Volltext: Österreichs Paddelsport 1972 (1972)

Unsere olympischen Bewerbe finden in 
Augsburg, wo eine eigene Strecke für den 
Slalom errichtet wurde, und in Feldmo¬ 
ching statt. Auch die Feldmochinger Strek- 
ke, auf welcher die Ruderbewerbe und un¬ 
sere Flachwasserrennen ausgetragen wer¬ 
den, ist nach dem Muster Mexiko eigens 
für diese Zwecke gebaut worden. 
Bis zu den olympischen Spielen finden in 
11 Disziplinen Testveranstaltungen statt, 
unter anderem am 22. und 23. Juli für die 
Ruderer das internationale Championat von 
Deutschland. Unsere Kajakfahrer haben be¬ 
reits im Vorjahr auf dieser Strecke ihre 
Erfahrungen sammeln können. 
Sowie bisher bei den olympischen Spielen 
reisen die Olympiateilnehmer ohne Paß 
und Visum nach München. Die Identitäts¬ 
karte ersetzt vollständig den sonst not¬ 
wendigen Reisepaß. Allerdings berechtigt 
diese ID-Karte nicht die Wettkampfstätten 
zu betreten. 
Ein telefonischer Sonderdienst gibt jeder¬ 
zeit die neuesten Ergebnisse in den ver¬ 
schiedenen Disziplinen bekannt. Sieben 
Mal am Tage werden die Texte auf den 
jeweils letzten Stand gebracht. 
1109 Medaillen in 21 Sportarten werden 
vergeben. Auf unseren Sportzweig ent¬ 
fallen insgesamt 54 Auszeichnungen. Im 
Slalom sind 15 und im Rennsport 39 Me¬ 
daillen zu erringen. Die meisten Medail¬ 
len nämlich 150, können die Leichtathle¬ 
ten erkämpfen. 
Am 12. 5. wurde das erste offizielle Sla¬ 
lomtraining auf der Olympiastrecke in 
Augsburg eröffnet. Es waren während die¬ 
ser Trainingswoche 13 Nationen wie Bel¬ 
gien, BRD, CSSR, DDR, England, Frank¬ 
reich, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, 
Niederlande, Polen, USA und Österreich 
in Augsburg vertreten. 
Die Anlage selbst befindet sich derzeit 
noch im Bau und es traten dadurch noch 
diverse Schwierigkeiten auf. So mußten 
z. B. die Toiletteanlagen in einem sich in 
der Umgebung befindlichen Gasthof be¬ 
nützt vyerden und es war nur ein einziger 
Raum als Unterkunft beim Training für 
Umkleidezwecke usw. provisorisch für al¬ 
le Wettkämpfer zur Verfügung gestellt. 
Bereits vor Beginn des Trainings wurden 
die Nationen schriftlich verpflichtet, für 
sämtliche Schäden, die beim Training 
selbst oder durch sonstige Ursachen ent¬ 
stehen, die volle Verantwortung zu über¬ 
nehmen und entsprechenden Schadener¬ 
satz zu leisten. 
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Der »Sport Zürich« brachte vor kurzer Zeit 
eine Notiz, laut welcher Professor Adam 
— der Ruderprofessor — die Feldmochin¬ 
ger Regattastrecke nicht sehr rühmend er¬ 
wähnt; unter anderem wäre das Wasser 
sehr schwer und die Zeiten langsam. 
Für die Rennen in Feldmoching wurden 
bereits die Funktionäre nominiert. Die 
I.C.F. hat als Streckenschiedsrichter Falk¬ 
ner und als Ersatzmann für jede erforder¬ 
liche Kampfrichtertätigkeit Gangl festge¬ 
legt. 
Das Slalomkomitee hat als Abschnitts¬ 
zielrichter Bruno Kerbl namentlich einge¬ 
setzt und weitere zwei Österreicher als 
Torrichter bestimmt. 
Bezüglich Augsburg hat das Organisations¬ 
komitee bestimmt, daß aktive Sportler 
und Trainer während der olympischen 
Wettkämpfe sich nicht im Zuschauerbe¬ 
reich aufhalten dürfen, es sei denn, sie 
wären im Besitz der üblichen Eintrittskar¬ 
ten. Für diese Gruppen wird ein beson¬ 
derer Teil an der Strecke zum Zuschauen 
zur Verfügung stehen. 
Hinsichtlich der Werbung wird noch ein¬ 
mal darauf hingewiesen, daß weder Pfer¬ 
de noch Boote mit kommerziellen Namen 
zugelassen werden. Diese Festlegung be¬ 
zieht sich nicht auf die in den I.C.F.-Be- 
stimmungen genau fixierte Größe der 
Namen der Herstellerfirmen an den Boo¬ 
ten oder Paddeln. 
