Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

Und als die Volkshymne intoniert wurde, entlud sich der Jubel des Volkes melodisch in ihren Akkorden, 
und jung und alt, hoch und nieder, das ganze Volk sang wie auf ein Zeichen plötzlich mit! 
Klar und mächtig erklangen die festlichen Weisen des Weiheliedes. Ein Volk sang in erhebenden Tönen 
sein Treulied. Und der Volkshymne folgten „Heil dir im Siegeskranz", „Die Wacht am Rhein", und selbst 
die italienische Volkshymne ertönte, denn das edle Volk glaubte an die heilige Unantastbarkeit des feierlich 
vor 32 Jahren mit Königswort geschlossenen Bündnisses. 
Und als der letzte Ton verklungen war und das Volk sich selbst die Weihe auf Tod und Leben 
gegeben hatte, konnten einzelne ihrem Grolle gegen die Feinde nicht widerstehen, mußten ihrem Zorne Luft 
machen und Rufe wie: „Nieder mit Serbien!" und „Nieder mit Rußland!" erschollen durch das begeisterte 
Rauschen der Menge, die von einer patriotischen Kundgebung zur anderen eilte. 
Und in flotten Märschen ging es dann zurück, um noch lange nicht zu verhallen, denn bis in die 
späten Nachtstunden blieben die Straßen belebt und in allen Ecken und Enden feierte die Kriegsbegeisterung 
wahre Feste. 
In seiner Liebe hat sich das Volk von Oberösterreich das rasche Zusammenwirken zum allernächsten 
Ziele gesichert. Fest war in ihm die Zuversicht, die berghoch aufgetürmten Hindernisse durch zähe Kraft 
Schritt für Schritt überwinden zu können. Oberösterreich war gerüstet und gewappnet. 
Hineingerissen in den übergewaltigen Zwang des Krieges, dahingeführt von den ehernen Notwendig 
keiten, ließ es seine friedliche, anstrengende Arbeit stehen ohne Ahnung von der Hassessaat der geistigen 
Lenker der feindlichen Staaten. 
Unermeßliche Liebe hielt dieses Volk an seine Scholle. Zähigkeit, Kraft und Wille konnten es ver 
bluten, nie aber besiegen lassen. 
Einem solchen Volke mußte das äußerste erspart bleiben. Es konnte nicht unterliegen. Keine Kraft 
der Welt und keine Not konnten ihm seine Heimat nehmen, ihm sie so unerträglich machen, daß es auf 
dem Auswandererschiff in die Erzgruben und Eisenhütten Nordamerikas oder auf die Pampas der Süd 
staaten und der Himmel weiß noch wo gedrängt werden könnte. 
Zäh im Dienste und Ziele, felsenfest in der Zuversicht, entschluß- und tatbereit schritt es ans Werk, 
um seinen ihm zugemessenen Teil im Laufe des Weltkrieges beizutragen, seine Pflicht zu erfüllen. 
Durch die leidenschaftliche, freiwillige Zustimmung dieses wahren, natürlichen Volkes allein schon hätte 
der Mobilisierungsbefehl des Kaisers vor der Welt seine moralische Autorität erlangen müssen. 
Und was niemand vollbringen kann, der Kriegsruf des Kaisers hatte es vollbracht: das Lethewunder 
sofortigen Vergessens und die Auferstehung in frischer, neuer, nie geahnter Kraft. 
Das Volk von Oberösterreich konnte sein kostbarstes Gut, Weib und Kind, so rasch vergessen; konnte 
singend und jubelnd in die ungeheuerlichste Auseinandersetzung von Blut und Eisen treten; sich stolz und 
mächtig momentan wie ein freier Mann erheben. Und seine Frauen konnten so schnell entsagen, ihr Stärkstes 
und Höchstes, Mann, Sohn und Geliebten, dem Vaterlande ruhig und entschlossen hingeben. 
Uber allem stand diesem Volke die hehrste Pflicht, die schwerste Pflicht: die Verteidigung des 
Vaterlandes. 
So liebt dieses Volk seine Scholle und so liebt es sich. Und jeder wollte ein Sohn seines 
Volkes sein. Und wer möchte nicht ein Sohn dieses Volkes sein!
	        
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