Volltext: Österreichs Paddelsport 1973 (1973)

Rückschau auf 
die Südafrikanischen Spiele 
1973 
Die Südafrikanischen Spiele 1973, welche als Internationale 
Großveranstaltung proklamiert wurden, haben den Sportlern der 
Welt Gelegenheit gegeben, an schönen Wettkämpfen teilzuneh¬ 
men und einen anderen Kontinent zu erleben und ganz beson¬ 
ders in einen Staat Einblick zu nehmen, welcher von vielen in¬ 
ternationalen Organisationen ausgeschlossen ist. Der Südafrika¬ 
nische Kanu-Verband hat für seine Wettkämpfe 3 österreichische 
Rennkanuten, nämlich Helmut Hediger, SWW, Helmut Rodinger, 
Schnecke Linz und Alfred Zechmeister, WPK und Verbandspräsi¬ 
dent Prim. Dr. Ebner eingeladen. Nach einem 14stündigen Flug 
mit Zwischenlandungen in Athen, Libreville, Luanda erfolgte die 
Landung in Johannesburg, wobei bereits am Airport ein Orga¬ 
nisationskomitee sämtliche ankommenden Sportler aufnahm und 
ihnen die Direktiven für ihre Unterbringung bekanntgab. Das Zen¬ 
trum der Spiele lag in Pretoria, wo auch die meisten Wettkämp¬ 
fer in einem neu errichteten Großhotel bei bestem Komfort 
untergebracht waren. 
Wir waren erstaunt, trotz früherer Meldungen, daß es keine 
Seltenheit war, daß im Speisesaal an unseren Tischen auch 
schwarze Sportler Platz genommen hatten und ebenso wie 
alle anderen ihre Mahlzeit einnahmen. 
Unser Interesse galt sofort der Regattastrecke, wobei die be¬ 
sondere Verkehrsorganisation, da die Regattastrecke eine halbe 
Autostunde von Pretoria entfernt war, als vorzüglich hervorzu¬ 
heben war. Die Regattastrecke, ausgerichtet nach unseren inter¬ 
national gültigen Wettkampfbestimmungen, auf einem Stausee, 
welcher — und das schien uns sehr wichtig von allem Anfang 
zu erfahren — von Billharzia frei war. An der Regattastrecke 
haben die Südafrikanischen Kanuten ein respektables Klubhaus 
errichtet und noch fleißig an der Vollendung gearbeitet, und es 
klappte auch minutiös bis zur Eröffnung der Spiele. Bei allen 
diesen Bauvorhaben die dem Sport und sozialen Einrichtungen 
dienen, ist hervorzuheben, daß man nirgends an modernen Ge¬ 
räten hinsichtlich Komfort und Hygiene gespart hat. Es war 
aber auch bald zu erkennen, daß meistens eine Person die 
Seele in einer solchen Entwicklung ist und bei den Kanuten 
hat sich Olof Vorster einen unverrückbaren Namen gemacht. 
Bei den Wettkämpfen ist besonders hervorzuheben, daß wir in 
die Spätsommersaison dieses Landes gekommen sind und die 
einheimischen Kanuten in ihrer besten Konditionsform daher 
angetroffen wurden. Für uns Österreicher war daher der Klima¬ 
wechsel und das Einsteigen in die aktive Saison ein Wandel wie 
Tag und Nacht, obwohl unsere Kanuten beweisen konnten, daß 
ihr Hallentraining in der Wintersaison kein Winterschlaf gewe¬ 
sen ist. Hediger und Rodinger erreichten im K 2 500 m und im 
K 2 10.000 m einen 3. Platz, wobei ihnen sicherlich im K 2 
1000m ein ähnlicher Erfolg möglich gewesen wäre, wenn nicht 
wieder einmal der Teufelskreis mitgespielt hätte und ein Steuer¬ 
bruch sie um den Erfolg brachte. An diesem Start waren auch 
Kanuten der BRD und der Republik Irland. Kritisch wurde von 
uns betrachtet, inwieweit auch Schwarze am Kanusport teilnah- 
men. Wir mußten mit großem Erstaunen jedoch feststellen, daß 
der Kanusport den Schwarzen nicht zugetan ist, wobei am Rande 
vermerkt werden soll, wie eigenartig es anmutete, als ein 
Kanadier, besetzt mit einem Weißen und einem Schwarzen au¬ 
ßerhalb des Leistungsprogramms fuhr, wobei der Weiße pad¬ 
delte und der Schwarze eine Schwimmweste trug. Dieses Bild 
hat uns sehr viel gesagt und es sollte damit auch verstanden 
werden, daß eine Sportart eben nicht jedermanns Sache ist. 
Wesentlich anders sah es beim Fußball aus, wo sich eine 
weiße und eine schwarze Mannschaft getroffen haben. 
In dem sehr aufbaufreudigen Land und der Freundlichkeit der 
Menschen, unabhängig welcher Rasse und Hautfarbe, hat man 
immer wieder die Frage gestellt bekommen, warum dieses Land 
so häufig bei internationalen Gremien die Tür gewiesen erhielt. 
Uns wurde stets der Begriff der Rassendiskriminierung gesagt, 
was in uns düstere Vorstellungen erweckte, jedoch diese Vor¬ 
stellungen sich schließlich beim Erleben dieses Landes nicht er¬ 
füllt haben. Mit dem Ausschluß aus internationalen Vereinigun¬ 
gen hat man keinesfalls ein Ziel erreicht, jedoch vielmehr beide 
Rassen, nämlich Schwarz und Weiß getroffen, da dieser Aus¬ 
schluß eine Behinderung für beide Menschengruppen darstellt. 
Ob ein solcher Boykott gerechtfertigt ist, die Entwicklung von 
Menschen zu behindern, bleibt in Frage gestellt, ganz beson¬ 
ders für den Sport, für die Gesunderhaltung von Körper und 
Seele, deren Entwicklung höher steht als politische Leitmotive. 
Der Fleiß der Menschen in Südafrika hat die Zurücksetzung bis¬ 
her ausgehalten, die Leistungen in Stil und Technik der Kanuten 
Südafrikas waren dafür ein kleines Beispiel, die Anwesenheit 
von schwarzen Persönlichkeiten bei den offiziellen Veranstaltun¬ 
gen war der Beweis einer Zusammengehörigkeit. 
Mit diesen Gedanken haben wir dieses Land verlassen, welches 
uns neben sportlicher Fairness große Gastfreundschaft geboten 
hat, so daß die Familie der ICF sich eigentlich ebenso Gedanken 
über eine Revision der seinerzeitigen Suspendierung des Süd¬ 
afrikanischen Kanuverbandes machen müßte. 
— E — 
Österreichs Paddelsport, Nr. 5, 1973 
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