Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 3. Heft (3. Heft / 1933)

geringste Mutlosigkeit aufkommen und bewahrte ihr Vertrauen in die eigene Kraft, das sich auf alle 
Regimentsangehörigen übertrug und mit unverdrossener Selbstverständlichkeit das Schwerste, ja selbst 
unmöglich Scheinende ausführte, wie die folgenden Ereignisse bestätigen. 
Der Umstand, daß das Regiment aus seinem organischen Verbände unter andere Kommando 
verhältnisse gelangte, ließ erkennen, daß die neuen Kräfte nicht stark genug waren, um als Stoßgruppe 
einen wuchtigen Schlag zu führen, sondern nur zur Lückenausfüllung in der durch die wochenlangen 
Rückzugskümpfe von Czernowitz bis Kolomea geschwächten Front dienten. 
Cs war eine undankbare und schwere Aufgabe die das Regiment zu erfüllen hatte, bei der es 
bald fast verblutete. 
Die zurückrollenden überfüllten Fuhrwerke der durch die Kriegsfurie aus ihren Wohnsitzen ge 
scheuchten Bevölkerung und Flüchtlinge, die ihr Rind führten, boten dasselbe trostlose Bild wie vor 
zwei Jahren östlich Lemberg. Viele Schwerverwundete befanden sich in den westwärtsrollenden Wagen 
reihen. Der Kanonendonner dröhnte. 
Gedankenschwer marschierten die Zweier in entgegengesetzter Richtung durch dieses Chaos und 
sammelten die neben Leichtverwundeten beiderseits der Straße zurückgehenden Versprengten, um sie 
wieder nach vorwärts zu bringen. 
Abends wurde das Bataillon Kawinek mit dem Damaschkas vereint und beide Bataillone, näch 
tigend im Garten des Dwor Kosinska, bildeten die Divisionsreserve, bis um 12 Uhr 30 Minuten nachts 
ein Alarmbefehl sie anwies, zur Pruthbrücke am Südwestausgang von Kolomea zu marschieren, wo 
sich das ganze Regiment sammelte und im Laufe des 29. Juni die letzten Staffel eintrafen. 
Das Regiment war jetzt direkt der Armeegruppe von Benigni unterstellt. 
Um 4 Uhr nachmittags des 29. Juni traf der telephonische Befehl ein: „Lir. Nr. 2 wird der 
Gruppe Habermann unterstellt, hat sofort nach Stopczatow zu marschieren, wo es weitere Befehle er 
hält." 
Es war 5 Uhr nachmittags als das Regiment bei prachtvollem Sommerwetter frohgemut den Ge 
fechtsmarsch südwärts antrat. Da brachte auf halbem Wege ein Ordonnanzoffizier den Befehl, Op. 
Nr. 179/22, der 51. Honved-Jnfanterietruppendivision: „Das Regiment hat mit der Tete zur Kirche 
Myszyn zu gelangen und wird dem 51. Honved-Infanterie-T.-D. - Kommando unterstellt. Ein Organ 
ist zur Kirche Stopczatow zum Divisionskommando behufs Befehlsübernahme vorauszusenden. Ver 
bindung mit eigenem nördlichsten Flügel, Kirche Kowalüwka aufnehmen! Foglar, Generalmajor." 
Es wurde Hauptmann DoLekal vorausgesendet. Mit dem Regiment bei der Kirche von Myszyn 
eingetroffen, wurde im gesicherten Halt gewartet. 
Gegen 10 Uhr abends kam Hauptmann Docekal zurück und fast gleichzeitig traf Generalmajor 
Foglar bei dem Haufe an der Straße nördlich der Kirche von Myszyn, wo sich das Regimentskommando 
aufhielt, ein und gab bekannt, daß die 51. Honved-Jnfanterietruppendivision im Zurückgehen, die Höhen 
südwestlich Myszyn besetzen wird und befahl, daß das Lir. Nr. 2 mit einem Bataillon das Tal von 
Myszyn östlich bis Jspas, Front nach Süd zu sperren hat. Hauptmann Weiß mit dem 2. Bataillon 
wurde zur Aufstellung von geschlossenen Vorposten in diesen Raum befohlen, während die beiden 
anderen Bataillone eine Bereitschaftsstellung südöstlich Kluczöw-wielki bezogen. Das Regiments 
kommando fand einen Unterschlupf am Südostrand dieses Ortes. 
Kaum war die Gruppierung durchgeführt als der Befehl annulliert wurde und einige Zeit später 
folgendes Telegramm eintraf: „Generalmajor Foglar! Lir. Nr. 2 auf dem kürzesten Wege nach Slo- 
boda Rungurska, erhält dort Befehle von Gruppe Habermann. Ergeht an Gmjr. Foglar im Wege 
der 48. Jnfanteriebrigade. Gruppe Benigni, Op. Nr. 181/83." 
Der bald darauf erfolgte Abmarsch der Bataillone führte sie durch das mit aller Art Train über 
füllte Kluczüw Wk. und Kluczüw Ml. bis sie gegen 7 Uhr früh des 30. Juni auf einer Wiese, 
1500 Schritte nordöstlich der Kirche von Rungory eintrafen, wo gerastet wurde. Ein Ordonnanzoffizier
	        
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