Volltext: Der Skiläufer

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(Eine ununterbrochene Abfahrt im schwierigen Gelände nennt 
der Norweger mit einem Wort aus dem telemarkischen Dialekt: 
Slalom. Das Slalomfahren ist kein so überwältigendes Schauspiel 
wie das Springen, aber für den Läufer selbst viel reizvoller. Wie 
prickelnd ist es schon, in Stemmbögen durch nicht zu dichten Wald 
zu fahren, hübsch um die Bäume herum zu kreisen und es dann 
eine enge Schneise hinab einmal sausen zu lassen, um schließlich 
unten mit einem Kristiania gerade vor einem Baum zu halten, 
der nicht so liebenswürdig war, auf die Seite zu gehen. Auch von 
Menschen kann man nicht immer verlangen, daß sie einem aus 
dem Wege gehen. Auch in einem Menschenwald muß man Slalom 
fahren können. Der Slalom ist noch nicht von vielen deutschen 
Skimeistern als die dem Sprunglauf überlegene Kunst des Schnee 
schuhlaufs bezeichnet worden. Das szenisch Wirkungsvollere des 
Sprunglaufs vor vollbesetzten Tribünen, unter den Klängen von 
Musikkapellen und im Glanz der über dem gleißenden Schnee 
wehenden Flaggen der durch die Sprungläufer vertretenen Nationen, 
das alles hat lange genug der Erkenntnis im Weg gestanden, daß 
der „Sprung im Gelände", sozusagen bie Piece de resistance in 
einer höchstens von ein oder zwe< Kameraden beobachteten Slalom 
fahrt in schwierigstem Gelände, das Größere ist. 
Der Sprung im Gelände, wie wir ihn in Nansens ein 
leitenden Abschnitten seines Grönlandwerks beschrieben und — uns 
grotesk verzeichnet erscheinend — auch abgebildet sehen, ist für 
den modernen Eeländeläufer keine Phantasie mehr, sondern Wirk 
lichkeit, sogar notwendiges Handwerks-, besser gesagt Fußwerks 
mittel, wenn es sich um sportlich einwandfreie und praktisch emp 
fehlenswerte Schneeschuhtechnik in schwierigem Gelände handelt. 
Das hat uns der alpine Skilauf gebracht. 
Ist der Sprung an der sinnreich angelegten Schanze ein Produkt 
der Kunst, ein kühnes, aber wohlvorbereitetes und nicht natur 
notwendiges Schaustück, so hat der Sprung im Gelände etwas 
von der aus der gebieterischen Notwendigkeit des Augenblicks ge- 
. borenen Urkraft des Raubtiersprunges an sich. Dort herrscht die 
überlegene, schnellende Gebärde des Topero vor, hier das beim 
Herannahen des unverhofften Hindernisses Lauernde und Kauernde 
der urgewaltigen Instinkte des Tieres, das mit hart an den Leib 
gezogenen Füßen entweder dem Feind entgeht oder entgegen 
springt. Mit anderen Worten: das „Optrekken", das am Sprung 
hügel so verpönt ist, kommt hier zur richtigen Würdigung.. Wenn 
man liest, wie z. B. Leif Berg beim Zurückkommen von der Mar 
kierung der Laufstrecken bei dem schweizerischen Rennen in Zwei
	        
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