Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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Dagegen war die Bäuerin das leibhaftige Wider 
spiel von ihm. Sie war sehr beschränkten Verstandes, 
voll Vorurtheil und Aberglauben. 
Sie war sonst ein gutes Weib; fromm und got- 
tesfürchtig, arbeitsam undMMlich; es gab selten mit 
oder wegen ihr einen Hause, und schmollte 
der Leitengruber mit ihiDWMvar cs gewiß wegen 
ihres Glaubens an TräumWWMungen, Geistererschei 
nungen, Heren- und TeuW«Mnerei, ihr ging das 
Kartenaufschlagen über Al^^Wmd darinnen gerieth 
ihr Life, die einzige Tochter dM Hauses ganz nach. 
Was auch der Vater ErnstesHUWken sprach, es half 
nicht viel — Lift hing niebL^Nder Mutter — es 
ist ja gewöhnlich so, daß di» .TöHef sich mehr an 
die Mütter schmiegen — uni), sog so das verderbliche 
Gift des Vorurtheils und WHuHaubens ein. Sie 
ließ sich flir ihr Leben gerne wahrsagen und Karten 
aufschlagen — und darinnen »pc alte Gundel eine 
Meisterin — die war das Orakel des Dorfes. 
Die Gundel, die war wirklich eine Here — eine 
schlaue Here! die hatte leicht wahrsagen! sie hatte die 
Knechte und Mägde fast aller Häuser im Orte in ihren 
Sold, ohne daß diese selber es wußten. — Sie brachte 
ihnen hie und da einen Dienst zu, vermittelte ihre 
Liebeshändel, erlaubte ihnen an Sonn- und Feiertagen 
manchmal eine Zusammenkunft in ihrem Hause; da i 
erfuhr sic denn leicht alles, was in den Bauernhäu 
sern vorging, und so kannte sie alle Familienverhält 
nisse bis auf den Grund. Auf diese Weise war es 
ihr leicht, ihre elastischen, vieldeutigen Propheten- 
Formeln zu fassen, das leichtgläubige Weibervolk zu 
verblüffen und sich einen großen Anhang zu ver 
schaffen.
	        
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