Volltext: Der Skiläufer

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dann fahre hin und halte vor ihr mit einem hübschen Kristiania! 
Kannst du das nicht, dann gebe wenigstens acht, daß du nicht auch 
zu ihr hinsinkst, womit ihr in diesem Falle gar nicht gedient wäre. 
Stehst du vor ihr, dann sollte das sich entwickelnde Gespräch deiner 
seits folgenden Inhalt haben: 
Sie: Ach, wären Sie so liebenswürdig ... 
Du: Das tut mir sehr leid, verehrtes Fräulein! In den Satzungen 
des Skiklubs, dem ich angehöre, heißt der Paragraph 1: Kein Mitglied 
darf eine zu Fall gekommene Dame aus dem Schnee aufheben. 
Dagegen ist es seine Pflicht, sie zu lehren, wie man allein aufsteht. 
Sie: Aber wie mache ich das nur? Ich rutsche ja immer weiter 
hinab, wenn ich aufstehen will. 
Du: Bitte, Fräulein, legen Sie sich ruhig auf die Seite in den 
Schnee. Es geht nämlich wirklich nicht anders. Und nun drehen 
Sie sich im Schnee so lange, bis Ihr Körper in der Abfahrtsrichtung 
liegt und die Ski unten wagrecht an den Füßen und quer zum 
Hang sich befinden. Und nun ziehen Sie mit gebeugten Knien die 
Ski so hoch als möglich an Ihren Oberkörper heran. Gut. Und nun 
stehen Sie auf. Es geht von selbst. Bravo! 
Sie: Das ist furchtbar einfach, wenn man es einmal weiß. 
Du: Wie alles beim Skilaufen! 
Für eine eventuelle Fortsetzung des Gesprächs eristieren keine 
weiteren Vorschriften. Fällt aber die Dame in deiner Gegen 
wart noch einmal auf der Ebene, nicht am Hang, so ist es nützlich, 
ihr beizubringen, daß in diesem Falle der Haupttrick darin besteht, 
den unteren Teil des Oberkörpers — deiner Findigkeit in bezug auf 
noch zartere Umschreibungen sitid keine Grenzen gesetzt — zuerst 
über die Ski zu heben, weil dann alles wieder ganz leicht von 
selbst geht. 
Wer anders als auf diese Weise aufstehen will, der wird sich 
in eine große Aufregung hineinarbeiten, sich zu allerhand un 
verdienten Schmähungen der Ski hinreißen lassen und schließlich 
doch nicht in die Höhe kommen. Fällt man aber einmal so, daß die 
Spitzen der Schneeschuhe in entgegengesetzten Himmelsrichtungen 
auseinanderstehen und man auf den im Schnee vergrabenen Enden 
liegt, dann versuche man zuerst, aus einer Bindung zu kommen. 
Das ist die nächste Rettung aus dieser hilflosen Lage. Kann man 
die Bindung aber nicht mit einer Hand oder, wenn man so klug ist, 
Huitfeldbindung mit Patentschnalle zu tragen, mit einem Stock er 
reichen, mit welchem sich die Schnalle zurücklegen läßt, so wende 
man lieber keine Gewalt an, sondern rufe jemand zu Hilfe. Das 
ist keine Schande und viel empfehlenswerter, als sich aus Eitelkeit
	        
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