Volltext: Der Skiläufer

erhöht aber in allen Dingen den Genuß, auch beim Springen auf 
Schneeschuhen. Und so ist man darauf gekommen, aus der Not 
ein Vergnügen zu machen, indem man an natürlichen Hängen 
künstliche Sprunghügel errichtete. Kleinere, größere, abfallende 
oder aufsteigende. 
Aus dem kleinen zufälligen Vergnügen ist so eine der gewaltigsten 
körperlichen Leistungen des Menschen geworden, und wenn man das 
Schneeschuhlaufen als den kühnsten Sport der Welt bezeichnet, so 
rührt das in erster Reihe von den mächtigen Luftsprüngen her, 
mit denen gewandte und unerschrockene Läufer eine steile Talfahrt 
unterbrechen. 
Das Springen auf Schneeschuhen ist also ein Springen in die 
Tiefe und in die Weite. Wie weit und wie tief der Sprung wird, 
das hängt zunächst von der Schnelligkeit des Läufers und von der 
Höhe der Sprungkante und der Steilheit der sogenannten Absprung 
bahn ab. Ein lebloser Gegenstand, z. V. ein Schlitten, den man 
in einer ausgeschaufelten Bahn über eine Sprungschanze sausen 
läßt, macht auch einen ganz-gehörigen Luftsprung nach den ge 
wöhnlichen physikalischen Gesetzen. Während aber der leblose 
Gegenstand diesen Gesetzen einfach unterliegt, benützt und beherrscht 
sie der Springer auf Schneeschuhen. Dazu gehören eine Anzahl 
körperlicher und seelischer Eigenschaften: vor allem Mut und Gleich 
gewichtsgefühl, Muskelkraft und Geschmeidigkeit. 
Der psychische Widerstand ist beim Springen am schwersten zu 
überwinden. Wir sind nun einmal seit Jahrtausenden daran ge 
wöhnt, einen soliden Boden unter den Füßen als die einzige ge 
diegene Grundlage für unsere Fortbewegung zu betrachten, und 
zwar nicht so ganz mit Unrecht. Die Luft ist ein wenig unzuver 
lässig. Bei großen Sprunghügeln sieht man von der Sprung 
schanze aus gewöhnlich die steilste Stelle der Ablaufbahn gar nicht, 
und die Phantasie täuscht einem einen bodenloser! Abgrund vor, 
in den man hineinspringt. Außerdem steckt in den Gehirnen die 
alte und auch nicht grundlose Idee, daß man sich bei einem Fall 
aus ziemlicher Höhe leicht Hals und Beine brechen kann. Es gibt 
Leute, die selbst nicht Ski laufen, aber schon größeren Sprung 
rennen beigewohnt haben und immer noch nicht begreifen können, 
daß bei solchen Sprüngen so wenig oder eigentlich gar nichts vor 
kommt. Das Verständnis für die Tatsache, daß Unfälle bei Sprüngen 
äußerst selten sind, wächst, wenn man bedenkt, daß erstens der 
Aufsprung nicht auf die harte Erde, sondern auf zwar festgetretenen, 
aber dennoch elastischen Schnee geschieht; zweitens, daß nicht der 
Körper die ganze Wucht des Anpralls auszuhalten hat, sondern
	        
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