Da sich bei Mauthausen vorgeschichtliche Wohnstätten befanden, dürfte es
kaum zweifelhaft sein, daß auch der Weg von dort über Marbach ebenfalls
schon in vorgeschichtlicher Zeit bestand.
Auf das Alter dieser Verbindung der Donau mit dem Norden weist auch
der Umstand hin, daß Karl d. Gr. im Jahre 805 den Handel mit Waffen nach
Böhmen auf der von Mauthausen nordwärts ziehenden Straße verbot.
Die ursprünglichen Handelswege durch den Bayerische Wald und das
Mühlviertel waren ungemein schmale Pfade. Sie heißen Saumwege oder
Steige. Letztere waren meistens so schmal, daß sie nur von Fußgängern oder
Reitern, nicht aber für Wagen benutzt werden konnten. Steil und krumm zogen
sie sich über Berg und Tal, durch Sümpfe und Moräste.
Die mit unsäglicher Mühe absichtlich hergestellten Saumwege, die ebenfalls
in mannigfach gewundener Richtung, dem unwegsamen Gelände möglichst ange-
paßt, oftmals durch Urwald führten, waren doch schon so breit, daß es möglich
war, ein oder zwei Tragtiere neben sich zu führen; ein Verkehr mit Wagen war
aber auch hier ausgeschlossen. Derartige Saumwege wurden zweifellos erst in
frühgeschichtlicher Zeit errichtet, wenn hiezu die Notwendigkeit vorlag.
Das Handelsgut wurde auf diesen Saumpfaden durch Reff-(Kraxen-)Trä-
ger oder auf Saumrossen befördert.
In Ballen oder Fässern verpackt, war die Ladung auf einem breiten Holz-
sattel befestigt; ein solcher „Sam" wog etwa drei Zentner.
Bis zu zwanzig Pferden zog so die „Samfahrt" dahin mit den „Samern"
(Treiber).
Nach Norden wurde besonders Salz ausgeführt, welches Böhmen vor allem
brauchte, außerdem steierisches Eisen, welsche Weine, venetianische Gewürze, Öl,
Zier, feine Tuche und Leinwand.
Aus Böhmen brachten die Säumer Sklaven (noch im Jahre 905), Rinder,
Pferde, Getreide, besonders Braugerste, Hopfen, Wachs, Wolle, Pelzwerk und
Glaswaren.
Die Zollordnung von Raffel st e t t e n 906 zeigt, daß bereits um diese
Zeit ein gut entwickelter Handel vom Donauufer durch das Mühlviertel bestand.
Durch den sogenannten Straßenzwang waren die Händler mit Rücksicht
auf die Zoll- und Mautstellen genötigt, nur ganz bestimmte Handelswege,
„rechte" Wege genannt, zu benützen. Alle Seitenwege waren verboten. Man
nannte sie „Schliefwege". Ihre Abzweigung von der „rechten" Straße war
durch hölzerne oder steinerne Warnzeichen kenntlich gemacht. „Steigwächter" oder
„Überreiter" sorgten dafür, daß kein Schliefweg mit Waren betreten wurde.
Zu den ältesten Saumwegen, über die wir Kunde haben, gehört jener,
der von Linz aus über den Haselgraben in das Gebiet der Moldau führte. Er
wurde schon von den Markomannen benützt. Vermutlich gingen vor ihnen schon
die Bojer diesen Weg, um von ihren Stammesgenossen aus Hallstatt das Salz
zu beziehen, das ihnen in Böhmen mangelte.
Ein Beweis für den Bestand dieses alten Saumweges ist auch eine Urkunde
aus dem Jahre 906, welche besagt, daß slavische Kaufleute aus Böhmen nach
Linz auf den Markt kamen.
Eine genaue Beschreibung dieses Weges findet sich in einem Passauer-Kodex
des 13. Jahrhunderts.