Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

46 
Sokal unsere meist gegen vielfache Überlegenheit aufgetretenen Heeres- und territorialen Landsturmtruppen 
mit hervorragender Tapferkeit und zähester Ausdauer geschlagen und dem Feinde beträchtliche Verluste bei 
gefügt haben und daß dieser zumeist fluchtartig zurückwich, wenn unsererseits halbwegs genügende Verstär 
kungen eingriffen". „Die Kavallerietruppendivisionen der Armee stehen auf feindlichem Boden. Im Gefechte 
am 16. August warf ein eigenes Detachement, trotzdem es keine, der Gegner hingegen starke Artillerie 
besaß, selben zurück und erbeutete zwei Maschinengewehre." 
Nächsten Tag, 22. August, übte das 1. Bataillon Walddurchstreifung und Angriff in der Richtung 
auf Lanowice. Ein Eichenwald mit einem derart dichten Unterholz, daß ein Durchkommen teilweise unmög 
lich war, sowie der Umstand, daß der Bataillonsadjutaut Oberleutnant Wolfsberger mit seinem Pferde 
im sumpfigen Gelände fast versank, gaben einen Vorgeschmack von der Bodenbeschaffenheit des künftigen 
Kampffeldes in Galizien. 
Um 4 Uhr nachmittags kam durch eine Ordonnanz vom Brigadekommando der Befehl zur Marsch 
bereitschaft. In einer halben Stunde war alles fix und fertig. 
Doch erst in der Dämmerung erging vom Divisionskommando, das in Babina sich aufhielt, für die 
Gruppe Pianowice der schriftliche BefehlzumWeitermarschemit demZieleKoniuszki —Siemanowskie am Strwig/. 
Die Sonne war schon untergegangen, als aufgebrochen wurde. Die erste Kompagnie, die Vorhut war, 
hatte bereits einen Vorsprung von 1 I 2 km, dann folgten die drei anderen Kompagnien des 1. Bataillons, nach 
ihnen die drei Maschinengewehrabteilungen und die zwei Batterien der Landwehrfeldkanonendivision Nr. 44 
— letztere hatten auch in Pianowice genächtigt — und am Schlüsse unter Bedeckung des Zuges Oberleutuants 
Förster der 1. Kompagnie der Gefechts- und Provianttrain des Regiments mit zehn Schlachtriudern. 
Da keine Wagen vorhanden waren, mußten die Mehrvorräte zurückgelassen werden und wurden dem 
Bürgermeister übergeben. 
In Lanowice traf man auf das 2. Bataillon. Dieses Feldbataillon war, wie schon erwähnt, in der 
Lokomotivfabrik Kraus in Linz auf Kriegsstand gebracht worden. Am 18. August um 12 Uhr nachts stand 
es auf der Wiener Reichsstraße in Masse, Front gegen Osten, mit der Mitte bei der Herz Jesukirche 
zum Ausmarsche bereit. Der ganze Vorort Lustenau, jung und alt, war auf den Beinen, um die Krieger, 
die sie 14 Tage in ihrer Mitte beherbergt und liebgewonnen hatten, zu verabschieden. Alle Fenster der 
Wiener Reichsstraße waren hell beleuchtet und voll von Menschen, die den heimischen Kriegern zujubelten. 
Aber aller Jubel und Lärm verstummte, keiner rührte sich mehr, als Major Morel, der Kommandant des 
Bataillons, unter den Klängen des „Gebetes vor der Schlacht" das Bataillon „Zum Gebet!" kommandierte. 
Niemand konnte sich dem mächtigen Eindrücke unter den feierlichen Klängen der Musik um die Mitter- 
uachtsstunde in diesem für so viele das Schicksal bedeutenden Augenblick entziehen. Als der Abmarsch zum 
Bahnhöfe begann, marschierte nicht nur die stramme Doppelreihe der Soldaten, sondern rechts und links von 
ihnen das Volk auf der ganzen breiten Wiener Reichsstraße. Die Szenen beim Abschiede am Bahnhöfe waren, 
wie schon beim 1. Bataillon ausgeführt wurde, unendlich ergreifend und begeisternd, llm 4 Uhr früh, den 
19. August, rollte der Zug aus der Station und nahm den Weg tvie das 1. Bataillon. Ebenso wie dieses 
hatte auch das 2. Bataillon jeden Wagen bunt mit Blumen, Taunenreisig und Fahnen geschmückt. Wie 
ein Hochzeitszug fuhr es durch das sonnen- und freudenhelle Österreich-Ungarn. 
Und am 22. August morgens war es, als der dritte Staffel des Regiments in Nadyby-Wojulhcze aus- 
waggoniert worden war. Seit 3 Uhr nachmittags hatte es in Lanowice recht angenehme Quartiere gefunden, mußte 
aber jetzt schon wieder weitermarschieren, und da es die ihm in der Auswaggonierungsslation zur Verfügung 
gestellten Landesfuhrwerke noch nicht entlassen hatte, die in Pianowice zurückgelassenen Mehrvorräte mit 
nehmen und sich der Gruppe Pianowice anschließen. 
Ein wunderbar klarer Himmel übergoß mit seinem Sternenlicht das Linzer Landwehrregiment und stramm 
schritt es seinem Schicksal entgegen. Vertrauensvoll blickten die Leute zu den Sternen empor, von deren Treue 
sie Sinn ihres Wesens, und zum blauen Himmel, von dem sie die Farbe ihrer Augen genommen hatten.*) 
*) In dieser Nacht war das Infanterieregiment Nr. 14 in Lemberg in Quartieren.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.