Volltext: Österreichs Paddelsport 1973 (1973)

Donau-Jugend 
in Jugoslawien 
Der Wettergott machte dem geplanten 
Ostertrainingslager am Zeller See, für 
die Jugend der Donau einen Strich durch 
die Rechnung. Die Zeit der Osterferien 
sollte aber genützt werden, um sich auf 
die kommende Sportsaison bestens vor¬ 
zubereiten. So wurde der Entschluß ge¬ 
faßt, das Trainingscamp in wärmere Regi¬ 
onen zu verlegen. Also, auf nach dem 
Süden. 
Jetzt begannen für die beiden Sportwarte 
Feirer und Hackl die Sorgen, wie sie es 
wohl bewerkstelligen werden, das finan¬ 
zielle- und das Transportproblem zu lösen, 
nachdem noch kein eigenes Beförderungs¬ 
mittel zur Verfügung steht. Die Verbin¬ 
dungen zu Geschäftsfreunden und Gön¬ 
nern des Kajakclubs wurden aufgenom¬ 
men, aber die Schwierigkeiten waren groß 
und fast unüberwindbar. Wer konnte schon 
zwei Kleinbusse für 10 Tage zur Verfü¬ 
gung stellen? Das Stimmungsbarometer 
sank und sank mit jedem Tag, je näher 
der geplante Abreisetermin (Sonntag, den 
15. 4. 1973) rückte und noch immer war 
kein Hoffnungsschimmer. Sportwart Fei¬ 
rer schien bereits zu resignieren, doch 
sein Freund und treuer Mitarbeiter Hackl 
(genannt Jonny) gab die Hoffnung nicht 
auf und war voller Zuversicht. Das Trai¬ 
ningslager muß stattfinden. Es war inzwi¬ 
schen Freitag geworden. Vielleicht ist die 
13 eine Glückszahl und noch dazu an ei¬ 
nem Freitag. Um 11 Uhr des genannten 
Tages war das Transportproblem gelöst. 
Durch das großzügige Entgegenkommen 
und der Spontanhilfe dreier Linzer Fir¬ 
men (Großversandhaus Quelle, Elektro- 
Lichtl, Autoverleih Doppler) in letzter Mi¬ 
nute, stand nichts mehr im Wege und der 
Trip nach dem Süden konnte termingemäß 
beginnen. Die Stimmung war trotz der 
herrschenden schlechten Witterung (es 
schneite) auf den Höhepunkt gestiegen. 
Die genaue Fahrtroute wurde festgelegt. 
Jeder Teilnehmer machte sich Notizen, 
damit ja nichts vergessen wurde. Samstag 
nach Schulschluß wurde bereits alles in 
die Kleinbusse verpackt und Sonntag, den 
15. 4. 1973, um 4 Uhr früh, begann die 
Reise. Nach kurzer Fahrt auf der schnee¬ 
freien Autobahn war Sattledt erreicht und 
die erste Schwierigkeit des Wettergottes 
machte sich bemerkbar. 20 cm Neuschnee 
auf der Grazer Bundesstraße und nicht 
geräumt. Hart wie Kajakfahrer sind, wur¬ 
de dieses kleine Problem gemeistert und 
Spittal am Pyhrn erreicht. Die Schneehö¬ 
he am Pyhrnpaß erreichte bereits eine 
Höhe von 40 cm, vor unseren Gespannen 
schuf der Schneepflug freie Bahn für un¬ 
sere Weiterfahrt. Trieben war rasch er¬ 
reicht, doch wir wichen von der geplanten 
Fahrtroute etwas ab und setzten über den 
Schoberpaß die Fahrt fort, der ohne 
Schwierigkeiten gemeistert wurde, über 
St. Michael und Judenburg wurde Möb- 
ling, das Ziel der ersten Rast, der Fun- 
derhof erreicht. Inzwischen war es wirk¬ 
lich Frühling geworden, denn vom Schnee 
war nichts mehr zu sehen. Weiter ging 
die Fahrt mit vollem Bauch, denn der Fun- 
derhof, bekannt für Speise und Trank, über 
Klagenfurt zum Loiblpaß. Die Grenze war 
erreicht. Ein kurzer Aufenthalt und wir 
hatten Österreich für eine Woche verlas¬ 
sen. Ein letzter Blick galt noch den Ber¬ 
gen, wo wir noch die Wintersportler bei 
ihren Schwüngen im Pulverschnee beob¬ 
achten konnten. Lubjana (Laibach) war 
passiert und über die neue Autobahn war 
Köper schnell erreicht und wir unserem 
Ziel schon sehr nahe. Nur noch lächerli¬ 
che 75 km bis Vrsar. Was konnte uns 
noch passieren? Die Sonne lachte und 
spiegelte sich im blauen Meer. Tief be¬ 
eindruckt von den Fahrterlebnissen, hat¬ 
ten doch viele zum ersten Mal die offene 
See zu Gesicht bekommen, waren wir 
dann am Ziel, dem Limski Fjord. Rasch 
waren die schönen Quartiere mit Warm¬ 
wasserduschen bezogen, das Gepäck und 
die Boote abgeladen. Die Nachtruhe war 
eingekehrt, denn die Strapazen der Fahrt 
machten sich nun bemerkbar. 
Am Morgen des ersten Trainingstages 
weckte uns gleich die Sonne, so daß wir 
das Frühstück um 8 Uhr auf der Terrasse 
einnehmen konnten. Jonny, auch unser 
Kameramann, hat natürlich alles in Film 
und Ton testgehalten, wollen wir doch zu 
einem späteren Zeitpunkt einen Klubabend 
mit den Eltern veranstalten. Erstaunlich 
war die Einstellung unserer Jugendlichen 
zum Trainingsablauf, wurden doch täglich 
40—60 km gepaddelt, mit welchem Eifer 
und Ernst sie bei der Sache waren. Fu߬ 
ballspiel und Gymnastik ergänzten noch 
das weitere Trainingsprogramm. 
Mittwoch, dem Ruhetag, wurde eine Be¬ 
sichtigungsfahrt nach Pula und Rovinj un¬ 
ternommen. Anschließend bis 21 Uhr die 
große Entspannung im Hallenbad bei ei¬ 
ner Wassertemperatur von 36 Grad. Die 
Trainingswoche ging all zu rasch dem En¬ 
de zu, so daß am gemütlichen Abschieds¬ 
abend, der Samstag, die Gedanken bereits 
wieder der Heimreise galten. Es wurden 
noch Leckerbissen wie Tintenfisch, Au¬ 
ster, Muscheln verspeist und hurtig ging 
es zu Bett, denn die Abreise war mit 4 
Uhr früh festgelegt. 
Ohne Schwierigkeiten erreichten wir über 
die Fahrtroute KoperTriest-Udine-Tarvis- 
Villach-St. Veit, wieder unseren Ausgangs¬ 
punkt, das Bootshaus in Linz. 
Eine schöne erlebnisreiche Trainingswo¬ 
che war zu Ende und weitere Pläne wer¬ 
fen bereits ihre Schatten voraus. 
»Jugenderziehung«, bei der DONAU groß 
geschrieben, wird bestimmt seine Früch¬ 
te tragen. 
Sportwart Feirer e. h. 
10 
Österreichs Paddelsport, Nr. 5, 1973
	        
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