Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

den in beiden Läufen Gekenterten befand 
sich auch der Titelverteidiger DDR. Durch¬ 
kommen war allein schon als großer Er¬ 
folg zu werten und wir freuten uns Ober 
diesen Erfolg unserer Mannschaft, die 
nach dem ersten Durchgang an dritter 
Stelle lag! Die Tschechen markierten im 
ersten Rennen mit 630 Strafpunkten die 
Note 1040,2 und holten sich damit den 
Titel. Im zweiten Lauf mußte sie schwim¬ 
men. Die Jugoslawen schalteten nach ei¬ 
ner Kenterung wegen Paddelbruches im 
ersten Lauf auf ihren schnellsten Gang 
und gewannen den zweiten — außer 
ihnen kam niemand über die Distanz — 
mit 1231,7. Damit waren sie Zweite vor 
BRD und die Österreicher hatten ihren 
vierten Platz. Damit war die „Fata Mor- 
gana" einer Bronzenen in der Liesergischt 
zerstoben! 
überaus dramatisch verlief das Rennen 
für die US-Equipe, von der Raleith-Con- 
net kenterten. Raleith wurde sofort gebor¬ 
gen, Connet konnte die Bälle nicht errei¬ 
chen und mußte dreihundert Meter 
schwimmend zurücklegen, bis er endlich 
ans Ufer geholt werden konnte. 
Die erste Bronzene für Österreich! 
Österreichs Kanuten spielten im Mann¬ 
schaftslauf der Kajak-Einer zum erstenmal 
ihre wahre Stärke aus und erkämpften 
eine Bronzene! Preslmair, Fabian und 
Hausmann sicherten sich diesen Platz 
durch ihre Leistung im ersten Durchgang. 
Preslmair kenterte überraschend bei Tor 
3, richtete sich ebenso schnell wieder auf 
und verlor nicht viel Zeit. Die Österreicher 
fuhren ziemlich geschlossen und meister¬ 
ten das schwere Tor 9 ausgezeichnet. 
Preslmair hatte bei Tor 15 im zweiten 
Lauf Pech, brach sich das Paddel und 
mußte bis zum Ziel mit einer Paddel¬ 
hälfte das Auslangen finden! Es gab viel 
Beifall fürs Weiterfahren, aber enormen 
Zeitverlust. Im Feld der 12 Teams waren 
sämtliche Spitzenreiter der letzten WM, 
bei denen Österreich auf Platz 6 gelandet 
war, vertreten. Unser Team schlug die 
Polen, Engländer, Tschechen und Italiener 
und mußte sich nur den Westdeutschen 
und den Ostdeutschen beugen. BRD — 
1963 Siebente — kam durch Vogt, Engel¬ 
ke und Weinmann überraschend zur 
Goldmedaille und verwies Titelverteidiger 
DDR — Gläser, Lange, Luber — auf den 
„Silberplatz". 
CSSR-Doppelerfolg im Mix C 2 
Der gemischte C 2, endete mit einem 
Doppelerfolg der Teams Sirotkova-Ja- 
nousek und Sedivcova-Sedivec vor Schön- 
feld-Wängler (DDR). Gleich dahinter kam 
schon wieder ein CSSR-Boot mit Absolo- 
nova-Absolon. Titelverteidiger Alenka- 
Borut aus Jugoslawien waren nicht am 
Start. Die Tschechen brillierten durch eine 
überaus mutige Fahrt, was man aber 
durchaus nicht von allen Teilnehmern be¬ 
haupten konnte, österreichische Kanuten 
waren in diesem Rennen der zwölf Zwei¬ 
ermannschaften aus fünf Nationen nicht 
am Start. 
C 2 an Merkel-Merkel 
Der zweite Renntag begann mit dem C 2- 
Einzelbewerb. Die Lieser war um 10 cm 
gestiegen und es wurden deshalb einige 
Tore gestrichen; Für die Canadier-Zweier 
waren aber sämtliche Passagen zu fah¬ 
ren. Dreißig Boote mit Fahrern aus 8 Na¬ 
tionen standen im Programm, von denen 
drei nicht antraten. Darunter auch Biegl- 
Schielhuber, die ihre Kräfte für ein aus¬ 
sichtsreicheres Rennen sparten. Titelver¬ 
teidiger Günther und Manfred Merke! 
Sämtliche Tore waren auch im Kanu-Einer- 
Einzellauf der Herren zu fahren, an dem 
sich 50 Aktive aus zwölf europäischen 
und überseeischen Nationen beteiligten. 
Vier Österreicher waren am Start: Man¬ 
fred Hausmann, Günther Tremba, Robert 
Fabian und mit Startnummer 148 Kurt 
Preslmayr, der Zehnte des Jahres 1963. 
