Volltext: Österreichs Paddelsport 1965 (1965)

Olympia-Test auf dem Reißeek 
2300 Meter hoch liegt Mexiko City, der Austragungsort der nächsten Olympischen Sommerspiele. Diese Höhenlage wird un¬ 
gewohnte Bedingungen für die Spitzensportler bringen. Diese Bedingungen zu erproben werden sich nach den heurigen 
Weltmeisterschaften Paddler aus mehreren Ländern, auch Vertrete' des ÖPV, auf dem Stausee des Reißeck-Kraftwerkes in 
Kärnten zusammenfinden, der in gleicher Höhe liegt. Eine wichtige Rolle werden dabei nicht nur die Trainer sondern auch die 
Sportmediziner spielen, die von den Höhenversuchen wertvolle Erkenntnisse ableiten wollen. „An den Goldmedaillen von 
Mexiko City wird die Wissenschaft allergrößten Anteil haben", schrieb ein Journalist in diesem Zusammenhang. Hoffentlich 
ist der Stausee bis zu dem vorgesehenen Termin eisfrei I 
Die Geschlagenen von Tokio 
Noch bei allen Olympischen Spielen gab es Fovorits die dann im Wettkampf um die Goldmedaillen unterlagen. So auch in 
Tokio. Einige dieser großen Geschlagenen bringen jedoch heuer eine neue Variante und machen die Saison 1965 zu der 
Saison der Revanche. Der australische Langstreckenläufer Ron Clark und der französische Mittelstreckler Michel Jazy laufen 
Weltrekord auf Weltrekord, die französische Schwimmerin „Kiki' Caron holte sich ebenfalls den Weltrekord und das gleiche 
tat der amerikanische Hammerwerfer Conolly. Sie und noch manchen anderen hat die Niederlage nicht gebrochen, sondern 
offenbar zu neuer Kraftanstrengung angespornt. Ob allerdings in drei Jahren in Mexiko nicht dann schon wieder ein anderer 
voran sein wird, steht auf einem anderen Blatt. 
Protest gegen den Protest 
ln den Wettkampfbestimmungen sind jene Verstöße genau aufgezählt, die mit Disqualifikation zu ahnden sind. Gleichgültig 
ob der Wettkämpfer durch die Regelwidrigkeit einen entscheidenden Vorteil erlangte oder nicht. Wenn der zuständige 
Kampfrichter bei der Rennsport-Staatsmeisterschaft eine unkorrekte Ablöse der „Forelle"-Staffel meldete, mußte die Staffel 
daher disqualifiziert werden, unbeschadet der Tatsache, daß der Sieg der Steyrer überlegen und nicht auf die fehlerhafte 
Ablöse zurückzuführen war. An diesem Sachverhalt gibt es nichts zu rütteln, so hart es im einzelnen Fall auch aussieht. 
Nicht ganz verständlich ist dabei nur, warum von „Schwarz-Weiß" die Meldung des Kampfrichters sofort durch einen Protest 
untermauert wurde. Etwa in der Ansicht, doppelt hält besser? Ein Sportler hat selbstverständlich das Recht gegen Regelver¬ 
stöße eines Konkurrenten zu protestieren. Aber Proteste gegen Regelverstöße, die kaum auf den Ausgang des Rennens Einfluß 
hatten, haben stets einen etwas faden Beigeschmack. Die sportlich einwandfreie Reaktion der Steyrer wäre der erwartete, über¬ 
legene Sieg im Schlußrennen der Vierer über 10.000 Meter gewesen. 1958 bei den Weltmeiterschaften in Prag erlebten wir 
Ähnliches, als Hatlacky und Briel, überlegen voran, disqualifiziert wurden, weil sie bei Sturm und Gewitter an den Zielbojen vor¬ 
beigefahren waren — und der Dritte Strömberg sehr aufgeregt auf den Verstoß hinwies — worauf Briel und Hatlacky am 
folgenden Tag über 1000 Meter deutlich siegten, wobei Strömberg überhaupt nichts mehr mitzureden hatte.) Die Steyrer 
wählten eine andere Antwort, sie fuhren heim. Und das war so ungefähr das Falscheste, was sie tun konnten. Denn damit ge¬ 
winnt man unter Sportlern keine Sympathie. Wettkämpfer neigen ja, wenn sie jäh aus Siegesfreuden gerissen werden, oft zu 
impulsiven Protesten (man hat das schon von vielen erlebt). Da wäre es aber dann Sache der älteren Vereinsfunktionäre 
zur Besonnenheit zu mahnen. 
Sportwarte als Propheten 
Auswahlmannschaften zusammenzustellen gehört zu den schwierigsten Aufgaben der Sportwarte. Und noch schwieriger wird 
diese Aufgabe, wenn sie ohne Vergleichsmöglichkeit der Kandidaten gelöst werden muß. Die Rennsportreferenten nominierten 
für Karlsruhe und Berlin einen Auswahlvierer des ÖPV. Sie stellten vier Wettkämpfer, die heuer noch nie in einem Rennen zu¬ 
sammen am Start waren. Für die Vierer-Mannschaft zur Europameisterschaft hatten die Sportwarte dann die Möglichkeit eines 
Tests. Das Einer-Rennen über 1000 Meter bei den Staatsmeisterschaften wurde dazu bestimmt. Und das Ergebnis: Die Plätze 
eins bis vier belegten genau jene vier Sportler, die schon vorher den Auswahlvierer gebildet hatten. Eine glänzendere Be¬ 
stätigung hat selten ein Sportwart erfahren. 
ÖSTERREICHS PADDELSPORT 5/1965 
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