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dadurch zum Ausdruck kam, daß ein anmutiges junges Mädchen als Frühlingsgruß ein Körbchen doll Kirschen
am nächsten Tage dem Obersten zuur Offiziersmittagstisch überbrachte.
Um 5 Uhr nachmittags des 16. Mai begann der Weitecmarsch. Auf halbem Wege begegnete das Regi
ment dem nach dem erfolgreichen Artilleriekampf, der die Offensive eingeleitet hatte, zurückkehrenden Artillerie-
inspektor Erzherzog Leopold und erreichte um 12 Uhr nachts Gardollo. Hier
war eine Fliegerstation und befand sich eine Sammelstelle der Kriegsgefangenen,
wo es von Italienern wimmelte.
Der 17. Mai war Rasttag. Am 18. um 7 Uhr abends ging es weiter
durch Trient nach Aldeno im Etschtal wiederholt Gefangenentransporten be
gegnend. Um 1 Uhr früh des 19. traf das Regiment dort ein. Viele Gefangene
wurden eingebracht, herrliche Erfolge bekannt. Die durchziehende, das Regi
ment überholende Landesschützendivision gab Gelegenheit, den Oberstleutnant
Florio, der kurze Zeit in den Karpaten Kommandant der Zweier war, zu
begrüßen.
Bis zum 24. Mai blieb das Regiment in Aldeno und kam dann, an
diesem Tage, um 8 Uhr 30 Minuten abends, abmarschierend, um 11 Uhr
nachts nach Volano im Val Lagarino (Etsch).
Am 25. Mai kamen Verwundete des Landesschützenregiments Nr. II vor
bei. Eingetroffene Orden und Ehrenzeichen gaben nachmittags Anlaß zu einer
Dekorierungsfeier, bei der auch dem Negimentsarzt Dr. Jenny und Oberarzt
Dr. Franz Kröll die schwer verdienten Auszeichnungen an die Brust geheftet
wurden.
Der weitere Vormarsch, der am 26. Mai 8 Uhr
abends begann, brachte das Regiment auf ansteigen
der Gebirgsstraße auf 1248 Meter Höhe, nach Ser-
rada. Anfangs regnete es in Strömen. In Piazza
wurde von 1 bis 2 Uhr früh des 27. gerastet und
erst um 5 Uhr 30 Minuten früh erreichten die ersten
Teile Serrada.
Die Division war nun dem Thronfolger Erz
herzog Karl Franz Joseph, der das XX. Korps be
fehligte, unterstellt.
Um 11 Uhr vormittags des 28. traf die Nach
richt ein, daß der Thronfolger mit Auto nach Serrada
komme und jeden Augenblick eintreffen dürfte. Der
Oberst rief das Regiment in der Verfassung, wie es
der Ruhetag mit sich brachte, an die Straße, wo
Offiziere und Mannschaft sich rasch in langer Linie
aufgestellt hatten, als auch schon der Erzherzog heran
fuhr. Den Oberst erblickend, ließ er halten und stieg
aus. Freundlich reichte er dem Obersten die Hand,
sagte, daß er es ganz besonders schätze, auch die
tapferen Zweier unter seinem Befehle zu haben, und
als er unter dem Hurrarufen und Kappenschwenken
der Zweier wieder weiterfuhr, sah man ihn von dieser
spontanen begeisterten Huldigung freudig bewegt, so
lange mit herzlich winkender Rechten allen dankend,
bis er den Blicken entschwunden war. Inneres der Kirche von Lastebasse. 1918.
Aldeno im Etschtal; Albergo della
Torre. Nach einer Aufnahme des
Fähnrichs Grohmann während des
Vormarsches im Mai 1916.