Unsere olympischen Bewerbe finden in
Augsburg, wo eine eigene Strecke für den
Slalom errichtet wurde, und in Feldmo¬
ching statt. Auch die Feldmochinger Strek-
ke, auf welcher die Ruderbewerbe und un¬
sere Flachwasserrennen ausgetragen wer¬
den, ist nach dem Muster Mexiko eigens
für diese Zwecke gebaut worden.
Bis zu den olympischen Spielen finden in
11 Disziplinen Testveranstaltungen statt,
unter anderem am 22. und 23. Juli für die
Ruderer das internationale Championat von
Deutschland. Unsere Kajakfahrer haben be¬
reits im Vorjahr auf dieser Strecke ihre
Erfahrungen sammeln können.
Sowie bisher bei den olympischen Spielen
reisen die Olympiateilnehmer ohne Paß
und Visum nach München. Die Identitäts¬
karte ersetzt vollständig den sonst not¬
wendigen Reisepaß. Allerdings berechtigt
diese ID-Karte nicht die Wettkampfstätten
zu betreten.
Ein telefonischer Sonderdienst gibt jeder¬
zeit die neuesten Ergebnisse in den ver¬
schiedenen Disziplinen bekannt. Sieben
Mal am Tage werden die Texte auf den
jeweils letzten Stand gebracht.
1109 Medaillen in 21 Sportarten werden
vergeben. Auf unseren Sportzweig ent¬
fallen insgesamt 54 Auszeichnungen. Im
Slalom sind 15 und im Rennsport 39 Me¬
daillen zu erringen. Die meisten Medail¬
len nämlich 150, können die Leichtathle¬
ten erkämpfen.
Am 12. 5. wurde das erste offizielle Sla¬
lomtraining auf der Olympiastrecke in
Augsburg eröffnet. Es waren während die¬
ser Trainingswoche 13 Nationen wie Bel¬
gien, BRD, CSSR, DDR, England, Frank¬
reich, Italien, Jugoslawien, Luxemburg,
Niederlande, Polen, USA und Österreich
in Augsburg vertreten.
Die Anlage selbst befindet sich derzeit
noch im Bau und es traten dadurch noch
diverse Schwierigkeiten auf. So mußten
z. B. die Toiletteanlagen in einem sich in
der Umgebung befindlichen Gasthof be¬
nützt vyerden und es war nur ein einziger
Raum als Unterkunft beim Training für
Umkleidezwecke usw. provisorisch für al¬
le Wettkämpfer zur Verfügung gestellt.
Bereits vor Beginn des Trainings wurden
die Nationen schriftlich verpflichtet, für
sämtliche Schäden, die beim Training
selbst oder durch sonstige Ursachen ent¬
stehen, die volle Verantwortung zu über¬
nehmen und entsprechenden Schadener¬
satz zu leisten.
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Der »Sport Zürich« brachte vor kurzer Zeit
eine Notiz, laut welcher Professor Adam
— der Ruderprofessor — die Feldmochin¬
ger Regattastrecke nicht sehr rühmend er¬
wähnt; unter anderem wäre das Wasser
sehr schwer und die Zeiten langsam.
Für die Rennen in Feldmoching wurden
bereits die Funktionäre nominiert. Die
I.C.F. hat als Streckenschiedsrichter Falk¬
ner und als Ersatzmann für jede erforder¬
liche Kampfrichtertätigkeit Gangl festge¬
legt.
Das Slalomkomitee hat als Abschnitts¬
zielrichter Bruno Kerbl namentlich einge¬
setzt und weitere zwei Österreicher als
Torrichter bestimmt.
Bezüglich Augsburg hat das Organisations¬
komitee bestimmt, daß aktive Sportler
und Trainer während der olympischen
Wettkämpfe sich nicht im Zuschauerbe¬
reich aufhalten dürfen, es sei denn, sie
wären im Besitz der üblichen Eintrittskar¬
ten. Für diese Gruppen wird ein beson¬
derer Teil an der Strecke zum Zuschauen
zur Verfügung stehen.
Hinsichtlich der Werbung wird noch ein¬
mal darauf hingewiesen, daß weder Pfer¬
de noch Boote mit kommerziellen Namen
zugelassen werden. Diese Festlegung be¬
zieht sich nicht auf die in den I.C.F.-Be-
stimmungen genau fixierte Größe der
Namen der Herstellerfirmen an den Boo¬
ten oder Paddeln.
