Volltext: Der Skiläufer

Skilaufen ist eine Valancierkunst." (Huitfeld.) Wie der Geiger 
ein loses Handgelenk haben muß, so soll der Stiläufer lose in den 
Hüften sein. In den Hüften findet die Verlegung des Gewichtes 
nach rechts und links, vorn und hinten statt und die Wiederherstellung 
des gestörten Gleichgewichts. Die meisten Menschen sind sich selbst 
ein so unbekannter Erdenkloß, daß sie die Bewegungsgesetze ihres 
eigenen Körpers und ihre Hauptscharniere gar nicht kennen. Man 
kann aber nicht verlangen, daß die durch Jahre und Jahrzehnte 
vernachlässigte Hüften- und Bauchmuskulatur nun auf einmal 
richtig funktioniert, wenn man nur auf Ski steht. Also: zu Hause 
im Zimmer, besonders nach dem Aufstehen, etwas Hüften- und 
Rumpfbeugen und -drehen. Nach der Balance ist die Federung 
des Körpers das wichtigste. Sie liegt in den Knien noch mehr als 
den Fußsohlen. Es gibt in der ganzen Kunst des Skilaufs keine 
einzige Stellung, wo die Knie ganz gestreckt sind, außer beim 
Svringen, solange man nur Luft unter den Füßen hat. Sonst 
die Knie immer leicht gebeugt. 
Alles dies gilt natürlich nicht für Kinder und ganz junge Leute. 
Sie brauchen keine Theorie und keine Vorübung, sondern sie sehen 
das Skilaufen den andern einfach ab und machen es nach. Ihr 
Körper ist noch geschmeidig und gelenkig genug. Sie bringen einen 
Telemarkschwung fertig, ohne sich darüber klar zu sein, wie sie es 
machen. Der ältere, in seinen Muskeln und Gelenken steif ge 
wordene Kulturmensch aber muß sich zuerst die Theorie einpauken, 
damit das Gehirn die Muskeln, einen nach dem andern, komman 
dieren kann. Er kann lange schon sehr vieles sehr gut „in der-Theorie", 
aber auf dem Schnee gehorcht der rostig gewordene Apparat nicht 
mehr recht, und ein mehr oder minder langes Schneebad bringt 
ihm den Unterschied zwischen Theorie und Praxis zu erfrischendem 
Bewußtsein. Auf der anderen Seite muß aber auch gesagt werden, 
daß bei einiger Ausdauer und einiger Vorsicht, die sich besonders 
in einer dem Können oder Nichtkönnen angepaßten Auswahl der 
Ubungshänge und in der Vermeidung zu schwieriger Aufgaben 
zweigt, auch Leute, die längst über das Schwabenalter hinaus sind, 
noch so Skiläufen lernen können, daß es ihnen eine Quelle des Ge 
nusses wird. Ich kenne einen älteren Herrn, einen starken Fünfziger, 
der selten einen Sonntag im Winter vergehen läßt, ohne irgendwo 
auf der Höhe seine kleinen, vorsichtigen Abfahrten zu machen, „um 
wieder ein bißchen Lebensfreude zu bekommen". Und ich kenne 
einen Siebziger, der mit sechzig Jahren das Skilaufen angefangen 
jetzt noch öfters ganz fröhlich bergablaufen läßt, „weil 
leder ein bissel jünger dabei wird".
	        
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