Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

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Infolge des starken Regens waren die Straßen, denen der steinige Unterbau fehlte, kotig und ganz 
aufgeweicht, so daß man bis an die Knöchel im Kot versank. Die Niederschlage hatten trübes und kühles 
Wetter gebracht. 
In Hoszani war zwei Stunden Mittagsrast. Die Fahrküchen holten Wasser zum Nachfüllen und auch 
der Train kam nach. Er war stets zurückgeblieben, was fortwährend Unannehmlichkeiten verursachte. 
Mittags wurde es heiß und bald war es wieder staubig. Die Launenhaftigkeit des Wetters: die 
ungewöhnlich rasch sich ändernde Temperatur, bald frostige Kühle, dann gleich wieder dumpfe Hitze, mußte 
man gewohnt sein, erheischte besondere Anpassung und war der Marschfähigkeit der Truppen recht ungünstig. 
Doch Marschmarode gab es bis jetzt nicht und es war ein schönes Stück Weg. 
klm 3 Uhr 15 Minuten nachmittags erfolgte der Einmarsch in der Kantonierungsstation Porzecze. 
Kaum war das 1. Bataillon eingetroffen, als sich der Pfarrer des Ortes entfernen wollte. Man ließ ihm 
einen kleinen Vorsprung, sandte ihm aber dann einen Feldwebel nach. Der Pfarrer glaubte, nicht beobachtet 
zu werden, und hatte zu laufen begonnen. Trotzdem holte ihn der Feldwebel ein und brachte ihn zurück. 
Seine Ausreden ließ man gelten, er durste jedoch nicht mehr sein Haus verlassen. Er wurde, weil es so 
glimpflich abgelaufen war, sogar gastfreundlich. Das Getränk, das er anbot, wurde aber sehr rücksichtsvoll 
behandelt und mit Vorsicht genossen. 
Die Mannschaft nächtigte zugsweise in Scheunen und hätte alles Notwendige gehabt, wenn nicht 
Trinkwasser gefehlt hätte. Daß es so ein Übel auch gibt, konnte man, wenn man aus Oberösterreich kam, 
kaum begreifen. 
Die 44. Landwehr - Jnfanterietruppendivision unter Feldmarschalleutnant von Tschurtschenthaler 
war nahe dem Gefechtsfclde. Die eigene Offensive aus Westgalizien hatte zwar Erfolg, doch hatte der 
Feind in der Linie Sokal bis au den Zbrucz die Grenze überschritten. Am 21. August wurde nordöstlich 
Lemberg bei Kamionka-Strumilowa und Turinka eine russische Kavalleriebrigade vollkommen aufgerieben, 
eine zweite schwer havariert. 
Einen allgemeinen überblick im großen geben die am 24. August 1914 ergangenen Direktiven des 
Armeeoberkommandos an die Armeen, die uns damals selbstverständlich nicht bekanntgegeben wurden. 
Aus dem Band IV des Werkes Conrads ,,Aus meiner Dienstzeit", Seite 508 und 509: 
Armeeoberkommando Op. Nr. 1117. 
An 1., 2., 3., 4. Armeekommando. 
Przemysl, 24. August 1914. 
Die feindliche Lage am 24. August nachmittags, soweit als vermutet wird, zeigt beiliegende Skizze. 
Die eigene große Absicht war, mit der 1. und 4. Armee den zwischen Cholin und der Weichsel be 
findlichen Feind entscheidend zu schlagen. 
Die Einleitung hiezu hat mit einem siegreichen Gefecht des linken Flügels der 1. Armee begonnen, 
welche am 23. August etwa 2’/ s russische Divisionen auf Krasnik zurückgeschlagen hat. 
Die 1. Armee wird in der Hauptrichtung aus Lublin, mit dem rechten Flügel im allgemeinen auf 
Biskupice vorzugehen und sich, bei Umfassung des feindlichen rechten Flügels gegen Jwangoröd zu 
sichern haben. 
Die 4. Armee wird mit dem rechten Flügel im allgemeinen längs der Huczwa vorzugehen haben, 
unter starkec Sicherung gegen Ost. 
Der für die Offensive nach Nord verfügbare Teil der 3. Armee (Erzherzog Josef Ferdinand mit 
der 3., 8. und 41. Jnfanterietruppendivision) wird im Staffel rechts der 4. Armee in der allgemeinen Rich 
tung auf Grubieszüw anzuschließen und sich ostwärts gegen den Bug zu sichern haben. 
Der Beginn der allgemeinen Vorrückung wird befohlen werden. 
Das 3. Armeekommandv wird mit der Hauptkraft der 3. Armee mit Beiziehung des 12. Korps, der 
11. Infanterie- und der 8. Kavallerietruppendivision einen Schlag gegen den über Brodh und Tarnopol 
eingebrochenen Feind führen, um dann je nach der Lage diesem Feinde zu folgen oder sich der Offensive 
in westlicher Richtung anzuschließen.
	        
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