Gerry Leopold
Die Trainingszeiten wurden zwischen den
einzelnen Nationen so aufgeteilt, daß jede
Mannschaft einmal am Vormittag und ein¬
mal am Nachmittag je eineinhalb Stunden
am Wasser trainieren konnte. Es wurden
mehrere Nationen zu Trainingsgemein¬
schaften zusammengeschlossen, so daß
dann bei jedem Training ca. 35 Boote je¬
weils am Wässer waren.
An einigen vom Veranstalter zur Verfü¬
gung gestellten Aufhängeeinrichtungen
konnten sich die Mannschaften die Tore
selbst befestigen, dazu kam daß einige
Nationen noch eigene Torkombinationen
ausgehängt hatten, so daß im Großen und
Ganzen ein sehr guter Trainingsslalom
vorhanden war. Seitens des Organisations¬
komitees wurde übrigens zugesagt, für die
weiteren Trainingswochen eventuell einen
kompletten Slalom, den sich die Mann¬
schaftsführer aushängen können, aufzu¬
stellen.
Die österreichische Mannschaft, die aus
dem A-Kader der Olympiakandidaten Kurt
Preßlmayr, Hans Schlecht, Barbara und
Norbert Sattler, Steindl-Müllneritsch so¬
wie dem B-Kadermann Helmut Ramelov
und dem Nachwuchsfahrer Norbert Neu¬
mayer vom ÖAV Tulln bestand und unter
der Leitung der Slalomreferenten Karl
Hietier und Karl Prachner in Augsburg an¬
wesend war, wurde mit den Mannschaf¬
ten der DDR und der Schweiz zu einer
Trainingsgemeinschaft zusammengeschlos¬
sen. Diese Zusammensetzung war aus
sprachlichen Gründen sehr willkommen,
dazu kam, daß die Mannschaft der DDR
mehrere Funktionäre zur Verfügung hatte,
die bei Kenterungen als Rettungsmänner
fungierten und gelegentlich auch unserer
Mannschaft aus dem Wasser halfen.
Die Trainingszeiten wurden vom Organisa-
Splitter
tionskomitee und der noch anwesenden
Baufirma — die verständlicherweise Inter¬
esse daran hatte, die durch das Training
an den Grünflächen entstehenden Beschä¬
digungen so gering als möglich zu halten
— den einzelnen Nationen streng vorge¬
schrieben. Die Trainingsanlagen durften
von den Athleten nicht einzeln, sondern
nur mit der kompletten Mannschaft frü¬
hestens eine halbe Stunde vor Beginn des
festgesetzten Trainings betreten und mu߬
ten auch nach diesem wieder gemein¬
schaftlich verlassen werden. Es ist aber
fallweise trotzdem gelungen, diese Ein¬
teilung zu durchbrechen und beim Training
der anderen Nationen zuzusehen.
Die Trainingsintensität der einzelnen
Mannschaften zeigte schon, wie nahe man
vor den Olympischen Spielen steht. Die
technischen Errungenschaften, wie die des
Videorekorders, wurden von den meisten
Nationen als positives Hilfsmittel für das
Training erkannt und eingesetzt. Leider
stand der österreichischen Mannschaft bei
diesem ersten Slalomtraining in Augsburg
ein diesbezügliches Gerät noch nicht zur
Verfügung, doch hoffen wir, daß trotz der
hohen Anschaffungskosten (S 50.000.—)
auch unsererseits auf dieses wichtige
Hilfsmittel nicht verzichtet werden muß
und wir in der Lage sein werden, beim
nächsten Trainingskurs ebenfalls damit zu
arbeiten.
Ebenso wird es notwendig sein, trotz der
hohen Kosten, die ein Aufenthalt in Augs¬
burg verursacht, weitere Funktionäre, die
ein geregeltes und sinnvolles Training
überwachen können, zum nächsten Trai¬
ningskurs auf die Olympiastrecke zu ent¬
senden.
Die Einstellung der einzelnen Athleten zu
der Slalomanlage ist derzeit noch sehr
unterschiedlich, da es sicher nicht einfach
ist, sich an diese künstlich angelegte
Strecke zu gewöhnen. Wir hoffen jedoch,
Österreichs Paddelsport, Nr. 3, 1972
Vorolympische
Erstes internationales Slalomtraining in Augsburg