie bei uns. Nichts bewegte sich. Und doch lag hier 
einer gegen den andern auf der Lauer. 
Kalter Tee mit Rum brannte mir im Magen. Heinrich Büfcher hatte 
es sich bequem gemacht, er saß mit dem Rücken gemütlich gegen den 
Sandsackwall gelehnt und rauchte seine pfeife, „was machen sie denn 
eigentlich dort drüben?" fragte er. „Haben sie die Zeit verschlafen?" 
„warum?" fragte ich. 
„weil sie sich noch nichts merken lassen."
	        
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