Hausmann legte eine saubere Fahrt vor, 
passierte die Tore 5 bis 9 fehlerfrei und 
verschwand in den Brechern bei der Ertl- 
wand aus unserem Blickfeld. Der Ost¬ 
deutsche Rolf Luber, Zweiter 1963, war 
sehr schnell und fuhr Tor 9 wohl am 
knappsten an. Günther Tremba kam im 
ersten Durchgang auf 564,0, Manfred 
Vogt (BRD) stellte auf 359,1. Lange Zeit 
hielt Fritz Lange (DDR) mit 297,1 Bestzeit, 
bis überraschend der junge Westdeutsche 
Uli Raysz die Note 282,9 erzielte. Diese 
Marke ließ aufhorchen, da war ein aus¬ 
gezeichneter Geheimtip unterwegs! Das 
war der Stand nach zwei Dritteln des 
ersten Laufes. Titelverteidiger Jürgen Bre¬ 
mer (DDR) konnte Raysz mit seinen 287,9 
nicht mehr gefährden, Kurt Preslmayr kam 
mit 415 2 auf den 19. Platz. Der WM-Drit- 
te 1963, Jiri Cerny (CSSR), erzielte 382,9 
und der Ostdeutsche Eberhard Gläser 
302,4. Der Stand nach dem ersten Lauf: 
Raysz vor Bremer, Lange, Gläser und Ro¬ 
bert Fabian. Hausmann, Preslmayr und 
Tremba nicht unter den ersten Zehn. 
Im zweiten Durchgang kam Eugen Wein¬ 
mann (BRD) mit 283,8 nahe an Uli Raysz 
heran, Robert Fabian erzielte als allerer¬ 
ster null Strafpunkte und fuhr mit 281,1 
vielbejubelte Bestzeit! Genau 2 Minuten 
und 20 Sekunden dauerte dieser öster¬ 
reichische Jubel, dann kam durch den 
Lautsprecher die Meldung, daß Uli Raysz 
mit 20 Strafpunkten und der schnellen 
Fahrzeit von 257,7 Fabians Zeit eingestellt 
hätte. Zwanzig Fahrer, darunter Bremer, 
Preslmayr, Cerny und Gläser, waren zu 
diesem Zeitpunkt noch nicht gefahren. 
(DDR) kamen im ersten Durchgang gleich 
auf die Siegermarke von 369,7, nachdem 
sie sehr schnell (349,7 Sekunden) und na¬ 
hezu fehlerfrei (20 Strafpunkte) unter¬ 
wegs waren. Die ausgezeichneten Tsche¬ 
chen Jiri Dejl und Zdenek Fifka holten 
sich ihre Silbermedaille im zweiten Lauf, 
ebenso die „bronzenen" Schweizer Fer¬ 
nand Goetz und Hugo Klingebiel. Öster¬ 
reich war durch Leo und Heinrich Reiter 
sowie Tutschka-Haberzettel vertreten, 
Reiter-Reiter badeten beim ersten Heat 
und holten sich im zweiten Lauf mit 996,4 
den 18. Rang. Tutschka-Haberzettel mu߬ 
ten ebenfalls im ersten Durchgang ins 
Wasser und traten zum zweiten nicht an. 
Es gab in diesem Rennen zahlreiche Ken¬ 
terungen— insgesamt 15 in beiden Durch¬ 
gängen! 
Bremer enttäuschte und konnte sich nicht 
steigern. 
Und dann kam es zur Bombensensation, 
als Kurt Preslmayr aufs Ganze ging; hat¬ 
te er im ersten Lauf die Strecke geprüft, 
so wertete er im zweiten seine Erfahrun¬ 
gen so goldrichtig aus, daß nur Gold der 
Lohn dafür sein konnte: Mit null Straf¬ 
punkten und der Bombenzeit von 276,7 
Sekunden stellte er alles ein, was bisher 
an Bestzeiten aufgeboten worden war! 
Auf den ersten 300 bis 400 m unerhört 
schnell, verblüffte Preslmayr durch seine 
Slalomdemonstration: So gut und konzen¬ 
triert hatte man unseren vielfachen Mei¬ 
ster noch nie gesehen! Wir wagten noch 
nicht zu hoffen; als er aber die Ertlwand 
mit ihren kritischen Torpassagen ohne jeg¬ 
lichen Fehler in einwandfreiem, beste¬ 
chenden Stil passiert hatte, warteten wir 
in unerhörter Spannung auf seine Zeit. 
Das qab einen Jubel, als sie bekannt wur¬ 
de! 
Nun aber mußten noch bange Minuten 
überstanden werden, bis der Sieg des 22- 
jährigen Steyrer Modelltischlers endgültig 
feststand: Gläser war noch nicht gefah¬ 
ren! Er kam in einem phantastischen Ren¬ 
nen ganz nahe an Preslmayrs Note mit 
277,4 heran und es gab Unruhe, als wir 
hörten, daß mit einer Entscheidung des 
Torrichters bei Tor 7 etwas nicht ganz in 
Ordnung wäre: Gläser hatte zehn Straf¬ 
punkte wegen Berührens einer Torstange 
erhalten, der Torrichter hatte aber an¬ 
geblich vorher null Punkte aufgezeigt. Die 
zehn Punkte waren zweiter Platz für Glä¬ 
ser, der nur sieben Zehntelsekunden lang¬ 
samer war als Preslmayr. Eine Streichung 
dieser zehn Punkte hätte Sieg für Gläser 
und für Preslmayr zweiten Platz bedeu¬ 
tet! Chef-Torrichter Jack Spuler klärte die 
Situation, es kam zu keinem Protest der 
DDR — wie aber vielfach zu hören war 
— und es wurde festgestellt, daß Gläser 
Preslmayrs Goldjagd 
„ÖSTERREICHS PADDELSPORT" 6/1965 
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