Gerry Leopold 
Die Trainingszeiten wurden zwischen den 
einzelnen Nationen so aufgeteilt, daß jede 
Mannschaft einmal am Vormittag und ein¬ 
mal am Nachmittag je eineinhalb Stunden 
am Wasser trainieren konnte. Es wurden 
mehrere Nationen zu Trainingsgemein¬ 
schaften zusammengeschlossen, so daß 
dann bei jedem Training ca. 35 Boote je¬ 
weils am Wässer waren. 
An einigen vom Veranstalter zur Verfü¬ 
gung gestellten Aufhängeeinrichtungen 
konnten sich die Mannschaften die Tore 
selbst befestigen, dazu kam daß einige 
Nationen noch eigene Torkombinationen 
ausgehängt hatten, so daß im Großen und 
Ganzen ein sehr guter Trainingsslalom 
vorhanden war. Seitens des Organisations¬ 
komitees wurde übrigens zugesagt, für die 
weiteren Trainingswochen eventuell einen 
kompletten Slalom, den sich die Mann¬ 
schaftsführer aushängen können, aufzu¬ 
stellen. 
Die österreichische Mannschaft, die aus 
dem A-Kader der Olympiakandidaten Kurt 
Preßlmayr, Hans Schlecht, Barbara und 
Norbert Sattler, Steindl-Müllneritsch so¬ 
wie dem B-Kadermann Helmut Ramelov 
und dem Nachwuchsfahrer Norbert Neu¬ 
mayer vom ÖAV Tulln bestand und unter 
der Leitung der Slalomreferenten Karl 
Hietier und Karl Prachner in Augsburg an¬ 
wesend war, wurde mit den Mannschaf¬ 
ten der DDR und der Schweiz zu einer 
Trainingsgemeinschaft zusammengeschlos¬ 
sen. Diese Zusammensetzung war aus 
sprachlichen Gründen sehr willkommen, 
dazu kam, daß die Mannschaft der DDR 
mehrere Funktionäre zur Verfügung hatte, 
die bei Kenterungen als Rettungsmänner 
fungierten und gelegentlich auch unserer 
Mannschaft aus dem Wasser halfen. 
Die Trainingszeiten wurden vom Organisa- 
Splitter 
tionskomitee und der noch anwesenden 
Baufirma — die verständlicherweise Inter¬ 
esse daran hatte, die durch das Training 
an den Grünflächen entstehenden Beschä¬ 
digungen so gering als möglich zu halten 
— den einzelnen Nationen streng vorge¬ 
schrieben. Die Trainingsanlagen durften 
von den Athleten nicht einzeln, sondern 
nur mit der kompletten Mannschaft frü¬ 
hestens eine halbe Stunde vor Beginn des 
festgesetzten Trainings betreten und mu߬ 
ten auch nach diesem wieder gemein¬ 
schaftlich verlassen werden. Es ist aber 
fallweise trotzdem gelungen, diese Ein¬ 
teilung zu durchbrechen und beim Training 
der anderen Nationen zuzusehen. 
Die Trainingsintensität der einzelnen 
Mannschaften zeigte schon, wie nahe man 
vor den Olympischen Spielen steht. Die 
technischen Errungenschaften, wie die des 
Videorekorders, wurden von den meisten 
Nationen als positives Hilfsmittel für das 
Training erkannt und eingesetzt. Leider 
stand der österreichischen Mannschaft bei 
diesem ersten Slalomtraining in Augsburg 
ein diesbezügliches Gerät noch nicht zur 
Verfügung, doch hoffen wir, daß trotz der 
hohen Anschaffungskosten (S 50.000.—) 
auch unsererseits auf dieses wichtige 
Hilfsmittel nicht verzichtet werden muß 
und wir in der Lage sein werden, beim 
nächsten Trainingskurs ebenfalls damit zu 
arbeiten. 
Ebenso wird es notwendig sein, trotz der 
hohen Kosten, die ein Aufenthalt in Augs¬ 
burg verursacht, weitere Funktionäre, die 
ein geregeltes und sinnvolles Training 
überwachen können, zum nächsten Trai¬ 
ningskurs auf die Olympiastrecke zu ent¬ 
senden. 
Die Einstellung der einzelnen Athleten zu 
der Slalomanlage ist derzeit noch sehr 
unterschiedlich, da es sicher nicht einfach 
ist, sich an diese künstlich angelegte 
Strecke zu gewöhnen. Wir hoffen jedoch, 
Österreichs Paddelsport, Nr. 3, 1972 
Vorolympische 
Erstes internationales Slalomtraining in Augsburg
	        
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