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Durch rasch entschlossenes Handeln gelang es Ertl, trotz des heftigsten feindlichen Feuers, seine Leute
wieder in die etwa 60 Schritte vorwärts gelegene Stellung zu bringen. Sein persönlich tapferes Verhalten
war für seine Leute beispielgebend.
Infanterist Johann Prehofer der 8. Kompagnie hatte bei Nacht einen ganz exponierten Posten außer
halb des rechten Flügels der Kompagniestellung zu beziehen. Wie alltäglich war auch er am 15. August
in der Frühe bereits in seiner Reservestellung. Als der Feind um 7 Uhr früh zum Angriff vorging, eilte
Prehofer, ohne auf einen Befehl zu warten, das feindliche Feuer nicht scheuend, auf seinem auf hoher Wand
exponierten Posten und schoß kaltblütig auf den gegen ihn anrückenden Feind mit sichtlich gutem Erfolge."
Der Armecgruppenkommandant General der Kavallerie Rohr gab mit Erlaß Res. Nr. 399 seiner
Befriedigung wie folgt Ausdruck: „Meine vollste Anerkennung dem tapferen General Jellenschich und den
braven Truppen, die so heldenmütig dem schweren Granatfeuer trotzten; den zähen Verteidigern von Kote
1776 Hauptmann Kaufmann, Hauptmann Fischer und Hauptmann Wundrak mit ihren wackeren Soldaten
vom Landwehr-Infanterieregiment 2 meinen Glückwunsch zum glänzenden Erfolge!"
Mit dem am 18. August eingetroffenen 12. Marschbataillon, Major Heinrich Krauß, mit 9 Offizieren
und 800 Mann war das Regiment auf einen derartigen Stand gebracht, daß mit der Aufstellung der 9.,
Oberleutnant Perner, und 10. Kompagnie, Hauptmann Kawinek,
nun wieder 3 Bataillone gebildet werden konnten. Das 1. Ba
taillon bildeten die 1., 2., 3., 4. Kompagnie, das 2. die 5., 6.,
9. Kompagnie und das 3. Bataillon die 7., 8., 10. Kompagnie.
Was den Italienern durch den tollkühnen Angriff am
15. August nicht gelungen war, das sollte nun mit kluger Vor
bereitung erzielt werden. Während des ganzen Monates August
arbeiteten die Italiener am Fuße der Vorstellung von Kote 1776
geschützt durch überhängende Felsen.
Da faßte Korporal Alois Bauchinger den Entschluß, die
Italiener zu vertreiben, ließ sich in einer Septembernacht abseilen
und beschoß die Ahnungslosen überraschend aus seiner Pistole und
schleuderte schließlich noch zwei Handgranaten gegen die in
panischem Schrecken Fliehenden. Es schien damit der neuerliche
feindliche Angriff im Keime erstickt. Die Heldentat fand begeisterten
Widerhall in einer vom vorgesetzten Brigadier, Generalmajor Göß-
mann verfaßten Schilderung in der Karnisch-Julischen Kriegs
zeitung und den verdienten Lohn durch Bauchingers Beförderung
zum Zugsführer und die ihm verliehene goldene Tapferkeitsmedaille.
Nachdem Oberst Rosmus zum Kommandanten des Landwehrinfanterieregiments Nr. 21 ernannt
worden war, übernahm Major Krauß das 1. Bataillon und den rechten Flügelabschnitt. Hanptmann
Friedrich Engels*), eingerückt aus dem Ministerium, hatte schon früher das 2. Bataillon und damit den
Befehl über den Mittelabschnitt erhalten, aus dem Hauptmann Franz Fischer neue verdächtige Bewe
gungen der Italiener beobachtete. Man wollte nicht daran glauben. Aber nur zu bald bestätigte sich die
Richtigkeit der Meldung. In der Nacht zum 12. September war es den Italienern wirklich gelungen, die
Vorstellung am Teufelsfelsen, von wo aus Bauchinger sein Bravourstück ausgeführt hatte, zu überrumpeln.
Wer die Felspartie gesehen hat, muß diesem gelungenen italienischen Vorstoß Bewunderung zollen, wenn
auch zu guter Letzt die Tapferkeit der Zweier wieder triumphierte.
Der vom Regimentskommando anbefohlene Gegenangriff brachte am linken Flügel, wo ihn Haupt
mann Robert Aspöck leitete und beobachtete, ausgeführt von Patrouillen, die sich freiwillig gemeldet hatten,
am 12. September die Italiener zum Stehen und am 13. September bis 10 Uhr nachts 1 italienischen
*) 1915 geschrieben Engel. Infolge bis 1534 erwiesener Namensschreibweise „Engels" Taufmatrikel auf „Engels"
berichtigt.
Zugsführer Alois Bauchinger.