Volltext: Oberösterreichische Bauerngeschichten. Erstes Bändchen (Erstes Bändchen / 1858)

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Lift nickte einen freundlichen Gruß herüber. Sie 
war eine schöne Dirne, frisch und voll wie die Rosen- 
knospen um sie her; achtzehn Jahre eben und voll 
Feuer, das hell aus ihrem dunklen Auge flammte. 
„Ei," sagte die alte Gundel so freundlich, als 
sie cs nur vermochte, „eine so schöne Blume ist wohl 
in keinem andern als in des Richters Garten zu finden!" 
„Welche meint Ihr, Kunigunde?" fragte Lift 
treuherzig, die die Schmeichelei der Alten nicht verstand. 
„Nun, welcher Vater im Dorfe hat wieder eine 
so hübsche Tochter, wie des Leitengrubers Lift?" — 
„Nun, nun, das geht schon an!" lachte das 
Mädchen, näher an die Gundel herantretend. 
„Welche allen Buben die Köpfe verdreht," sagte 
die Alte wieder mit gleißnerischer Freundlichkeit. 
Lift lachte laut auf. „Wovon ich nichts weiß," 
sagte sie dann etwas geschmeichelt und drehte sich auf 
den Absatz herum. 
„So? Ihr wüßtet nicht, was man sagt im Orte. 
Ei, ei! erwiederte lavirend die schlaue Alte, mit sich 
selber nicht ganz einig, ob sie das gleiche Manöver, 
wie mit dem dummen Lipp auch hier beginnen solle. 
„Nun, und was spricht man denn?" fragte et 
was gespannter das Mädchen; es hatte schon etwas 
gefangen. — 
„Ja, ich wüßte es auch nicht ganz bestimmt zu 
sagen, nur was ich so oberflächlich gehört habe — 
von einer Werbung." — 
„Von welcher Werbung?" 
„Um Eure Hand." 
„Ich weiß kein Wort!" sagte Lift mit erzwun 
genem Lächeln; man las die höchste Neugier in ihren 
Mienen.
	        
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