Volltext: Die Zweierschützen im Weltkrieg 1914 - 1918 [H. 1] ([H. 1] / 1929)

Im Jahre 1914 herrschte auf der ganzen Welt eine Zivilisation, wie sie in früherer Zeit kaum 
geahnt wurde — mit ihr aber auch gesteigerte Unzufriedenheit. 
Die Macht Englands hat die Welt umspannt. Riesige Reichtümer, warenstrotzende Kauffahrteiflottcn, 
mächtige Hafenplätze nennt Großbritannien sein Eigen, aus allen Erdteilen dienen ihm Kolonien und doch 
blickte es voll Eifersucht auf das Empordringen Deutschlands, das in den letzten 43 Jahren, in einem 
in der Entwicklungsgeschichte der Völker einzig dastehenden wirtschaftlichen Aufschwünge den Weltmarkt 
erobert hatte. 
Das im Jahre 1870 durch den gegen Deutschland verlorenen Krieg besiegte Frankreich, an Wieder 
vergeltung und Elsaß-Lothringen denkend, konnte seiner kulturellen Errungenschaften nicht froh werden. 
Im Osten schwoll gegen den russischen Despotismus, der 40 Jahre frischen Lebens aus dem Kriege 
1877/78 geschöpft hatte, der Freiheitsdrang. Die Ukrainer schrien nach Selbstverwaltung, die Polen erwachten 
zur Freiheit und Finnland wollte seine verbrieften Rechte zurück. Rußland brauchte einen Krieg. Der Krieg 
war seinen Machthabern eine Lebensnotwendigkeit. Zu ihrer Selbstbehauptung bedurften sie der auswär 
tigen Kriege. Durch den Krieg sollten die inneren Unzufriedenheiten in den Hintergrund gedrängt werden 
und man glaubte, daß ein siegreicher Krieg die Regierung als unmittelbare Urheberin in der Vermehrung 
des nationalen Ruhms und der nationalen Macht wieder in ihrem Ansehen heben und kräftigen würde. 
Man mußte also den Krieg wagen, denn es gärte im großen Zarenreiche an allen Ecken und Enden. Die 
Wartefrist der russischen Machthaber war verstrichen. Die unzählbaren Heeresmassen des in Not geratenen 
zarischen Despotismus konnten daher England und Frankreich als bequemes Werkzeug eigener kolonial 
politischer Machtpläne dienen, und die Milliarden Frankreichs in Rußland arbeiteten deshalb zur Vergröße 
rung der Militärmacht Rußlands. Dies war ihr einziger Zweck. 
Der Balkankcieg 1912 hatte die Völker in Südosten Europas nicht befriedigt. Die Idee des Pansla- 
vismus sollte sie und alle anderen Unzufriedenen trösten. Die Hagia Sofia sollte das Andreas-Kreuz 
tragen. 
Immer stolzer wurden die Geldaristokratien Frankreichs und Englands. Ein lange vorbereiteter Plan 
trieb sie, sie fühlten in sich den Beruf zur Weltherrschaft; ihre Wünsche konnten durch Rußlands Not der 
Erfüllung näher gebracht werden, und so reizte die unter englischer Führung (Lord Nordkliff) stehende 
Pressekampagne gegen Deutschland in unverantwortlicher Weise die ganze Welt und wild beherrschte der 
Revanchegedanke in Frankreich bald die Massen; die Jungfrau von Orleans wurde eine lothringische. 
Der König von England besichtigte am 18. Juli 1911 die bei Spithead versammelte große englische Kriegsflotte.
	        
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