Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

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Über Brzegi und Czernichüw marschierte das 1. Bataillon gegen Norden nach Ostrüw, langte dort 
um Mitternacht an und fand im Meierhofe gute Unterkunft. Den Offizieren wurden vier Zimmer im 
Herrenhause zur Verfügung gestellt. 
Die andere Gruppe mit dem Regimentsstab kreuzte um 10 Uhr nachts mit dem Divisionstrain, 
der auf der Chaussee Sambor—Koniuszki—Siemianowskie fuhr. Dadurch wurde der Weitermarsch des 
2. Bataillons um eine Stunde verzögert. Die anderen Teile dieser Gruppe hatten noch rechtzeitig die 
Chaussee überquert und waren schon um V 2 11 Uhr nachts in Koniuszki. Es war überfüllt von Truppen, 
ein Chaos von Trains und Fuhrwerken. Das 2. Bataillon, das erst nach Mitternacht eintraf, mußte daher 
zum Großteile im Freien lagern. 
Der 23. August 1914, ein schöner, sonniger, heißer Sonntag, war Rasttag. 
Der erste Sonntag in Galizien war recht angenehm und brachte rechte Kriegerfreuden. Die erste 
Feldpost kam; die Gegend nördlich von Rawarnska und Kamionka-Strumilvwa soll vom Feinde gesäubert 
worden sein und bei Zaloszhcze, wo er ins Land gedrungen war, wurde er wieder zurückgeworfen. Auch 
die gestern gemeldete feindliche 7. Kavallerietruppendivision war, wie man erzählte, teils gefangen, 
teils vernichtet. 
Im Laufe des Vormittags traf der Provianttrain mit dem Schlachtvieh in Koniuszki ein. 
Wie schon vorher nahm auch heute wieder der Brigadier Generalmajor RUHa am Mittagstische des 
Regimentsstabes teil. Bequemlichkeiten gab es selbstverständlich hiebei nicht. Ein schmutziges Brett auf 
Fässer gelegt, bildete den Tisch. Besser hatten es die Herren des 1. Bataillons im Meierhofe in Ostrom. 
Sie erfreuten sich der Gastfreundschaft ihrer Wirtin. Ihr Sohn, ein Kavallerieleutnant, war tagsvorher 
verwundet worden und befand sich in einem Feldspitale. Am Hofe war eine große Tafel aufgestellt und 
gegen die Sonnenhitze durch Zeltblattdächer geschützt. Dort wurde gespeist. 
Nachmittags bewölkte sich der Himmel. Ein schweres Gewitter zog heran. Bald goß es in dicken 
Strähnen, was es nur konnte. 
Beim ärgsten Regen traf das 3. Bataillon unter Major Julius Vogl in Koniuszki ei». Als vierter 
Transport des Regiments hatte es am 20. August um 1 Uhr nachts unter den begeisterten Zurufen der Be 
völkerung die Landeshauptstadt von Oberösterreich verlassen und war am 22. statt in der früh um 4 Uhr 
nachmittags in Felsztyn-Gleboka auswaggouiert worden, marschierte die ganze Nacht und bezog in 
den Morgenstunden in Lanowiee ein Rastlager. Der Anschluß an das Regiment ließ ihm nur kurze Ruhe 
und nur mit Anstrengung vermochte es den großen Vorsprung der zwei anderen Bataillone wett 
zumachen. Jetzt aber hatte man in Koniuszki für dasselbe keinen Platz und trotz Müdigkeit, Regen und 
Nässe mußte es nach Ostrüw dirigiert werden. Dort aber konnte es abends neben dem 1. Bataillon in 
Scheunen und Stallungen untergebracht werden. Und die Leute waren froh unter Dach zu sein, denn fort 
und fort regnete es. Bevor sie Ruhe suchten, erzählten sie noch, wie es bei der Ausfahrt war und es ihnen 
aus der Fahrt erging. Schön und herrlich und voll ergreifender Stimmung war auch die Fahrt des 3. Feld 
bataillons sowie die des 2. und 1. 
Nun war wieder das ganze Regiment beisammen. Sein Stand betrug 80 Offiziere, 3440 Mann, 
255 Pferde (darunter 1 Sprengmittel- und 1 Sanitätstragtier), 12 Munitionswagen, 
13 Fahrküchen, 13 Proviantwagen, 1 Werkzeugwagen, 7 Bagagewagen. 
Montag, den 24. August hatten die Bataillone in Ostrüw um 4 Uhr 30 Minuten früh mit Halb 
bataillonen auf gleicher Höhe, Tete beim Südausgange des Meierhofes, mit bespanntem Train am Park 
platze, gestellt zu sein. Nach der Divisionsabfertigung hatte das Regiment bei dem Reisemarsche an der Tete 
der 44. Landwehr-Jnfanterietruppendivision zu marschieren. Und zur bestimmten Zeit brachen auch die 
Bataillone Unger und Vogl von Ostrüw auf und langten um 6 Uhr früh in Koniuszki an, wo sie sich dem 
Regimentsstab und dem Bataillon Morel anschlossen. Marschlinie war Koniuszki—Rudki—Hoszany—Lubien — 
Porzecze = 30 Kilometer.*) 
*) An diesem Tage war das Infanterieregiment Nr. 14 nach Zinma Woda—Rudno verlegt worden.
	        
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